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Schröder spricht über seine Erfahrungen bei Potsdam

Vor dem Finale der UEFA Women's Champions League gegen Olympique Lyonnais spricht Potsdams Trainer Bernd Schröder mit UEFA.com über seine bemerkenswerte Karriere und die Aussichten seiner Mannschaft auf die Titelverteidigung.

Schröder spricht über seine Erfahrungen bei Potsdam
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Zum zweiten Mal in Folge hat Bernd Schröder das Team vom 1. FFC Turbine Potsdam ins Finale der UEFA Women's Champions League geführt. Der Trainer sprach mit UEFA.com über seine erfolgreiche Karriere, die Erfolgsgeschichte seines Vereins und die Aussichten auf die Titelverteidigung.

UEFA.com: Was war ihr denkwürdigster Moment in 40 Jahren als Trainer?

Bernd Schröder: Wir wussten ja nach der sogenannten Wende gar nicht, wie es weitergeht, weil der Verein völlig ohne Mittel da stand, als sich das Unternehmen zurückgezogen hat. Der wahre Durchbruch und für mich der große Aha-Effekt war 2004, das Erreichen des Pokalfinals in unserem Wohnzimmer in Berlin. Wir haben immer gesagt, da müssen wir mal hin, weil es in der Nähe ist und quasi unser Heimstadion. Dann kommen wir 2004 ins Finale und gewinnen mit einer sensationellen Leistung 3:0 gegen Frankfurt, das war schon ein Einschnitt und ein Aha-Effekt, den wir so schnell nicht vergessen werden.

UEFA.com: Was bedeutet es Ihnen, zum zweiten Mal in Folge im Finale der UEFA Women’s Champions League zu stehen?

Schröder: Wir haben in sieben Jahren von 2004 an 15 Titel geholt, mit UEFA-Pokal, mit drei DFB-Pokalsiegen, fünf Meisterschaften, fünf Hallencups, in sieben Jahren, dass muss man sich mal vorstellen, das ist einmalig auf der Welt. Das Entscheidende in diesem Jahr ist, dass es im 40. Jahr unseres Bestehens passiert. Dass wir praktisch zum dritten Mal hintereinander deutscher Meister sind und zum zweiten Mal in Folge im Champions-League-Finale ist herausragend, gerade weil es im Jahr des Jubiläums passiert, wo man doppelt feiern kann.

UEFA.com: Wie wichtig war der Erfolg von Turbine Potsdam in den letzten Jahren für die Stadt?

Schröder: Potsdam ist nicht die große Fußballstadt, wenn man davon absieht, dass wir Berlin in der Nähe haben. Wir haben andere Sportarten, Weltklassesportarten, Kanu, Rudern, Schwimmen, in der Leichtathletik über die Jahre. Das Besondere ist in unserer Stadt, Land, Region, dass wir eine große Sportfamilie sind, dass wir uns gegenseitig verstehen und lernen, wir trainieren teilweise parallel gemeinsam, das ist schon eine tolle Sache und ich denke, das findet man woanders nicht. Die Summe dieser Erfolge ist auch der Erfolg des Landes, der Stadt, des Ministerpräsidenten, der alles tut, um den gemeinsamen Gedanken des Sports in unserem Lande zu erhalten und weiterzuentwickeln.

UEFA.com: Was war der entscheidende Faktor für den Sieg gegen den FCR 2001 Duisburg und den Einzug ins Finale?

Schröder: Wir haben es nicht so erwartet, denn wir waren auf einem sehr wackligen Weg, haben ein ganz schlechtes DFB-Pokalfinale in Köln gespielt, haben verdient verloren. Wir waren der Meinung, es wird dieses Jahr sehr schwer gegen Duisburg, weil Duisburg ähnlich wie Frankfurt ja hohes Potenzial hat. Aber letztendlich haben wir mit einer in beiden Spielen willensstarken Mannschaft gespielt, mit einer jungen Mannschaft.

UEFA.com: Wie erklären Sie sich Deutschlands Erfolg auf nationaler und internationaler Ebene?

Schröder: Wir haben uns nie gescheut, internationale Spiele zu bestreiten. Alleine jedes Jahr das Hallen-Turnier in Jöllenbeck mit den Skandinaviern zu spielen, hat uns in Kontakt mit Topspielerinnen gebracht, die dort in diesen Mannschaften spielen. Wir haben auch den Blick auf internationale Ebene, ich als Trainer und unsere Spielerinnen natürlich auch durch die Länderspiele.

Bei Potsdam haben wir fünf oder sechs Spielerinnen in der Nationalmannschaft, da hat man natürlich immer automatisch die Erfahrungen dieser Spielerinnen, die das mitnehmen. 2004 waren wir zum ersten Mal U19-Weltmeister mit Viola Odeberecht, Anja Mittag oder auch Patricia Hanebeck, die wir jetzt verpflichtet haben. Die bringen diese internationale Erfahrung mit, die Symbiose ist eine Summe von diesen Dingen.

UEFA.com: Jetzt treffen Sie im Finale wieder auf Olympique Lyonnais, eine Mannschaft mit großen Namen. Wieso glauben Sie, dass Sie wieder gewinnen können?

Schröder: Wir sind vorbereitet auf die Art und Weise, wie Lyon Fußball spielt. Ich denke, wir wissen mehr von den Spielerinnen, als vielleicht umgedreht. Wir sind auf die körperbetonte Spielweise vorbereitet, deswegen denke ich, sind wir besser vorbereitet als im letzten Jahr. Ob es dann reicht, muss man sehen.

UEFA.com: Wer sind die wichtigsten Spielerinnen von Lyon?

Schröder: Ich denke, dass Lara Dickenmann einen großen Schritt gemacht hat. Ansonsten ist es eine Mischung von hervorragenden Spielerinnen. [Sonia] Bompastor ist zurück aus den USA, die kennt man noch von Montpellier. Sie sind natürlich nicht jünger geworden, aber sind immer noch im guten Fußballalter.

UEFA.com: Haben Sie nach dem Triumph im letzten Jahr befürchtet, dass Ihre Spielerinnen in ein Motivationsloch fallen würden?

Schröder: Wir haben natürlich in diesem Jahr nach dem Champions-League-Sieg nicht den Fußball gespielt, weil viele auch das Gefühl hatten, wir haben viel erreicht und man kann sich etwas zurücklehnen. Es geht nur durch Homogenität in der Mannschaft, dass keine Spielerin abhebt, dass um acht im Training genauso alle da sind wie am Sonntag oder Feiertag. Das Entscheidende bei uns ist, dass diese besondere Heraushebung im Team nicht so ist, dass es stört in der Entwicklung.

Wir haben uns immer wieder rausgerissen aus dieser Situation. 2009 verlieren wir 0:7 im Pokalfinale in Berlin, acht Tage später müssen wir ins entscheidende Spiel gehen. Wir haben die ganze Woche nicht über das Spiel geredet, sondern nur gearbeitet.

UEFA.com: Was war für Sie das beste Spiel in Ihren 40 Jahren im Frauenfußball?

Schröder: Das ist schwer zu sagen. Da gehören immer zwei Teams dazu. Wir haben mal 7:2 in Frankfurt gewonnen, das muss man erst mal spielen, da hat aber Frankfurt einen schlechten Tag gehabt. Von der Nationalmannschaft her natürlich das WM-Finale 2003 gegen Schweden, als Nia Künzer das Golden Goal gemacht hat, was sehr emotional war. Aber absolut sagen, das wäre Kaffeesatzleserei, es gab viele gute Spiele. Das Entscheidende ist bei der Beantwortung, dass die Spiele immer besser geworden sind.