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Estlands Frauenfußball auf dem Weg nach oben

Letzte Woche hielt der Estnische Fußballverband in Tallinn mit Unterstützung der UEFA seine erste Frauenfußball-Konferenz ab.

Von links: Katrin Kaarna, Keith Boanas, Sheila Begbie, Anne Rei, Emma Sykes (UEFA)
Von links: Katrin Kaarna, Keith Boanas, Sheila Begbie, Anne Rei, Emma Sykes (UEFA) ©Lembit Peegel

Letzte Woche hielt der Estnische Fußballverband (EJL) mit Unterstützung der UEFA seine erste Frauenfußball-Konferenz ab.

Frauenfußball-Experten aus dem ganzen Land sprachen in Tallinn über die jüngsten Errungenschaften sowie über die Pläne für die Zukunft. Sheila Begbie vom Schottischen Fußballverband (SFA) präsentierte dabei einige erfolgreiche Aktionen ihres Verbandes.

Der Frauenfußball ist in Estland noch ein sehr junger Sport, erst in den 1990er Jahren wurden hier erste Fußballklubs für Frauen gegründet. Seit letztem Jahr gibt es im EJL eine eigene Kommission für den Frauenfußball, in den beiden Topligen des Landes spielen insgesamt 15 Teams. Seit 2012 gibt es auch Futsal-Teams für Frauen und eine Breitenfußball-Meisterschaft für weibliche Kicker.

"In meinen ersten Spielen als Frauen-Nationaltrainer haben wir gegen Island und Frankreich mit 0:12 verloren, aber inzwischen haben wir gegen starke Gegner auch schon das ein oder andere Spiel gewonnen", sagte Keith Boanas, der 2009 von England nach Estland zog. "Wir sollten nicht mit dem Gedanken in ein Spiel gehen, dass wir sowieso verlieren. So war zumindest zu meinem Amtsantritt die Mentalität, aber seither hat sich eine Menge geändert. Das Positive überwiegt, in den letzten Jahren haben wir viel mehr Spielerinnen und Trainer dazu bekommen."

Anne Rei, Generalsekretärin des EJL und Mitglied der UEFA-Frauenfußball-Kommission, hofft auf einen weiteren Aufschwung des Frauenfußballs im Baltikum. "Die Entwicklung des Frauenfußballs ist eines unserer Hauptziele in den kommenden Jahren. Die Einstellung gegenüber dem Frauenfußball in unserer Gesellschaft ändert sich rapide zum Positiven, in vielen Klubs wird der Frauenfußball inzwischen als normaler Teil der Infrastruktur begriffen."

Begbie, in Schottland für den Mädchen- und Frauenfußball zuständig, gab interessante Einblicke in die Arbeitsweise des schottischen Verbands. "Wir haben in den letzten Jahren große Veränderungen angestoßen. Früher hat unsere Frauen-Nationalmannschaft zweimal die Woche trainiert, heute trainieren sie fünfmal die Woche. Man kann im Frauenfußball noch eine ganze Menge bewegen. Aber das sollten Sie hier nicht Anne [Rei] und Keith [Boanas] überlassen, die Veränderungen müssen von Ihnen, die Sie hier sitzen, ausgehen. Sie sind keine Rivalen, Sie sollten zusammen mit der EJL und der UEFA an Ihren Zielen arbeiten."

"Es geht aber nicht nur um den Fußball. Die Mädchen wollen Freundinnen treffen und Spaß haben", fuhr Begbie fort. “Fördert die Entwicklung der Klubs, fördert die Menschen, die in den Klubs arbeiten, fördert die Trainer und gebt den Mädchen die Chance zu spielen."

Ioan Lupescu, Chef-Technik-Offizier der UEFA, sieht die Entwicklung in Estland optimistisch. "Es ist ein Privileg für mich, hier mit den Pionieren des Frauenfußballs zusammen zu sein", sagte er. "Die Vision der UEFA ist es, Gelegenheiten zu schaffen, dass alle - unabhängig vom Talent – die Chance haben, Fußball zu spielen. In Estland sind nur zehn Prozent aller Trainer Frauen, aber ich erkennen bei Ihnen großen Enthusiasmus, das zu ändern. Ich bin zuversichtlich, dass Sie auf dem richtigen Weg sind. "

Mit Blick auf die internationalen Entwicklungsturniere, die die UEFA im Frühjahr für U16-Teams beiderlei Geschlechts ausgerichtet hat, sagte Lupescu: "Die UEFA-Entwicklungsturniere helfen Ihnen dabei, Schritte in die richtige Richtung zu tun. Wir sind überzeugt davon, dass dies ein ganz wichtiges Alter ist, um zu lernen und den Sprung auf ein Elite-Niveau zu schaffen. Ob man gewinnt oder verliert, ist nicht so wichtig. Wichtig ist, auf höchstem Niveau zu üben und auch der Erfahrungsaustausch zwischen Trainern und Schiedsrichterbeobachtern spielt eine bedeutende Rolle."

Boanas, neben seinem Job als Nationaltrainer auch Koordinator des gesamten Frauenfußball-Bereichs im EJL, erklärte: "Ohne die auch finanzielle Hilfe der UEFA wäre ich nicht hier. Die Turnier-Strukturen der UEFA sind entscheidend für die Entwicklung des Frauenfußballs. Jedes Mädchen muss die Möglichkeit haben, für die Nationalmannschaft oder eine Jugendauswahl zu spielen. Davon profitieren sie enorm. Die Bemühungen der UEFA, ihre Workshops und Turniere sind unglaublich wertvoll."

"Wir haben schon einen weiblichen Trainer mit UEFA Pro-Lizenz [Katrin Kaarna], das ist eine große Errungenschaft für uns. Bis 2017 wollen wir eine zweite Trainerin haben. Im selben Jahr sollten wir zwischen 1 300 und 1 700 Frauen und Mädchen im Ligenbetrieb integriert haben. Wir peilen auch die Zahl von 20 bis 30 weiblichen Schiedsrichtern an, um alle Frauen-Wettbewerbe abzudecken und hoffen, dass sich einige auch für UEFA-Turniere qualifizieren."

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