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Dank Haslers Konzept zu Titeln

Der Triumph der Schweizer Elf bei der FIFA-U17-WM basiert auf einem langjährigen Konzept des Schweizerischen Fußballverbands, das bereits vor sieben Jahren erste Früchte trug.

Unerhoffter Triumph für die Schweiz
Unerhoffter Triumph für die Schweiz ©Getty Images

Der Triumph der Schweizer Auswahl bei der FIFA-U17-Weltmeisterschaft basiert auf einem langjährigen Konzept des Schweizerischen Fußballverbandes (SFV), das bereits vor sieben Jahren erste Früchte trug.

Zum zweiten Mal nach 2002
Der Weltmeistertitel der U17-Junioren der Schweiz hat weltweit für Aufsehen gesorgt. Zum ersten Mal überhaupt stand eine Schweizer Mannschaft im Endspiel einer Weltmeisterschaft und gestaltete dies gegen die höher eingestuften Nigerianer, die als Ausrichter des Turniers auch auf den Heimvorteil zählen konnten, auch noch erfolgreich. Ein vergleichbarer Erfolg war bislang nur der Schweizer U17-Mannschaft des Jahres 2002 beschieden, als diese sich bei der UEFA-U17-Europameisterschaft in Dänemark den Titel sicherte. Berühmteste Spieler dieses Turniers waren welche wie Tranquillo Barnetta und Philippe Senderos, die jetzt zum Stamm der A-Nationalmannschaft gehören und in großen europäischen Ligen aktiv sind.

Geld für den Nachwuchs
Dass ein kleines Land mit gut 200 000 lizenzierten Fußballern große Nationen, die über einen bedeutend grösseren Fundus an Talenten verfügen, besiegen kann, wird auf das jahrelang praktizierte Ausbildungssystem zurückgeführt, das 1993 ins Leben gerufen wurde. Dank finanzieller Unterstützung einer Schweizer Großbank, die seither jährlich vier Millionen Schweizer Franken beisteuert, wurden Strukturen geschaffen, welche die professionelle Arbeit innerhalb des Verbandes erst ermöglichten. Die Abteilung Technik des Verbandes wurde unter der Führung von Hansruedi Hasler professionalisiert und mit zahlreichen Profi-Auswahltrainern in allen Bereichen aufgerüstet.

Haslers Einfluss
Hansruedi Hasler, der promovierte Erziehungswissenschaftler, ist seit 1995 als Technischer Direktor des Schweizerischen Fussballverbandes tätig. Für ihn waren "nie die Resultate entscheidend. Wichtiger ist die persönliche Entwicklung der Burschen", so der 62-Jährige, der ab nächstem Jahr als Berater für den Grasshopper-Club arbeiten und dessen Scouting-Abteilung neu organisieren wird. Der als stiller Arbeiter geltende Hasler, der einst den FC Grenchen und den FC Biel in der zweithöchsten Schweizer Liga trainierte, sieht den Erfolg der U17 in Nigeria als "wunderschönen Höhepunkt zum Abschluss" und meint weiter: "Man soll gehen, wenn es am meisten Spaß macht."

Profitrainer für den Nachwuchs
Es wurden in der Vergangenheit Richtlinien erlassen, welche die Nachwuchsarbeit bei den Schweizer Profivereinen verbessern sollten. So hat jeder Verein eine bestimmte Anzahl Profi-Nachwuchstrainer zu beschäftigen, um vom Verband finanziell unterstützt zu werden. "Die Vereine sind die Pfeiler des Fussballs. Sie haben ihre Nachwuchsarbeit in den vergangenen Jahren verbessern und Qualitätskriterien erfüllen müssen", so Hasler. "Wir dagegen schütten aus dem Ausbildungsfonds vier Millionen Franken pro Jahr aus. Das alles sind unglaublich wichtige Instrumente, ohne die wir nicht da wären, wo wir jetzt sind. Als wir mit dem Nachwuchskonzept 1995 starteten, gab es in der Schweiz fünf, sechs Profitrainer im Nachwuchsbereich. Heute gibt es 80 Profitrainer."

Auf allen Stufen im 4-4-2
Eine sportliche Massnahme, die bis heute Bestand hat, war überdies, auf sämtlichen Altersstufen das 4-4-2-System einzuführen. Verfechter des einheitlichen Spielsystems war Roy Hodgson, der damalige Nationaltrainer. Außerdem wurden zahlreiche Stützpunkte und vorbildliche Trainingszentren aufgebaut, um auch die Infrastruktur zu erneuern und auf einen entsprechenden Stand zu bringen.

Das Image der Schweizer
Die Schweizer Fußballer besaßen seit jeher einen zweifelhaften Ruf. Es hieß oft, Schweizern fehle der so genannte Siegerwillen. Man sprach immer wieder von "ehrenvollen Niederlagen", egal auf welcher Altersstufe. Durch die Erfolge des A-Teams, das 1994 erstmals nach 28 Jahren wieder an einer WM-Endrunde teilnahm, wurde dem erstmals abgeholfen. Dass sich das Image der Fußball-Schweiz stetig verbesserte, war zudem den Schweizern zuzuschreiben, die sich in europäischen Top-Ligen einen Stammplatz erarbeiteten. Hierfür sind Stéphane Chapuisat (BV Borussia Dortmund) und Ciriaco Sforza (FC Bayern München, 1. FC Kaiserslautern) die besten Beispiele.

"Secondos" mit entscheidendem Einfluss
Doch nachhaltig zur Stärkung des Schweizerischen Selbstvertrauens haben auch die so genannten "Secondos" beigetragen. Secondos werden Spieler mit ursprünglich ausländischer Herkunft genannt. Durch ihre mehrheitlich südländische Mentalität haben sie nebst spielerischen Fähigkeiten und Kreativität ein neues, für Schweizer eher untypisches Selbstverständnis implementiert. Der Einfluss der Secondos gilt als bedeutend. So überraschte es nicht, als man vor der WM in Nigeria verkündete, Weltmeister werden zu wollen. Früher wären solche Worte als vermessen oder gar überheblich bezeichnet worden. Heute gelten sie als Ausdruck von Siegeswillen und Überzeugung. Schließlich hielt das Team von Trainer Daniel Ryser, das aus Spielern besteht, deren Wurzeln auf dreizehn verschiedene Länder und drei verschiedene Kontinente verteilt sind, auch Wort.