Chelsea-Trainer Thomas Tuchel über den Superpokal, seinen Sommerurlaub und den Neustart
Mittwoch, 11. August 2021
Artikel-Zusammenfassung
"Was gibt es Schöneres, als die Saison mit einem europäischen Finale zu beginnen", sagt der Chelsea-Trainer gegenüber UEFA.com.
Top-Medien-Inhalte des Artikels
Artikel-Aufbau
Im Januar 2021, einen Monat nach seinem Abschied von Paris Saint-Germain, wurde Thomas Tuchel als Chelsea-Trainer engagiert. Und in den letzten 18 Monaten hat er Höhen und Tiefen erlebt.
Tuchel führte Paris 2020 erstmals ins Finale der UEFA Champions League, verlor dort mit 0:1 gegen die Bayern, besser lief es aber mit seinem neuen Team. Im Endspiel in Porto setzte sich Chelsea gegen den Premier-League-Rivalen Man. City mit 1:0 durch. Nach einem kurzen Sommerurlaub ist der 47-jährige Deutsche wieder auf dem Weg zu einem neuen Erfolg, wenn die Londoner im UEFA-Superpokal am Mittwoch in Belfast auf Villarreal treffen. "Der Fokus liegt auf der Zukunft", sagt er gegenüber UEFA.com.
Über das Duell gegen Villarreal im Superpokal
Ich habe großen Respekt vor Villarreal und Unai Emery. Sie können den [UEFA Europa League]-Pokal bald den Unai-Emery-Pokal nennen! Dieser Typ ist unglaublich. Er hat fünf Mal im Finale gespielt und es vier Mal gewonnen - das ist verrückt.
Und bei spanischen Mannschaften muss man sehr vorsichtig sein. Sie lieben dieses Spiel, und da geht es um Ballbesitz. Und sie spielen es mit viel, viel echtem Mut. Daher denke ich, dass sie dieses Spiel mit dem Gefühl angehen werden, dass sie nichts zu verlieren haben. Aber was gibt es Schöneres, als die Saison mit einem europäischen Finale zu beginnen. Wir werden es sehr ernst nehmen und unser Bestes geben, um die nächste Trophäe mit nach Hause zu nehmen.
Über seinen Sommerurlaub
Zuerst war ich in Paris und habe meiner Familie beim Umzug geholfen - oder sie gestört. Von dort aus sind wir zusammen in den Urlaub gefahren und haben etwas Sonne getankt, denn die ist hier in London und England sehr selten! Mir ist es immer besser gegangen und es fällt mir nicht mehr so schwer, abzuschalten. Wenn ich im Urlaub bin, bin ich im Urlaub. Und ich denke, es ist auch notwendig, um neue Energie zu tanken.
Wie er in der letzten Saison bei Chelsea durchgestartet ist
Wie habe ich es geschafft, so gut anzufangen? Ich weiß es gar nicht! Früher hätte ich gesagt, dass es nie ein ideales Szenario ist, wenn man Mitte der Saison kommt, aber vielleicht war das auch gut so. Schließlich habe ich einen gut strukturierten Verein vorgefunden, eine Top-Organisation, ein sehr offenes und ehrgeiziges Team und viel Unterstützung auf höchster Ebene, und das hat uns die Sache sehr leicht gemacht.
Mit einer Dreierkette zu spielen, passte gut zu all unseren Spielern, auch zu unseren Mittelfeldspielern. Wir haben sehr früh entschieden, dass wir immer zwei unserer drei Mittelfeldspieler auf dem Platz haben wollen - das heißt N'Golo Kanté, Jorginho und Mateo Kovačić. Das ist der Ansatz: das zu tun, was gut für die Mannschaft ist und was zu den Eigenschaften der Spieler passt, und wir hatten während der Reise das Gefühl, dass das gut passt.
Über N'Golo Kanté
Jahrelang habe ich darum gekämpft, ihn in meinem Team zu haben, und jetzt haben wir es umgekehrt gemacht - ich kam in sein Team. Es ist der Traum eines jeden Trainers, N'Golo an seiner Seite zu haben, denn er macht es für alle auf dem Platz leichter. Er ist so ein netter Kerl, so ein bescheidener Mensch und seine Mentalität ist es, überall auf dem Spielfeld zu sein, die Dinge einfach zu machen, auszuhelfen, den Ball zurückzugewinnen. Ich bin sehr glücklich, dass diese Art von Spieler plötzlich so glänzt auf diesem Niveau. Denn es ist wichtig für den Fußball, dass diese Art von Spielern, die einer Mannschaft dienen, im Rampenlicht stehen.
Über den Finalsieg gegen City
Wir sind vielleicht mit einem leichten psychologischen Vorteil gekommen, da wir schon zweimal in kurzer Zeit gegen sie gewonnen hatten. Wenn sie erst einmal die Maschine zum Laufen gebracht haben, musst du viele Minuten leiden, du musst zusammenstehen, du musst positiv bleiben, und du musst immer aktiv sein. Wir haben an diesem Abend eine große Leistung gebraucht.
Wie war es, nach dem Spiel mit meiner Familie zu feiern? Na ja, das war einfach toll, weil ich das Gefühl hatte, dass es für sie noch viel wichtiger ist. Meine Eltern waren im Stadion, mein Cousin war da, sehr enge Freunde hatten die Chance, im Stadion zu sein. Manchmal bringt deine Familie auch Opfer, und das hat meine Familie mit Sicherheit getan. Und meine Eltern haben das schon lange getan, denn sie haben mich zu jedem Fußballplatz gefahren, als ich sechs Jahre alt war. Es war also ein Geschenk für sie, es war eine Nacht, in der ich ihnen etwas zurückgeben konnte, und es bedeutete mir sehr viel, dass es für uns möglich war, zusammen zu sein.
Was er aus der Finalniederlage 2020 mit Paris gelernt hat
Verlieren macht dich sehr demütig. Man spürt einen Schmerz, der auf diesem Niveau nicht schön ist, wenn man sportlich so ehrgeizig ist. Aber es gehört dazu und es macht dich stärker. Die Herausforderung ist es, daraus zu lernen, deshalb war es ein Geschenk, dass wir wieder das Champions League-Finale erreicht haben. Wir waren sehr dankbar und es war eine fantastische Erfahrung.
Es ist so schön, dass die Leute, die man draußen trifft, und sogar meine Familie und Freunde, ständig über das Finale sprechen. Aber die Herausforderung besteht jetzt darin, es zu vergessen, den Erfolg zu vergessen. Was wir von unserer Mannschaft verlangen, was wir von uns selbst verlangen: neu anzufangen, nach vorne zu schauen, nicht ein Prozent der Entschlossenheit und des Hungers zu verlieren. Das ist die Vergangenheit, und der Fokus liegt auf der Zukunft.