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Sevilla rückt ins Rampenlicht

Ein Fan von Middlesbrough blickte in den blauen Himmel und wünschte sich Regen, vielleicht, weil er wusste, dass der 10. Mai 2006 der Tag von Sevilla werden könnte.

Ein Fan von Middlesbrough FC blickte mittags in den Himmel und wünschte sich Regen, weil er vielleicht wusste, dass der 10. Mai 2006 der Tag von Sevilla FC werden würde. Der Sommer war früh nach Eindhoven gekommen. Ungewöhnlich hohe Temperaturen, ein klarer blauer Himmel; die Fans von Sevilla haben die andalusische Sonne zum UEFA-Pokal-Finale mitgenommen, und diese schien so hell über ihrer Mannschaft wie schon während der ganzen Saison.

Spanische Fiesta
Nach dem Halbfinal-Triumph von Sevilla über den FC Schalke 04 feierte die ganze Stadt bei der Feria de Abril, und die Mannschaft von Juande Ramos sorgte dafür, dass die Spanier auch im PSV-Stadion eine Fiesta feiern konnten. Ihr 4:0-Sieg gegen die Engländer aus Middlesbrough, die ihren Anhängern auf dem Weg ins Endspiel auch schon einigen Grund zum Jubel geliefert hatten, fiel etwas zu hoch aus. Doch als Sevillas erfahrener Kapitän und Kultstar Javi Navarro den UEFA-Pokal in den Nachthimmel reckte, gab es keinen, der den Spaniern diesen Moment nicht gegönnt hätte. Denn dies war der erste europäische Titel für Sevilla.

Größte Stunde
Es war zugleich auch der erste Titel seit dem Gewinn des spanischen Pokals 1948. Middlesbrough hat auch erst einen Titel vorzuweisen und kennt sich mit mageren Jahren bestens aus. Aber die Fans von Boro bewiesen Sportsgeist und zollten den Spaniern in ihrer größten Stunde ebenfalls Respekt. Middlesbrough hatte seinen Anteil an einer denkwürdigen UEFA-Pokal-Saison 2005/06. Wie Kapitän Gareth Southgate bestätigte, waren die sensationellen Siege gegen den FC Basel 1893 und den FC Steaua Bucuresti "Abende, die man niemals vergisst". Doch in seinem letzten Spiel vor seinem Amtsantritt als englischer Nationaltrainer blieb Steve McClaren der ganz große Triumph verwehrt.

Risiko nicht belohnt
Nach dem Kopfballtreffer von Luis Fabiano in der 20. Minute lagen die Engländer mit 0:1 zurück, und so setzte McClaren 20 Minuten vor dem Ende alles auf eine Karte. Er brachte Yakubu Ayegbeni als vierten Stürmer, doch das Risiko wurde nicht belohnt. Sevilla nutzte die sich bietenden Räume perfekt aus und kam durch Enzo Maresca, den Mann des Spiels, sowie Frédéric Kanouté zu weiteren Toren. Bei der anschließenden Pressekonferenz huschte auch dem ansonsten so ernsten Juande Ramos, der die Siegermedaille um den Hals hängen hatte, ein Lächeln über das Gesicht.

"Stolz"
Vor dem Anpfiff richteten sich alle Augen auf McClaren, den angehenden englischen Nationaltrainer; jetzt waren alle Kameras bei Juande Ramos. Über weite Strecken seiner Karriere wurde er kaum beachtet, doch jetzt stand er zum ersten Mal im Rampenlicht. "Wir sind stolz, sagen zu können, dass Sevilla jetzt zumindest bis zum UEFA Champions League-Endspiel nächste Woche die europäische Fußball-Hauptstadt ist", sagte er. "Die Menschen haben lange auf diesen Sieg gewartet - jetzt sind sie glücklich."

"Gefühl der Freude"
Er hat damit etwas Bemerkenswertes vollbracht. Als Ramos, ein ehemaliger Trainer von Sevillas Stadtrivalen Real Betis Balompié, zu Beginn der letzten Saison als neuer Mann auf der Bank vorgestellt wurde, waren viele Leute skeptisch. Doch auch diese Zweifler sahen es jetzt mit Genugtuung, dass er seinen Vertrag in diesem Sommer um ein weiteres Jahr verlängert hat. Die vergangene Saison endete für Sevilla mit einer Enttäuschung - am letzten Spieltag verspielte die Mannschaft einen Platz in der UEFA Champions League. Trotzdem hat man nach dem Erfolg von Ramos nun neue, größere Ziele. Das beweisen auch die teuren Neuzugänge Christian Poulsen, Ernesto Chevantón und Andreas Hinkel. "Das ist ein Gefühl der Freude, das man nicht beschreiben kann", erklärte Ramos in Eindhoven. Im UEFA-Superpokal gegen den FC Barcelona hofft er jetzt darauf, dieses Gefühl noch einmal zu erleben.