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Technischer Bericht der EURO 2016 Teil 1: Wirkungslose Konter

Im ersten Teil des neuen Technischen Berichts zur UEFA EURO 2016 hinterfragt das Expertengremium die abnehmende Anzahl von Kontertoren.

Graziano Pellè erzielte für Italien nach einem Konter das 2:0 gegen Spanien
Graziano Pellè erzielte für Italien nach einem Konter das 2:0 gegen Spanien ©AFP/Getty Images

Bei der EURO 2008 entstanden 46 % der aus dem Spiel heraus erzielten Tore aus Kontern.

Seither ist das Bewusstsein für die Gefährlichkeit von Gegenstößen gewachsen und die Trainergilde hat sich taktisch darauf eingestellt. Bei der EURO 2012 halbierte sich der Anteil der Kontertore auf 23 %, vier Jahre später in Frankreich blieb die Quote auf diesem Niveau.

Hinzu kommt, dass die Statistik insofern mit Vorsicht zu genießen ist, als viele erfolgreiche Gegenstöße erst in der Schlussphase zustande kamen.

Späte Kontertore:

  • Der 2:0-Siegtreffer Bastian Schweinsteigers gegen die Ukraine nach Vorarbeit von Mesut Özil.
  • Die beiden praktisch identischen Tore Graziano Pellès in der Nachspielzeit, die gegen Belgien und Spanien jeweils das 2:0 und die Entscheidung bedeuteten.
  • Der nach einem Steilpass erzielte Treffer des Ungaren Zoltán Stieber in der 87. Minute der Partie gegen Österreich und das 2:1 der Isländer gegen dieselbe ÖFB-Elf, dank dem sich die Nordländer in der 94. Minute den zweiten Platz in Gruppe F sicherten,
  • Portugals Siegtreffer in der 117. Minute gegen Kroatien.
  • Die beiden späten Kontertore Belgiens beim 4:0-Triumph über Ungarn.

Die meisten erfolgreichen Gegenstöße kamen folglich deshalb zustande, weil der Gegner aufgrund des Spielstands gezwungen war, alles nach vorne zu werfen. In nur wenigen Fällen führte ein Konter zur 1:0-Führung: Der Türkei gelang dies gegen die Tschechische Republik, Polen gegen die Schweiz und Belgien gegen die Republik Irland, was deren Trainer Martin O’Neill besonders ärgerte: "Wir befanden uns im Angriff. Wir hatten Freistoß, der Ball wird in den Strafraum gespielt und dann kontern sie uns aus und gehen in Führung. Das war ein sehr, sehr wichtiges Tor, weil wir hinten aufmachen mussten und ein paar Mal erwischt wurden."

In der Regel waren die Teams darauf eingestellt, Gegenstöße gar nicht erst zuzulassen.

"Portugal spielte wie erwartet auf Konter. Doch wir waren dafür bereit und sie kamen erst zu einer Chance, als die 120 Minuten fast vorbei waren", so der kroatische Coach Ante Čačić.

Sein Gegenüber Fernando Santos sagte: "Wir waren bereit und hatten uns vorgenommen, ihre Stärken nicht zur Geltung kommen zu lassen. Wir haben sie erfolgreich am Kontern gehindert."

Nicht anders klang es bei Bundestrainer Joachim Löw nach dem Spiel gegen Polen: "Wir haben verhindert, dass sie ihre Stärken ausspielen und uns mit Gegenstößen weh tun."

Polens Trainer Adam Nawałka merkte nach jener Partie an: "Es gab Phasen im Spiel, in denen die Deutschen die Spielkontrolle hatten. Das war von uns so gewollt, damit wir sie mit unseren Kontern überraschen können."

Die meisten EM-Teilnehmer beherrschten das Konterspiel – zur Entfaltung kam dieses jedoch erst, wenn der Gegner aufgrund der Spielsituationen gezwungen war, hinten aufzumachen.

Dieser Artikel ist auch im offiziellen Technischen Bericht zur UEFA EURO 2016 abrufbar: Hier geht's zum Download.