Italien - Spanien 4:2 i.E.: Jorginho schießt Italien ins Finale

Jorginho ist der Held Italiens im Halbfinale der UEFA EURO 2020. Der Mittelfeldspieler verwandelte den letzten Elfmeter, nachdem zuvor Álvaro Morata an Gianluigi Donnarumma gescheitert war. Nach 90 Minuten und Verlängerung hatte es 1:1 gestanden.

Spiel in Kürze

Das Spiel im Londoner Wembleystadion begann mit Chancen auf beiden Seiten. Schon nach vier Minuten setzte Nicolo Barella den Ball an den rechten Pfosten, hatte zuvor aber im Abseits gestanden. Nur wenig später ergab sich für Mikel Oyarzabal auf Seiten der Spanier eine dicke Gelegenheit. Den präzisen Pass von Pedri in den Strafraum konnte er aber nicht verarbeiten. Und wieder auf die andere Seite. Da kam Unai Simón bei einem Steilpass auf Emerson aus seinem Tor heraus, aber nicht an den Ball. Emerson legte quer auf Barella, der allerdings mit dem Abschluss zu lange wartete.

Die besten Chancen aber sollten erst noch kommen. Dani Olmo scheiterte nach einer knappen halben Stunde mit einem Flachschuss an Italiens Torwart Gianluigi Donnarumma. Kurz vor der Pause standen auch die Azzurri kurz vor der Führung, doch Emerson traf von halblinks nur das Lattenkreuz.

Federico Chiesa erzielte das Führungstor für ItalienPOOL/AFP via Getty Images

In der zweiten Halbzeit brauchten beide Mannschaften etwas länger, um wieder Fahrt aufzunehmen. Als erstes Team gelang das den Spaniern, die sich ein Chancenplus erspielten. Auf Vorlage von Oyarzabal nahm Sergio Busquets den Ball direkt und jagte ihn nur knapp über die Latte. Dann war es wieder Oyarzabal selbst, der an Donnarumma scheiterte.

Das Tor aber fiel auf der anderen Seite, als Federico Chiesa den Ball sehenswert mit rechts ins lange Eck schlenzte. Optisch aber blieb Spanien das bessere Team und hatte sofort Chancen auf den Ausgleich. Doch sowohl Oyarzabal als auch Olmo brachten die Kugel nicht im Tor unter. Erst der eingewechselte Álvaro Morata erlöste die Spanier mit seinem Ausgleich in der Schlussphase der regulären Spielzeit nach einem Doppelpass mit Olmo. Das Spiel ging in die Verlängerung.

Auch in der Extraschicht waren die Spanier die spielbestimmende Mannschaft mit den besseren Chancen. Die Defensive der Squadra Azzurra hatte alle Hände voll zu tun, doch immer wieder stand den spanischen Schüssen aufs Tor ein italienisches Abwehrbein im Weg – ob bei Morata oder Marcos Llorente. Auf der anderen Seite zappelte der Ball dann zwar im Netz. Doch Domenico Berardi stand bei seinem Schlenzer ins rechte Eck im Abseits, so dass das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen musste. In dem Nervenspiel hatten dann die Italiener dank Donnarumma und Jorginho das bessere Ende für sich.

Star des Spiels: Federico Chiesa (Italien)

"Er hat das erste Tor geschossen und war für die Spanier nur schwer zu stoppen."

Aitor Karanka, Technischer Beobachter der UEFA

Federico Chiesa ist der Star des SpielsUEFA via Getty Images

Statistiken

• Italien zieht zum vierten Mal ins Finale ein. Damit liegt jetzt nur noch Deutschland mit sechs Finalteilnahmen vor den Azzurri. Der letzte und bislang einzige EURO-Triumph liegt allerdings schon 53 Jahre zurück.
• Da das Spiel offiziell als Remis gewertet wird, ist die Siegesserie der Italiener nach 15 Spielen gestoppt. Ungeschlagen sind sie aber weiterhin - nun schon seit 33 Spielen. Diesen Rekord haben sie weiter ausgebaut.
• Italien hat mit zwölf Toren schon jetzt den eigenen Rekord für Treffer in einer EURO-Endrunde übertroffen.
• Spanien scheitert nach fünf Erfolgen bei großen Turnieren erstmals in einem Halbfinale.
• Álvaro Morata ist der erste Spanier, der für seinen Klub und seine Nationalmannschaft im Wembleystadion trifft.

Stimmen

Roberto Mancini, Trainer Italien: "Es gibt einige Spiele, in denen man leiden muss, aber wir haben es verdient, hier zu sein. Wir wussten, dass es schwer werden würde. Es war nicht einfach, und Spanien hat uns am Anfang überrascht, indem sie entschieden haben, ohne Stürmer zu spielen. Aber dieses Team ist unglaublich. Jeder will gewinnen, aber diese Gruppe von Spielern wollte etwas Besonderes machen und das haben sie auch geschafft."

Jorginho, Mittelfeldspieler Italien: "Es fühlt sich wunderbar an. Es war ein schwieriges Spiel, wir haben gegen einen starken Gegner gespielt. Sie haben uns das Leben nicht leicht gemacht, wir haben gelitten, haben das aber durchgestanden. Wir haben es nach Hause gebracht und immer daran geglaubt, das ist das Wichtige beim Siegen."

Federico Chiesa, Stürmer Italien: "Ich kann meine Gefühle nicht in Worte beschreiben. Es war hartes Spiel und richtig schwierig, aber nun sind wir im Finale und freuen uns riesig, noch mal hier in Wembley zuspielen."

Gianluigi Donnarumma, Torhüter Italien: "Ich war vor dem Elfmeterschießen ruhig, weil ich wusste, dass ich der Mannschaft helfen kann. Ich möchte mich bei allen bedanken, denn jetzt sind wir nur noch einen Schritt davon entfernt, unseren Traum zu verwirklichen. Spanien ist sehr stark, aber diese italienische Mannschaft hat sehr viel Mut, wir geben nie auf."

Luis Enrique, Trainer Spanien: "Wenn ich meinen Spielern Noten geben müsste, denke ich, dass wir ein 'ausgezeichnet' verdienen. Ich denke, dass sie großartig gewesen sind. Ich kann ihnen keine Vorwürfe machen, ich muss sie loben. Jetzt ist es Zeit für sie, sich auszuruhen."

Sergio Busquets, Kapitän Spanien: "Es ist natürlich schade, wir wollten natürlich gerne bis ins Finale kommen, das wäre super gewesen. Wir haben eigentlich ein gutes Turnier gespielt, wir haben viele Tore gemacht und in einigen Spielen unsere Stärken zeigen können. Wir sind immer nach vorne gegangen und haben gut gekämpft. Italien ist eine starke Mannschaft. So ist es eben im Fußball."

Italien: Donnarumma - Di Lorenzo, Bonucci, Chiellini, Emerson (74. Tolói) - Barella (85. Locatelli), Jorginho, Verratti (74. Pessina) - Chiesa (107. Bernadeschi), Immobile (61. Berardi), Insigne (85. Belotti)

Spanien: Unai Simón - Azpilicueta (85. Marcos Llorente), Eric García (109. Paú Torres), Laporte, Jordi Alba - Koke (70. Rodri), Sergio Busquets (106. Thiago Alcántara), Pedri - Ferran Torres (62. Morata), Oyarzabal (Moreno), Olmo