Dänemark vereint durch "die Freude am Spiel und den Spaß am Leben"
Mittwoch, 30. Juni 2021
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EURO2020.com-Reporter Sture Sandø zeichnet die bemerkenswerte Reise der Dänen durch dieses Turnier bis ins Viertelfinale nach.
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"Wir haben über die letzten Jahre hinweg sehr oft darüber gesprochen, wie einzigartig diese Gruppe ist. Es kann aber manchmal auch etwas langweilig sein, immer wieder zu hören, wie fantastisch wir uns finden. Wenn es aber einmal schwierig wird, ist es wichtig, wie die Leute reagieren."
Diese Worte sprach Dänemarks Torwart Kasper Schmeichel am 14. Juni, nur 36 Stunden nach dem medizinischen Notfall um Christian Eriksen während ihres Auftaktspiels gegen Finnland.
Für uns, die wir damals an dem Tag in Kopenhagen waren, stand die Zeit still. Das Bild, wie Eriksens Teamkollegen spontan einen Schutzkreis um ihn herum gebildet haben, als er behandelt wurde, werde ich nie vergessen.
Dänemark war geschockt, stand aber als Mannschaft und als Nation zusammen. "Ich sehne mich danach, wieder zu trainieren", sagte Stürmer Martin Braithwaite. Schmeichel äußerte ähnliche Gedanken: "Es wäre schön, mal wieder einen Ball in der Hand zu haben und sich wieder freuen zu können." Die Mannschaft brauchte das Gefühl, wieder Fußball zu spielen.
"Wir spielen nicht nur für Christian", sagte Trainer Kasper Hjulmand vor dem zweiten Spiel gegen Belgien. "Wir spielen für das, wofür wir stehen, unsere Identität und das gesamte Dänemark. Das ganze Land hat mit erlebt, was uns passiert ist. Wir sind mit diesem Turnier noch nicht fertig."
Diese Worte klingen heute wie eine Prophezeiung. Doch Hjulmand ist kein Wahrsager. Er ist ein Trainer, der seine Mannschaft kennt und weiß, wozu sie in der Lage ist. Er hat es geschafft, die Mannschaft so zu vereinen, dass sie gegen den Weltranglistenersten eine gute Leistung gezeigt hat.
"Ich glaube, ich habe noch nie etwas so Emotionales erlebt", sagte Pierre-Emile Højbjerg nach der 1:2-Niederlage. "Noch nie. Es war, als ob alle wegen dieser Sache vereint waren. Das habe ich noch nie gesehen oder gefühlt. Es ist eine Sache, es zu sehen, aber eine andere, es zu fühlen. Das habe ich noch nie zuvor gespürt."
Die Atmosphäre hat etwas mit der Mannschaft gemacht. Die Spieler berührten die Fans, und die Fans bewegten die Spieler. Jannik Vestergaard drückte es am besten aus.
"Ich habe den kleinen Jungen in mir wiedergefunden, den kleinen Jungen vom Spielplatz, als ich ein Kind war", sagte er. "Der kleine Junge und die Freude am Spiel, die Freude am Leben im Allgemeinen, sind in uns allen zum Vorschein gekommen. Ich denke, das konnte man sehen."
Das war nach zwei Niederlagen, zur Erinnerung. Und es zeigte, dass sich im dänischen Lager etwas bewegte. Sie waren beflügelt. Dann kam Spieltag 3 gegen Russland.
Als Andreas Christensen mit einem Distanzschuss die Gastgeber mit 3:1 in Führung brachte, flog das Dach des Parken Stadions weg. Dänemark war weiter.
"Zum ersten Mal habe ich eine solche Unterstützung gesehen", sagte Russlands Torhüter Matvei Safonov nach dem Spiel. "Einer ihrer Spieler musste nur einen Pass spielen, und das ganze Stadion tobte."
Joakim Mæhle, der mit seinem Treffer zum 4:1 den Schlusspunkt setzte, fügte hinzu: "Wir haben erkannt, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt als Fußball. Dieser Meinung waren alle von uns, und wir standen zusammen. Nicht nur die Mannschaft, sondern ganz Dänemark."
Nach dem Achtelfinalsieg gegen Wales steht für die Dänen als nächstes das Viertelfinale gegen die Tschechische Republik in Baku an.