England - Deutschland 2:0: Three Lions besiegen Deutschland-Fluch

England steht im Viertelfiale der UEFA EURO 2020. Gegen Deutschland sorgten Raheem Sterling und Kapitän Harry Kane für einen 2:0-Sieg. Die Niederlage der Deutschen bedeutet auch das Ende von Joachim Löw als Trainer der deutschen Nationalmannschaft.

Spiel in Kürze

Bundestrainer Joachim Löw sorgte schon mit seiner Aufstellung für die erste Überraschung des Spiels. Er stellte Timo Werner in die Startelf. Der Profi des FC Chelsea kam zu seinem ersten Einsatz von Beginn an bei dieser EURO und ersetzte Serge Gnabry im Sturmzentrum. Die erste Chance für die DFB-Elf resultierte aber aus einem energischen Vorstoß von Leon Goretzka, der erst kurz vor der Strafraumgrenze mit einem Foul gestoppt werden konnte. Der anschließende Freistoß von Kai Havertz blieb in der Mauer hängen.

Auf der anderen Seite war es Raheem Sterling, der aus gut 20 Metern abzog und Manuel Neuer zu dessen ersten Parade zwang. Die bis dato beste Chance bot sich nach einer guten halben Stunde jedoch Werner, der von Havertz steil in den Strafraum geschickt wurde und an Jordan Pickford scheiterte. Kurz vor dem Ende einer ausgeglichenen ersten Halbzeit rettete Mats Hummels den Deutschen mit einer starken Grätsche gegen den einschussbereiten Harry Kane das torlose Remis zur Pause.

Nach der Pause war das DFB-Team sofort wieder da. Havertz zog fulminant von der Strafraumgrenze ab und zwang Pickford zu einem unglaublichen Reflex. Anschließend entwickelte sich ein ausgeglichener Schlagabtausch, wobei die deutsche Mannschaft das gefährlichere Team blieb. Das erste Tor aber erzielten die Engländer. Luke Shaw passte von links flach und scharf vor das Tor, wo Sterling dem Ball an Neuer vorbei ins Tor spitzelte.

Knapp zehn Minuten vor Schluss hatte Thomas Müller die riesige Chance zum Ausgleich. Auf Pass von Havertz läuft der Bayern-Spieler allein auf Pickford zu, schießt den Ball aber knapp am linken Pfosten vorbei. Auf der anderen Seite machte Kane nach Flanke von Jack Grealish per Kopf alles klar und beendete damit die Ära Löw beim DFB.

Raheem Sterling brachte England in Wembley in Führung Getty Images

Star des Spiels: Harry Maguire (England)

"Er sorgte für die Balance im Team und zeigte auf dem Feld großartige Führungsqualitäten."
Aitor Karanka, Technischer Beobachter der UEFA

Simon Hart‏, England-Reporter

Southgates Geisterjäger haben es wieder getan und gegen Deutschland den lang ersehnten K.o.-Sieg eingefahren. Maguire, das Symbol für Englands Stabilität, wurde zum Star des Spiels gekürt. Aber auch der brillante Pickford, der zum vierten Mal in Folge eine weiße Weste behielt, und Sterling, der mit seinem dritten Tor im Turnier die Weichen auf Sieg stellte, leisteten ihren wichtigen Beitrag zum Sieg. Ein Wort auch zum eingewechselten Grealish, dessen Ball Kane zu seinem ersten EURO-Tor verhalf. Vor dem nächsten Spiel in Wembley muss England jetzt aber erst einmal zum Viertelfinale nach Rom.

Phil Röber‏, Deutschland-Reporter

Die 15-jährige Ära von Joachim Löw endet in Wembley. Seine Mannschaft wird enorm enttäuscht sein. England ging in Führung, als Deutschland optisch besser war. Insgesamt war die Mannschaft nicht in der Lage, das Beste aus ihrem Offensivpotenzial herauszuholen. Die mangelnde Effizienz im Sturm ist ein Hauptproblem, das der neue Bundestrainer Hansi Flick angehen muss.

Stimmen

Gareth Southgate , Trainer England: "Das heute ist ein großes Ergebnis. England hat es seit dem Finale hier (1966) nicht mehr geschafft, Deutschland in einem K.-o.-Spiel zu schlagen. Ich habe hier schon ein volles Haus erlebt und nicht annähernd das Niveau, das die Zuschauer uns heute geboten haben. Sie waren bei jeder Aktion dabei, sie waren bei jedem Ballbesitz dabei, bei jedem Angriff, den wir hatten."

Raheem Sterling, Torschütze England: "Wir wussten, dass wir eine starke Leistung gegen eine sehr gute Mannschaft zeigen mussten, und ich denke, das haben wir heute geschafft. Wir wussten, dass nicht viele Mannschaften mit dieser Intensität, mit der wir spielen, umgehen können. Die beiden Jungs im Mittelfeld (Rice und Phillips) waren klasse, sie sind viel gelaufen."

Joachim Löw, Bundestrainer Deutschland: "Zunächst muss man sagen, dass es eine große Enttäuschung ist für uns alle. Wir haben uns mehr erhofft. Der Glaube war absolut da. In solchen Spielen ist es entscheidend, dass man die wenigen Chancen, die man hat, auch konsequent nutzt. Wir hatten zwei Großchancen durch Timo Werner und Thomas Müller. Wir haben leider keine Tore gemacht und deswegen tut es uns leid, dass wir jetzt aus dem Turnier raus sind."

Toni Kroos, Mittelfeldspieler Deutschland: "Ich glaube, man kann sich vorstellen, wie bitter das ist. Ich glaube, es war ein sehr ausgeglichenes Spiel bis zum 1:0. Beide Mannschaften haben sich neutralisiert, dementsprechend bitter ist es natürlich. Im Endeffekt, wenn du im Achtelfinale rausgehst, ist es enttäuschend. Wir haben uns in der Gruppe durchgesetzt, die zwar schwierig war, aber insgesamt, wenn du jetzt ausscheidest, ist es ganz ganz bitter."

Manuel Neuer, Kapitän Deutschland: "Ich denke, es war eine Riesenchance für uns, zu zeigen, gegen eine starke Mannschaft ins Viertelfinale weiter zu kommen. Diese Chance haben wir verpasst, und deshalb ist die Enttäuschung auch riesengroß."

Timo Werner hatte in der ersten Halbzeit die Führung für Deutschland auf dem Fuß Getty Images

Statistiken

• In der Ära von Joachim Löw (198 Spiele) hat Deutschland nur gegen Frankreich (5-mal) häufiger verloren als gegen England (3-mal). Auch Spanien und Argentinien haben Deutschland 3-mal geschlagen.
• England gewann zum ersten Mal ein Spiel außerhalb der Gruppenphase einer EURO-Endrunde seit dem Spiel um den dritten Platz 1968 gegen die UdSSR.
• Die Three Lions haben nach vier Spielen bei dieser EURO noch immer kein Gegentor bekommen.
• England hat noch nie ein Spiel bei einer großen internationalen Endrunde im Wembleystadion verloren (10S, 4 U)
• Deutschland hat nur eins der vergangenen sechs EURO-Endrundenspiele gewonnen. Der Sieg im Viertelfinale der EURO 2016 im Elfmeterschießen gegen Italien gilt offiziell als Remis.
• Die Mannschaft bleib in 30 Spielen erst zum dritten Mal ohne eigenen Treffer.

Aufstellungen

England: Pickford - Walker, Stones, Maguire - Trippier, Rice (88. Henderson), Phillips, Shaw - Saka (69. Grealish), Kane, Sterling

Deutschland: Neuer - Ginter (87. Can), Hummels, Rüdiger - Kimmich, Goretzka, Kroos, Gosens (88. Sané) - Müller (90.+2 Musiala), Havertz, Werner (68. Gnabry)