Italien - Österreich 2:1 n.V.: Favorit muss lange zittern
Samstag, 26 Juni 2021
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Die eingewechselten Federico Chiesa und Matteo Pessina bringen durch ihre Tore in der Verlängerung Italien ins Viertelfinale.
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Italien hat mit großer Mühe das Viertelfinale der UEFA EURO 2020 erreicht. Gegen Außenseiter Österreich musste der Titelfavorit bis in die Verlängerung warten, in der die eingewechselten Federico Chiesa und Matteo Pessina trafen, ehe Sasa Kalajdzic vier Minuten vor Schluss noch für den Anschluss sorgte.
Spiel in Kürze
Fast von Beginn an machten die Italiener im Wembley-Stadion zu London den erwarteten Druck, schnürten die Österreicher in der eigenen Hälfte ein, während die alles daran setzten, dem Favoriten nicht zu viele Chancen zu ermöglichen. Doch nach gut einer Viertelstunde musste Schlussmann Daniel Bachmann erstmals eingreifen, als er einen Distanzschuss von Nicolo Barella mit dem Fuß abwehrte.
Kurz danach gab es sogar ein erstes Lebenszeichen der Österreicher, aber Marko Arnautovićs Schuss aus 20 Metern strich weit über den Kasten. Die beste Möglichkeit der ersten 45 Minuten hatte Ciro Immobile, dessen Versuch aus 22 Metern Entfernung an den Pfosten prallte. Dennoch schien der erste Treffer der Italiener nur eine Frage der Zeit zu sein, obwohl die Bilanz in Sachen Ballbesitz ziemlich ausgeglichen war. Er sollte aber nicht mehr im ersten Abschnitt fallen.
Für das erste Ausrufezeichen nach der Pause hätten fast die Österreicher gesorgt, denn ein Freistoß aus 18 Metern schlenzte David Alaba nur knapp über die Latte. Und nach gut einer Stunde die nächste nennenswerte Chance für den Außenseiter. Wieder war Arnautović beteiligt, dessen Schuss noch abgefälscht wurde und beinahe im Kasten der Italiener gelandet wäre. Österreich spielte jetzt mutiger nach vorn. Und hatte erneut Pech, denn ein Kopfballtor von Arnautović wurde wegen einer Abseitsposition nicht gegeben.
Die Österreicher pfiffen fortan auf ihrer Außenseiterolle - in Sachen Zweikampfstärke lagen sie ohnehin schon lange deutlich in Führung - und drängten immer wieder nach vorn, während den Italienern nicht sehr viel einfiel. Von einem verunglückten Fallrückzieher von Domenico Berardi mal abgesehen.
Aber immerhin schafften sie kurz vor Schluss mit 1144 Minuten ohne Gegentor einen Weltrekord, verbesserten den aus dem Jahre 1974 von Dino Zoff. Aber als keine fünf Minuten in der Verlängerung gespielt waren, nutzte der eingewechselte Federico Chiesa seine zweite Chance innerhalb einer Minute und verwandelte aus spitzem Winkel mit Links zur Führung, ehe der ebenfalls eigewechselte Matteo Pessina ein Tor nachlegte.
Es war der 100. Treffer bei dieser Finalrunde. Anschließend hatte die ÖFB-Truppe noch drei gute Chancen, ehe sie die vierte vier Minuten vor dem Schlusspfiff durch Sasa Kalajdzic nutzte. Aber mehr war nicht drin. Für die Italiener geht es nun im Viertelfinale in München gegen den Sieger der Begegnung zwischen Belgien und Titelverteidiger Portugal.
Star des Spiels: Leonardo Spinazzola (Italien)
"Sehr gute erste Halbzeit, immer eine Gefahr über die linke Seite, gutes Zusammenspiel mit Insigne, großartiges Bewusstsein für den Pass zum ersten Tor und ein großartiger Querpass, um die Flanke für das zweite Tor vorzubereiten.."
Packie Bonner, Technischer Beobachter der UEFA
Reaktionen
Roberto Mancini, Trainer Italien: "Wir wussten, dass wir leiden müssen, weil Österreich die typische Mannschaft ist, die es nicht zulässt, gut zu spielen. Die Auswechselspieler haben den Unterschied für uns gemacht, aber jeder hat heute Abend sein Bestes gegeben. Ich bin glücklich, weil die Jungs alles gegeben haben, um zu gewinnen, auch wenn wir müde waren."
Matteo Pessina, Mittelfeldspieler Italien: "Ich versuche immer noch, mein Tor gegen Wales zu verarbeiten, also stellen Sie sich vor, wie sich dies anfühlt. Ich werde es für den Rest meiner Karriere in Erinnerung behalten. In dieser Mannschaft kann jeder ein Tor erzielen und das ist unsere größte Stärke, wir sind eine tolle Gruppe."
Federico Chiesa, Stürmer Italien: "Österreich hat gut gespielt, aber wir hatten unsere Chancen und haben ein paar gute Tore erzielt. Ich denke, wir haben es verdient, weiterzukommen. Wir sind eine Gruppe von 26 Spielern und jeder von uns will der Mannschaft helfen, Spiele zu gewinnen. Das hat heute Abend den Unterschied ausgemacht."
Österreichs Kapitän David Alaba im Gespräch mit dem ORF: "Das ist nicht einfach in Worte zu fassen. Wir können stolz auf uns sein, Österreich kann stolz auf uns sein. Wir haben alles gegeben, aber am Ende sind wir nicht für unsere Leistung belohnt worden. Das ist wirklich schwer zu verkraften."
Österreichs Stürmer Sasa Kalajdzic im Gespräch mit dem ORF: "Ich denke, ganz Österreich kann stolz auf diese Mannschaft sein. Es waren die kleinen Dinge, die das Spiel entschieden haben. Mein Tor war großartig, ich glaube, ich war noch nie mit dem Kopf so nah am Boden."
Österreichs Mittelfeldspieler Florian Grillitsch im Gespräch mit dem ORF: "Uns haben ein paar Prozent gefehlt, aber wir können stolz sein. Wir haben uns gegen ein sehr, sehr gutes Italien behauptet. Ich glaube, die Italiener wissen jetzt, dass wir sehr guten Fußball spielen können."
Wichtige Statistiken
- Chiesa folgte seinem Vater Enrico, der ebenfalls bei einer EURO-Endrunde getroffen hatte. Sein Vater schoss bei der EURO '96 gegen die Tschechische Republik ein Tor.
- Pessina hat nun in seinen letzten vier Spielen für Italien vier Tore geschossen.
- Pessinas Tor war das 100. bei der EURO 2020.
- Italien hat in den letzten 18 Spielen bei EURO-Endrunden nur zwei Treffer in der ersten Halbzeit kassiert.
- Italien hat bei der EUR 2021 in vier Spielen neun Tore erzielt, egalisierte damit den eigenen EURO-Rekord aus dem Jahre 2000.
- Zum achten Mal musste Italien bei einer EURO-Endrunde in die Verlängerung - öfter als jede andere Mannschaft in der Geschichte dieses Wettbewerbs. Erstmals erlebte dies Österreich.
- Das war Österreichs erstes K.-o.-Spiel bei einer EURO. Zuletzt schafften sie dies bei einem großen Turnier bei der WM 1954.
- Kalajdzics beendete den Lauf von Italien von elf Länderspielen ohne Gegentreffer.
Aufstellungen
Italien: Donnarumma; Di Lorenzo, Bonucci, Acerbi, Spinazzola; Barella (68. Pessina), Jorginho, Verratti (68. Locatelli); Berardi (84. Chiesa), Immobile (84. Belotti), Insigne
Österreich: Bachmann; Lainer, Dragović, Hinteregger, Alaba; Laimer (114. Ilsanker, Grillitsch (106. Schaub) , X. Schlager (106. Gregoritsch); Sabitzer, Baumgartner (90. Schöpf); Arnautović (97. Kalajdzic)