Vorfreude, Selbstvertrauen, Lust: Müllers Wembley-Ausblick
Samstag, 26. Juni 2021
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Thomas Müller präsentierte sich vor dem Kracher gegen England gewohnt redselig. Hier seine besten Aussagen vor dem Achtelfinale am Dienstag.
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Eine Pressekonferenz mit Thomas Müller gehört zu den ertragreichsten Medienaktivitäten überhaupt. Vor dem Achtelfinale der UEFA EURO 2020 gegen England gab es eine große Bandbreite an Fragen und viele interessante Antworten.
EURO2020.com hat die besten Stimmen zusammengefasst.
Thomas Müller über...
... sein Bauchgefühl für Dienstag:
Wir freuen uns auf den großen Gegner und den großen Namen England. England hat immer Ambitionen bei großen Turnieren. Die sportliche Situation ist so, dass beide Mannschaften in der Gruppenphase überzeugende Spiele geliefert haben und auch solche, in denen es vielleicht im jeweiligen Land und vor allem intern kritische Worte gab.
Es treffen zwei Mannschaften aufeinander, die beide gute Einzelspieler haben und beide gute Teams darstellen. Ich denke, dass beide Mannschaften das Selbstvertrauen haben, um zu sagen: 'Heute sind wir am Zug. Heute werden wir gewinnen und in die nächste Runde einziehen.' Das macht es interessant.
... den Stand seiner Knieverletzung:
Wenn ich Probleme hätte, dann hätte ich heute nicht trainiert. Die Kapselverletzung behindert mich nicht. Man spürt es noch in der ein oder anderen Aktion, aber ich bin erfahren genug, um damit gut umzugehen. Dementsprechend können wir das ad acta legen. Das wird für Dienstag keine Problematik darstellen.
... die Analyse des Ungarn-Spiels:
Wir haben ein Anspruchsdenken, immer um den Titel mitzuspielen und in Fußballeuropa ganz oben zu stehen. Aus unserer Liebe zum Fußball wünscht man sich, dass man jedes Spiel überzeugend agiert und den Gegner total dominiert. Das funktioniert aber so nicht. Natürlich haben wir uns gegen Ungarn einen anderen Spielverlauf vorgestellt. Es war sicher nicht der Plan, dass wir zwei Gegentore kassieren, da müssen wir ehrlich sein. Aber das wirft uns nicht aus der Bahn. Uns allen ist bewusst, dass auch knappe Ergebnisse dazu gehören. Eine kritische interne Analyse war natürlich auch dabei. Aber es geht immer vorwärts.
... häufige Probleme gegen defensivstarke Gegner:
Als Spieler muss man den Wettbewerbsgedanken auf dem Platz in sich tragen. Es ist keine Schande, wenn man ein Spiel knapp gewinnt. Wir müssen Zielstrebigkeit und eine gewisse Kreativität in unser Spiel nach vorne einbauen. Aber es wird nichts bringen, auf Teufel komm raus jegliche Ordnung vermissen zu lassen, nur damit wir uns Torchancen erspielen. In solchen Spielen ist die gute Mischung das richtige. Wir werden uns detaillierte Lösungen zu Recht legen und hoffen darauf, dass wir diese im Spiel umsetzen können. Wir müssen es technisch sauber ausführen und zu guten Abschlüssen kommen.
... ein Muster bei Gegentoren:
Auffällig ist, dass wir bei Gegentoren selten in Unterzahl sind. Vielleicht stimmt in diesen Momenten die Zuordnung nicht. Uns passiert es oft, dass der Gegner die eine Chance nutzt, die er hat. Wir müssen den Druck aufrecht erhalten und uns nicht zu sicher fühlen, wenn wir hinten in Überzahl sind. Man kann sich Ideen zu Recht legen, aber es ist ja so, dass jede Mannschaft mit diesen Problemen täglich zu kämpfen hat. Wir können nicht mehr machen, als zu versuchen, es besser zu machen.
... den oft beschworenen Teamgeist:
Dieser Spirit und der Wille, Zweikämpfe zu führen und vielleicht auch ein wenig eklig zu sein – immer wieder nachsetzen – muss vorhanden sein. Es geht darum, sich immer wieder hinten anzustellen. Wenn einer den Zweikampf verliert, kommt der nächste. Im Verbund wollen wir dem Gegner dann vielleicht nur so eine Torchance geben, bei der sich Manu [Neuer] auszeichnen kann. Und nicht eine Chance, in der es fast schon egal ist, ob einer im Tor steht oder nicht.
Wir sind ein Team, das nur erfolgreich sein kann, wenn das Gesamte funktioniert. Wir haben nicht den Einzelspieler, der die Fußballwelt überragt. Wir haben viele Teamspieler, die tolle Fähigkeiten haben und es verstehen, im Verbund einen wichtigen Beitrag zu leisten. Wenn wir erfolgreich waren, dann waren wir als Mannschaft erfolgreich. Daran gilt es anzuknüpfen oder das wiederzubeleben.
... den Unterschied zu seiner Rolle beim FC Bayern:
Auf dem Platz ist es eine andere Spielanlage. Ich bin hier auch in den Zwischenräumen unterwegs. Allerdings fühle ich mich hier am Ball eher in einer initiierenden Rolle. Manchmal habe ich das Gefühl, dass es mich zum Ball hinzieht, um der Impulsgeber zu sein. Beim FC Bayern ist es anders, da spielen wir mit zwei Außenstürmern, denen wir manchmal den Ball geben und sagen: 'Jetzt hast du mal den Ball, lieber Außenstürmer, wir haben dich in eine Eins-gegen-Eins-Situation gebracht. Jetzt leg mal los.' Da hat man als Spieler im Zentrum mehr Zeit, sich fernab vom Ball Wege zu suchen, um auch wieder der Abschlussspieler zu sein.
... die Diskussionen in England zur Torflaute von Harry Kane:
Große Stürmer sind die Besten darin, geduldig zu sein. Natürlich sind sie grundsätzlich ungeduldig, aber ein Stürmer muss auf seine Chancen lauern und warten. Wenn es gut läuft, kriegt er das größte Bild in der Zeitung. Ein Spieler wie Harry Kane weiß, dass er sein Spiel ein wenig abändern muss. Ich weiß nicht, warum er noch nicht in den Abschlusspositionen war, in die er normalerweise kommt. An seiner Technik und seiner Abschlussstärke wird sich wenig verändert haben. Für uns wäre das aber kein Problem, wenn die Diskussion bis Mittwoch anhält und wir kein Gegentor von Harry Kane kassieren.