Österreich hat seine Lehren gezogen
Sonntag, 13. Juni 2021
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Nach einer enttäuschenden EURO 2016 hat sich das Team um David Alaba eine Menge vorgenommen für die EURO 2020.
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2016 war das Jahr der großen Enttäuschung im österreichischen Fußball. Nach einer grandiosen Qualifikation trat die Mannschaft von Marcel Koller die Reise zur EURO in Frankreich als Geheimfavorit an. Als Gruppenletzter schied die ÖFB-Elf vorzeitig aus. Nun soll alles anders werden. Aber gibt es dafür überhaupt Anzeichen?
Man hat Lehrgeld gezahlt und Erfahrungen gewonnen. Das sind nur zwei der oft zitierten Floskeln nach einer herben Niederlage. So auch bei Österreich nach dem Ausscheiden gegen Island am 22. Juni 2016.
Keine Könige
"Nach der tollen Qualifikation haben wir damals geglaubt, dass wir die Könige sind. Es hat sich herausgestellt, dass wir es nicht waren", gestand Aleksandar Dragović im rot-weiß-roten Teamcamp in Seefeld.
"Wir haben Fehler gemacht. Es war unglaublich frustrierend. Es hat uns schwer zu denken gegeben", meinte auch Marcel Sabitzer. David Alaba sieht heute das damalige Ausscheiden aus einem anderen Blickwinkel: "Natürlich war es bitter, aber es war auch gut, weil ich daran gereift bin. Ich bin als Spieler und Person gewachsen."
Damals scheiterte Österreichs prominentester Spieler im Auftaktspiel gegen Ungarn nach nur wenigen Sekunden am Aluminium. Ein "Hätti-wari", also ein "Was-Wäre-Wenn…" beschäftigt die Alpenrepublik seitdem. Alaba aber nicht: "Das bringt doch nichts, wir hätten trotzdem verlieren können."
Geringe Erwartungshaltung, wenig Druck
Von der damaligen Überheblichkeit ist nun nichts mehr zu spüren. Die bescheidene Vorbereitung, mit nur einem Sieg im Jahr 2021, ließ die Erwartungshaltung schrumpfen.
Das könnte jedoch auch ein Vorteil sein, denn genau dadurch hat das Team weniger Druck auf den Schultern. Im Falle eines Sieges gegen Nordmazedonien würde die Euphorie im ganzen Land schlagartig zurückkehren und Alaba und Co. wären definitiv davon beflügelt.
Grund für Optimismus ist auch die Stärke, die Österreich am Papier hat. Durch die Bank sind die Spieler Stammkräfte, ganze 21 (!) davon in der höchsten deutschen Spielklasse. "Unser Kader ist in der Breite nun sicherlich besser aufgestellt, als noch 2016", bestätigte Sabitzer.
Keine Offensivsorgen
Und einer könnte zusätzlich den Unterschied ausmachen: Saša Kalajdzić. Der Senkrechtstarter vom VfB Stuttgart ist fußballerisch stark, torgefährlich und kann mit seinen zwei Metern auch als Brechstange agieren.
Österreich hat zwar in den letzten drei Spielen keinen Treffer mehr erzielt, das gibt dem Stürmer aber nicht zu denken: "Wenn das einmal anfängt mit dem Tore schießen, dann kommen wir in einen Flow, dann läuft es von selbst. Ich mache mir jedenfalls keine Sorgen."
Sorgen hatte Franco Foda wohl auch um den Gesundheitszustand der Stützen Konrad Laimer, Julian Baumgartlinger und Marko Arnautović. Das Trio hat sich allerdings rechtzeitig fit gemeldet und kann zum Einsatz kommen. Ob es allerdings für jeweils 90 Minuten reicht, ist offen. "Ich bin bereit", heißt es dazu jedenfalls vom entschlossenen Arnautović.
Der Auftakt gegen Nordmazedonien wird vor allem eine Mentalprobe für Franco Foda und seine Mannschaft. Wenn sie diese bestehen und die Geister von 2016 abschütteln, dann muss man die Alpenrepublik definitiv auf dem Zettel haben.