EURO-Klassiker: Portugal - Griechenland (2004)
Montag, 1. Juni 2020
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Wie kam es zu der Sensation im Finale 2004? Wir haben die Hintergründe zu einem Spiel, das in voller Länge auf UEFA.tv läuft.
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Niemand hätte vor der Endrunde darauf getippt, dass es im Finale die gleiche Paarung wie im Auftaktspiel geben würde. Doch das Spiel im Estádio da Luz - so wie eigentlich die gesamte UEFA EURO 2004 - wurde zu einem vollumfänglichen Märchen aus Sicht von Griechenland.
Hintergrund
Nach den Triumphen bei der U20-WM in den Jahren 1989 und 1991 hatte Portugal eine "Goldene Generation" entwickelt, die als EM-Gastgeber unbedingt den großen Wurf landen wollte. Trainer Luiz Felipe Scolari hatte mit Rui Costa, Costinha, Ricardo Carvalho, Luís Figo und Fernando Couto mehrere Superstars in Top-Verfassung.
Gegner Griechenland, das als haushoher Außenseiter ins Turnier gestartet war, hatte unter Trainer Otto Rehhagel vor allem in der Defensive überzeugt. Nach dem überraschenden Auftaktsieg gegen Portugal konnten die Griechen auf dem Weg ins Finale mit Frankreich und der Tschechischen Republik auch noch zwei Mitfavoriten ausschalten. Dementsprechend war es ihnen zuzutrauen, dass sie in Lissabon nochmals den Partyschreck geben würden.
Schlüsselspieler
Luís Figo: Hatte mit Barcelona und Real Madrid schon viele Trophäen gesammelt und wollte als Kapitän der Gastgeber seine Karriere bei der EURO 2004 krönen.
Theodoros Zagorakis: Der Kapitän der Griechen wurde von den Technischen Beobachtern der UEFA zum Spieler des Turniers gewählt. Noch heute streitet man sich in seinem Heimatland, was bei der Endrunde mehr wert hatte: seine sportlichen Leistungen oder seine herausragende Führungspersönlichkeit.
Traianos Dellas: Spitzname: Koloss von Rhodos. Der damals 28-jährige Verteidiger war ein elementarer Baustein auf dem Weg zum Titel. Im Halbfinale gegen die Tschechische Republik wurde er zum Spieler des Spiels gewählt.
So lief das Spiel
Die Partie war offener, als es wahrscheinlich die meisten Experten erwartet hatten. Griechenland igelte sich nicht hinten ein, sondern versuchte immer wieder, sich in die gegnerische Hälfte zu kombinieren. Trotzdem war Portugal tonangebend und hatte zunächst die besseren Chancen.
Nach der Pause der Schock für den Großteil der Zuschauer in Portugal: Angelos Basinas' Ecke kam punktgenau zu Angelos Charisteas, der Costinha im Luftkampf bezwang und zum 1:0 einköpfte. Fortan zog sich Griechenland weit zurück und überstand alle wütenden Versuche von Portugal, noch zu Ausgleich zu kommen.
Stimmen
Angelos Charisteas, Griechenland: "Wir erleben einen einzigartigen Moment. Ich glaube, wir haben es verdient. Wir haben viele große Teams aus dem Weg geräumt und haben heute den Titel gegen ein sehr starkes Portugal geholt. Es ist der schönste Moment meiner Karriere."
Nikos Dabizas, Griechenland: "[Rehhagel] hat uns gesagt, wir sollen rausgehen und das Spiel gewinnen. Wir hatten nichts zu verlieren. Und dann haben wir bewiesen, dass wir aktuell die beste Mannschaft Europas sind."
Luiz Felipe Scolari, Portugal: "Sie haben dank ihrer Defensive gewonnen. Den Sieg haben sie sich geholt, weil sie wussten, wie man das macht. Sie warten immer auf den Fehler des Gegners. Es ist schwer zu akzeptieren, aber was bleibt uns anderes übrig?"
Stelios Giannakopoulos, Griechenland: "Ich spiele lieber hässlich und gewinne den Pokal."
Was passierte danach?
Griechenland hatte wie Dänemark im Jahr 1992 für ein absolutes Erdbeben bei einer EURO gesorgt. Die griechische Zeitung Eleftherotypia schrieb darauf: "Lese es von unseren in Champagner und süßem griechischen Wein getränkten Lippen ab: Griechenland ist Europameister! Die Mannschaft hat die Regeln des Fußballs, des Sports, der Gesellschaft, Anziehungskraft und Logik gebrochen."
Portugal musste bis 2016 warten, um endlich einen großen Titel zu holen. Der Trainer dabei war Fernando Santos, der bis 2014 noch für Griechenland verantwortlich gewesen war.