EURO-Klassiker: Deutschland - England
Freitag, 15. Mai 2020
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Es war richtig dramatisch, wie sich das DFB-Team bei der EURO 1996 im Halbfinale gegen Gastgeber England durchsetzen konnte.
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Gastgeber England schwamm bei der EURO 1996 auf einer Welle der Euphorie – bis man im Halbfinale auf Deutschland traf ...
Hintergrund
'Football's Coming Home' – dieser legendäre Song schwappte während der EURO '96 durch ganz England und schien sich auch positiv auf das Leistungsvermögen der englischen Nationalmannschaft auszuwirken. Nach einem zähen 1:1 gegen die Schweiz folgten ein 2:0 gegen den Erzrivalen Schottland sowie ein 4:1 gegen die Niederlande. Im Viertelfinale setzten sich die Three Lions dann im Elfmeterschießen gegen Spanien durch. Das ganze Land träumte vom zweiten großen Titel nach dem Triumph bei der WM 1966 im eigenen Land.
Auch die DFB-Elf musste sich erst ins Turnier hineinbeißen, denn die Siege gegen die Tschechische Republik (2:0), Russland (3:0) und das Remis gegen Italien (0:0) waren härter umkämpft, als es die Ergebnisse vermuten ließen. Im Viertelfinale gab es dann ein extrem enges 2:1 gegen Kroatien und so stand ein Wiedersehen mit den Engländern an, die man zuletzt bei der WM 1990 im Halbfinale im Elfmeterschießen besiegen konnte.
Schlüsselspieler
Andreas Möller: Möller galt als einer der talentiertesten Spielmacher seiner Generation. Sowohl mit Borussia Dortmund wie auch mit Juventus gewann er einen Europapokal, mit dem DFB-Team wurde er 1990 Welt- und 1996 Europameister. Inzwischen arbeitet er als Nachwuchsleiter bei seinem Ex-Klub Eintracht Frankfurt.
Stefan Kuntz: Seit 2016 fungiert Kuntz als erfolgreicher Trainer der deutschen U21-Nationalelf. Im DFB-Team erzielte der Stürmer nur sechs Treffer, seinen wichtigsten im hier erwähnten Halbfinale gegen England. Von seinen 25 Länderspielen im DFB-Trikot verlor der gebürtige Saarländer kein einziges.
Gareth Southgate: Der ehemalige Innenverteidiger verdiente sich seine ersten Trainer-Meriten, eine Parallele zu Kuntz, als Coach der englischen U21. Inzwischen fungiert er als Nationaltrainer der Three Lions und erreichte mit seinem Land bei der WM 2018 das Halbfinale.
Was dann geschah
Als Alan Shearer das Team von Coach Terry Venables nach drei Minuten in Führung köpfte, kannte die Euphorie im Wembley-Stadion keine Grenzen. Doch schon bald sorgte Kuntz mit dem Ausgleich für einen ersten Dämpfer. Im weiteren Verlauf hatten beide Teams durch Teddy Sheringham, Shearer und Thomas Helmer beste Tormöglichkeiten, aber am Ende musste wieder einmal das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen.
Nachdem alle Spieler bis dahin getroffen hatten, scheiterte Southgate mit Englands sechstem Elfmeter an Andi Köpke und Möller schoss die Deutschen nervenstark ins Endspiel.
Reaktionen
Andreas Köpke, Torhüter von Deutschland: "Keiner von uns konnte nach diesen 120 Minuten noch gerade laufen, es war ein unglaublicher Kampf. Elfmeterschießen ist sicher auch immer eine Glückssache und die Engländer hätten es genauso verdient wie wir. Die Elfmeter waren von beiden Teams alle sehr, sehr gut geschossen und ich hatte das Glück, den ersten nicht so gut geschossenen halten zu können."
Fredi Bobic, Stürmer von Deutschland: "Als die englischen Fans vor dem Elfmeterschießen ihre Nationalhymne gesungen haben, habe ich eine Gänsehaut bekommen. Es war eine unglaublich packende Atmosphäre. Wir hatten so viele Verletzte und wir wussten, dass wir nicht die beste Mannschaft haben, aber dafür den besten Kader."
Stefan Kuntz, Stürmer von Deutschland: "Normalerweise verwandelt England nie fünf Elfmeter am Stück. Als sie es doch taten, rutschte mir das Herz in die Hose. Ich wollte eigentlich flach schießen, aber der Ball schlug hoch unter der Latte ein."
Und so ging es weiter
Im Endspiel gelang dem eingewechselten Oliver Bierhoff der Ausgleich gegen überraschend starke Tschechen und in der 95. Minute erzielte der spätere DFB-Manager per Golden Goal auch den Siegtreffer für das Team von Berti Vogts. Für die Engländer endete mit diesem Turnier eine Ära, denn Glenn Hoddle löste Coach Venables nach dem Turnier auf der Trainerbank ab.