EURO-Klassiker: Russland - Tschechische Republik 3:3
Sonntag, 19. April 2020
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Im ersten Turnier nach dem Zerfall der Tschechoslowakei hatte sich die Tschechische Republik eine großartige Ausgangsposition erarbeitet, das Viertelfinale zu erreichen, dazu musste man freilich in Anfield gegen die schon ausgeschiedenen Russen punkten.
Hintergrund
Die Tschechen waren mit einem 0:2 gegen Deutschland denkbar schlecht in das Turnier gestartet, doch mit einem überraschenden 2:1-Sieg gegen Italien hatte man die Tür zur K.o.-Runde weit aufgestoßen. Um das Viertelfinal-Ticket endgültig zu lösen, benötigte die Tschechen, die ihr erstes Turnier als unabhängiger Staat spielten, im Fernduell mit Italien, das gleichzeitig gegen Deutschland spielte, dasselbe Ergebnis wie die Italiener. Die Russen waren nach zwei Niederlagen schon ausgeschieden, wollten sich aber erhobenen Hauptes aus England verabschieden. Tschechiens Trainer Dušan Uhrin hatte beschlossen, seine Spieler während der Partie nicht über das Ergebnis des Italien-Deutschland-Spieles zu unterrichten.
Schlüsselspieler
• Pavel Kuka: Die meisten Tschechen im Kader spielten noch in ihrer Heimat, was sich nach dieser Endrunde aber schnell ändern sollte. Stürmer Kuka war einer der wenigen Legionäre im Team, er verdiente seine Brötchen beim 1. FC Kaiserslautern in der deutschen Bundesliga. Nach dem Spiel gestand er ein, dass sein Tor gegen die Russen eigentlich als Flanke gedacht war.
• Vladimir Beschastnykh: Russland wollte sich unbedingt mit einem Sieg von dieser Endrunde verabschieden und brachte deshalb zur Pause die beiden Stürmer Aleksandr Mostovoi und Beschastnykh, der bei Werder Bremen unter Vertrag stand.
Was dann passierte
Die Tschechen starteten brillant und führten schon nach 20 Minuten durch Jan Suchopárek und Kuka mit 2:0 und trafen zudem noch zweimal den Pfosten des russischen Gehäuses.
Doch nach der Pause wendete sich bei böigem Wind das Blatt schnell. Mostovoi und Omari Tetradze glichen innerhalb weniger Minuten aus und als Beschastnykh fünf Minuten vor dem Ende zum 3:2 traf, schien der Traum der Tschechen vom Viertelfinale ausgeträumt. Doch der eingewechselte Šmicer erzielte zwei Minuten vor dem Abpfiff mit seinem ersten Länderspieltor das 3:3, das in Kombination mit dem gleichzeitigen 0:0 der Italiener gegen Deutschland zum Einzug in die nächste Runde reichte.
Reaktionen
Vladimír Šmicer, Mittelfeldspieler der Tschechen: "Vor dem Spiel hatte mir [Teamkollege Jiří] Němec erzählt, dass er geträumt habe, dass wir in der Schlussminute hinten lägen und ich dann den Ausgleich erzielen würde. Wir sollten ihm eine Kristallkugel schenken, damit er vor jedem Spiel so eine Vorhersage wagt."
Pavel Kuka, Stürmer der Tschechen: "Wir kannten das Ergebnis des Spieles zwischen Deutschland und Italien nicht, deshalb wussten wir nach dem Schlusspfiff nicht, woran wir waren. Als wir das Ergebnis hörten, brach riesiger Jubel aus. An solche Momente wird man sich sein ganzes Leben lang erinnern."
Was sonst noch geschah
Italien verschoss im Old Trafford gegen Deutschland einen Elfmeter, kam nur zu einem 0:0 und schied vorzeitig aus. In der Gruppe D qualifizierte sich Portugal mit einem 3:0 gegen Kroatien für das Viertelfinale, Dänemark schlug zwar die Türken mit demselben Resultat, musste aber den Kroaten den Vortritt lassen.
Und so ging es weiter
Der Lauf der Tschechen endete erst im Finale gegen Deutschland. Zwei Tage vor diesem Endspiel heiratete Šmicer seine langjährige Freundin in England, eigentlich war die Zeremonie in der Heimat geplant, da keiner damit gerechnet hatte, dass die Tschechen bei diesem Turnier so lange dabei sein würden. Im Finale war es dann Oliver Bierhoff, der mit seinem ‘Golden Goal’ die Partie in Wembley zu Gunsten der Deutschen entschied.