EURO-Klassiker: Portugal - Deutschland 2:3
Sonntag, 12. April 2020
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Dieses actionreiche Viertelfinale der EURO 2008 gibt es in voller Länge auf UEFA.tv.
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Portugal war relativ souverän in das Viertelfinale der UEFA EURO 2008 eingezogen, derweil musste sich Deutschland die K.-o.-Runde hart erkämpfen. Beim Duell in Basel sollten die Funken fliegen.
Hintergrund
Beide Teams hatten bei der FIFA-Weltmeisterschaft 2006 das Halbfinale erreicht und gehörten bei der EURO in Österreich und der Schweiz zum Favoritenkreis.
Die Mannschaft von Luiz Felipe Scolari hatte die beiden ersten Spiele gewonnen und war vorzeitig ins Viertelfinale eingezogen, doch Deutschland musste nach der Niederlage gegen Kroatien am 2. Spieltag zittern. Zum Abschluss der Gruppenphase setzte sich die DFB-Elf knapp mit 1:0 gegen Österreich durch und blieb damit im Turnier.
Bastian Schweinsteiger, der gegen Kroatien vom Platz geflogen war, saß gegen Österreich auf der Tribüne neben der Bundeskanzlerin und bekam von Angela Merkel einen Ratschlag für die nächsten Partien: "Keine Dummheiten mehr!" Nach einer starken Vorstellung gegen Portugal schmunzelte Schweinsteiger: "Man muss doch tun, was die Bundeskanzlerin sagt."
Schlüsselspieler
• Bastian Schweinsteiger: Der damals 23-Jährige hatte zwei Jahre zuvor bei der WM im Spiel um Platz drei eine Galavorstellung gegen Portugal abgeliefert. Nach seiner Sperre gegen Österreich hatte er sich wieder einiges vorgenommen...
• Deco: Der wuselige Mittelfeldspieler hatte eine enttäuschende Saison bei Barcelona hinter sich, konnte bei der EM aber wieder sein ganzes Potenzial abrufen und war Portugals kreativer Geist.
• Michael Ballack: Der vielleicht wertvollste deutsche Spieler in den Nullerjahren. In Basel überzeugte der kopfballstarke Mittelfeldantreiber nicht zuletzt mit seinen Führungsqualitäten und erhielt später ein Sonderlob von Bundestrainer Joachim Löw.
So lief das Spiel
Löw, der wegen einer Sperre von der Tribüne zusehen musste, wurde an der Seitenlinie von seinem damaligen Assistenten Hans-Dieter Flick vertreten. Den leicht besseren Start erwischte Portugal, doch Mitte der ersten Halbzeit schlug die DFB-Elf zwei Mal innerhalb von kürzester Zeit zu. Zunächst vollendete Schweinsteiger die Vorarbeit von Lukas Podolski, anschließend erhöhte Miroslav Klose per Kopf auf 2:0. Die Portugisen kamen noch vor der Pause heran, als Nuno Gomes einen Abpraller nach Schuss von Cristiano Ronaldo über die Linie brachte.
Nach dem Seitenwechsel wurde ein Tor von Deco wegen Abseits zurückgepfiffen, doch die portugiesische Drangphase hielt weiter an. Pepe hätte nach einer Ecke den Ausgleich machen müssen und diese Nachlässigkeit wurde auf der Gegenseite bestraft, als Ballack einen Freistoß von Schweinsteiger über die Linie köpfte. In der Schlussphase setzte Portugal alles auf eine Karte, kam aber nur noch zum Anschlusstreffer durch Hélder Postiga.
Reaction
Bastian Schweinsteiger, Deutschland: "Portugal ist anscheinend mein Lieblingsgegner. Wir haben in meinen Augen die beste Mannschaft aus dem Turnier geworfen, sie haben sehr viel Druck gemacht. Wir haben heute auch für den Trainer gespielt und ich wusste, dass ich einen Fehler gemacht habe, mit dem ich der Mannschaft nicht geholfen habe. Die Wiedergutmachung mir ordentlich gelungen. Wir haben gesehen, dass wir Fußball spielen und kämpfen können."
Luiz Felipe Scolari, Trainer Portugal: "Wenn man zwei individuelle Fehler macht, wie wir bei den ersten beiden Toren, ist es natürlich gegen eine so starke Mannschaft schwierig. Solche Fehler darf man sich in einem Viertelfinale einfach nicht leisten. Wenn wir mehr Druck entwickelt hätten und die Deutschen weniger hätten zur Entfaltung lassen kommen, wären unsere Siegchancen natürlich größer gewesen."
Hans-Dieter Flick, Co-Trainer Deutschland: "Heute haben wir wieder gezeigt, dass wir eine Turniermannschaft sind. Die Spieler waren hungrig und heiß, und haben die Vorgaben absolut toll umgesetzt. Wir sind alle sehr stolz auf die Art und Weise, wie wir das Spiel über die Bühne gebracht haben. Wir haben tolle Angriffe gefahren und können heute sehr zufrieden sein."
Was passierte danach?
Deutschland erlebte einige Tage später in Basel eine noch dramatischere Partie, die erst durch einen späten Treffer von Philipp Lahm mit 3:2 gegen die Türkei endete. Im Endspiel hatte die DFB-Truppe gegen Spanien aber keine Chance und war mit dem 0:1 noch gut bedient.
Scolari trat nach der Endrunde als Nationaltrainer Portugals zurück und wurde bei Chelsea neuer Boss von Ballack. Den Traum von einem großen Titel erfüllte sich Portugal erst acht Jahre später bei der UEFA EURO 2016 - allerdings waren mehrere Akteure im Kader, die bereits 2008 an der EM teilgenommen hatten.