Dänemark und Portugal vegessen die Geschichte
Dienstag, 12. Juni 2012
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"Wenn nicht jetzt, wann dann?", antwortete Portugal-Trainer Paulo Bento auf die Frage, ob sein Team ausreichend gewarnt sei vor Dänemark. Aber auch die Dänen haben reichlich Respekt vor den Portugiesen.
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Im Umfeld des Spiels Portugal gegen Dänemark wurde viel über vergangene "Heldentaten" gesprochen, bei den Dänen vor allem über die vom Samstag [1:0 gegen die Niederlande]. Vor dem Duell beider Mannschaften am Mittwochabend wollen beide Teams selbst davon aber gar nichts wissen.
Dänemarks Überraschungssieg über die Niederlande hat Erinnerungen an den glorreichen Titelgewinn von 1992 geweckt. Aber auch ohne dieses Spiel wäre Portugal, der kommende Gegner, ausreichend gewarnt gewesen. Fünf Mal haben sich beide Teams in den letzten sechs Jahren gegenüber gestanden. Drei Siege der Dänen führten letztendlich dazu, dass sich die Selecção das Quinas sowohl für dieses Turnier als auch für die FIFA-Weltmeisterschaft 2010 über die Play-offs qualifizieren musste.
Keiner der beiden Trainer möchte von diesen Statistiken zu viel ableiten. Morten Olsen erklärte, sein Team "habe einige Qualifikationsspiele etwas glücklich gewonnen"; Paulo Bento betonte derweil, dass "dieses Spiel jetzt unter anderen Umständen zu einem anderen Zeitpunkt stattfindet". Der Portugiese ergänzte: "Bei unserem letzten Duell, im Oktober, musste Dänemark gewinnen, um die Gruppe als Erster zu beenden. Das haben sie geschafft und 2:1 gewonnen. Aber werden sie dieses Mal wieder so offensiv spielen?"
Olsen blieb die Antwort auf diese Frage - wie zu erwarten - schuldig. Er machte allerdings klar, dass er seinen Spielern nach dem "Traum-Szenario" gegen die Niederlande nicht erlauben wird, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. "Dieser Sieg hat uns einen Schub gegeben, aber wir dürfen uns jetzt nicht schlafen legen. Portugal hat unglücklich gegen Deutschland verloren, während wir eine Menge Glück benötigten [gegen die Niederlande]. Das war einfach unser Tag."
Der Blick in den Rückspiegel bestimmte auch die Agenda bei den Portugiesen. Bento wollte sich von der 0:1-Niederlage gegen Deutschland aber nicht beeindrucken lassen. "Wenn wir auf unser Glück warten, dann wird es nicht kommen", erklärte er, nachdem sein Team in den letzten vier Spielen nur ein Mal getroffen hat. "Wir müssen uns jetzt einfach damit arrangieren, dass Dänemark einen Vorteil hat und wir in einer schwierigen Situation sind. Aber es ist ja nicht so, dass das komplett neu für uns ist."
In der Tat schaffte es Portugal bei der UEFA EURO 2004, nach der Auftaktniederlage gegen Griechenland noch bis ins Finale zu kommen. Beim Wiedersehen dort gab es dann allerdings die Niederlage gegen Otto Rehhagels Team. Und da ist natürlich auch noch 1984, als Portugal nach einem ganz schwachen Start noch bis ins Halbfinale kam, dort aber am von Michel Platini gelenkten französischen Team scheiterte. "Wir können viele Situationen anführen und viele Beispiele durchgehen. Aber wir müssen realistisch bleiben", erklärte Bento. "Die Wahrheit ist einfach: Wir müssen Dänemark schlagen."
Olsen verschrieb den Fragestellern ebenfalls eine Extra-Portion Realismus, als er auf den Titelgewinn von 1992 angesprochen wurde. "Man kann träumen, aber man darf dabei nie vergessen, dass Fußball heute komplett anders ist als damals. Wenn wir es durch die Gruppenphase dieses Turniers schaffen würden, wäre das vergleichbar mit dem Titelgewinn 1992." Dieses Szenario würde dann natürlich Bento wiederum gar nicht gefallen. Und auch wenn er angab, es sei "noch keine Zeit für die Alarmsirene", wurde klar, dass er mit aller Kraft versuchen wird, am Mittwoch Dänemarks Traum zu zerstören.
Unter Mitarbeit von Hugo Pietra und Thomas Mark