Lwiws sehr langsamer Abschied
Montag, 18. Juni 2012
Artikel-Zusammenfassung
Lwiw hat in den letzten zehn Tagen das Fieber der UEFA EURO 2012 gepackt, aber jetzt sind die Spiele hier vorbei. Unser Reporter Liubomyr Kumiak berichtet, dass die Party trotzdem weitergeht.
Top-Medien-Inhalte des Artikels
Artikel-Aufbau
Lwiw wird heute geprägt vom bitteren Gefühl des Abschieds. Es ist, als ob ein alter Freund geht, der erst jetzt einen richtigen Platz in den Herzen der Leute vor Ort bekommen hat, wo er schon wieder weg ist. Die Trauer ist allerorts spürbar. Die Partie von Deutschland gegen Dänemark war die letzte an diesem Ort. Heute sieht man nur noch vereinzelt deutsche und dänische Fans durch die Straßen laufen. Bald werden auch sie Lwiw wieder verlassen haben. Dann bleibt nicht viel mehr als eine positive Erinnerung an die vielen Gäste der UEFA EURO 2012.
Diese erwartete nicht immer Sonnenschein in den letzten Tagen. Aber Lwiw schaffte es mit farbenfroher Vielfalt dennoch, die Gäste aus Dänemark, Deutschland und Portugal darüber hinweg zu trösten. Die Stadt begeisterte dabei - so muss man zugeben - mehr durch den ausgerollten roten Teppich als durch herzlich aufgehaltene Türen. Aber man gab sich überall viel Mühe, so dass sogar die Pflanzenwelt entsprechend eingekleidet wurde. So trugen und tragen die Ahornbäume auf der Shevchenko-Straße nach wie vor die Farben aller 16 Teilnehmer-Teams.
Über den erwähnten roten Teppich stolzierten in den letzten Tagen einige Größen des Fußballs. José Mourinho zum Beispiel oder Eusébio, Uwe Seeler und UEFA-Präsident Michel Platini. Sie alle sahen tolle Spiele, bei denen jedes einzelne Tor letztendlich über den Einzug ins Viertelfinale entschied. Der Siegtreffer von Portugals Silvestre Varela in der 87. Minute gegen Dänemark war vielleicht der Spitzenreiter in dieser Kategorie.
Jetzt sind die großen Momente in der Arena Lviv Vergangenheit. Und auch die ganz großen Fan-Massen aus dem Ausland werden von nun an ausbleiben. Dabei hat Lwiw einiges zu bieten. Zum Beispiel eine lange Tradition im Bierbrauen. Drei Tage lockte ein großes Bierfest die Besucher - und die rund 16 000 Fans aus Deutschland und Dänemark, die sich zum letzten Gruppenspiel in Lwiw aufhielten, waren begeistert.
Das Gute ist: Es wird ein langer Abschied von der EURO werden. Die Fanzone wird bis zum 2. Juli, dem Tag nach dem Finale, geöffnet bleiben und so weiterhin für die ein oder andere Fußballparty sorgen. Vor allem, wenn sich die Ukraine für die nächste Runden qualifizieren sollte. Die Niederlage gegen Frankreich schauten auf der Straße der Freiheit über 32 000 Fußballfreunde. Am Dienstag beim Spiel gegen England werden mindestens genauso viele erwartet. So wirklich nach Ende klingt das noch nicht.