Prandelli und die "tausend Ängste" seines Teams
Freitag, 15. Juni 2012
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Cesare Prandelli verteidigte gegenüber Journalisten den offensiven Stil seiner Mannschaft mit der Begründung, seine Spieler litten "tausend Ängste", wenn sie einen Vorsprung verteidigen wollten.
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Italiens Trainer Cesare Prandelli verteidigte auf einer Pressekonferenz den Stil seines Teams und bestand darauf, auch weiter auf den bisherigen Offensivstil zu setzen. Die Kritiker sollten doch auch bedenken, so Prandelli, dass am Montag vermutlich schon ein 1:0-Sieg gegen die Republik Irland zum Viertelfinaleinzug genügen würde.
"Wir müssen weiter auf uns vertrauen", sagte der 54-jährige Coach. "Die Spieler glauben an diesen Stil und der Trainer sollte sich dem nicht widersetzen. So lange wir Fußball spielen, sind wir eine gute Mannschaft. So lange wir versuchen, im Mittelfeld dominant aufzutreten, sind wir eine gute Mannschaft, doch wenn wir versuchen, ein Ergebnis über die Zeit zu retten, sind wir ein Team mit tausend Ängsten."
Italien liegt nach zwei 1:1-Unentschieden mit zwei Punkten nur an dritter Stelle, zwei Zähler hinter Spanien und Kroatien, die sich am Montag zur selben Zeit duellieren, in der die Azzurri auf die von Giovanni Trapattoni trainierten Iren treffen. Manche Journalisten hatten geunkt, das Nachlassen gegen Kroatien sei auf zunehmende Müdigkeit zurückzuführen gewesen, doch Prandelli erklärte, es sei eher ein mentales, denn ein körperliches Problem gewesen.
"Es gab kein körperliches Nachlassen in der letzten halben Stunde gegen Kroatien", sagte er. "Wir haben uns zu tief fallen lassen. Wir haben gedacht, wir könnten unsere Führung über die Zeit schaukeln, diese Mentalität müssen wir abstellen. Wir können vor allem nach vorne spielen. Dies ist eine gute Mannschaft, eine sehr gute sogar. Klar müssen wir auch verteidigen können, aber wir dürfen nicht zu defensiv spielen. Bestes Beispiel dafür ist Juventus, das die Serie A mit offensivem Stil gewonnen hat, in diese Richtung müssen wir uns entwickeln.
"Wir müssen jetzt den Mut haben, unseren Stil zu ändern, wir müssen lernen, den Gegner unter Druck zu setzen, wir müssen kreativ sein."
Andrea Barzagli, der heute erstmals am Training teilnahm, wird am Montag nach längerer Verletzung zur Verfügung stehen. Prandelli denkt darüber nach "mindestens drei oder vier Spieler" für das Duell mit den Iren auszutauschen. "Wir können nur versuchen, mehr Chancen herauszuspielen, so wie gestern", sagte er.
Sollten sich Spanien und Kroatien 2:2 trennen, wären die Italiener draußen, unabhängig von ihrem Ergebnis gegen Irland. Doch Prandelli setzt auf den Titelverteidiger. "In den letzten Jahren haben sie neue Maßstäbe gesetzt", sagte er. "Sie spielen unterhaltsamen, faszinierenden Fußball und sind so Welt- und Europameister geworden. Sie sind das Beispiel, dem wir alle nacheifern wollen."