Del Bosque: "Große Ära für den spanischen Fußball"
Sonntag, 1. Juli 2012
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Vicente del Bosque lobte nach dem Triumph bei der UEFA EURO 2012 seine "grandiose Generation von Fußballern", sein italienischer Gegenüber Cesare Prandelli sprach trotz der 0:4-Pleite von einem "tollen Turnier".
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Wie groß kann die Genugtuung nach einem dritten Titel bei Welt- und Europameisterschaften in Folge sein? Für Vicente del Bosque hat der 4:0-Triumph seiner Spanier im Endspiel der UEFA EURO 2012 gegen Italien wieder einmal gezeigt, in welch "großer Ära" sich der Fußball in seinem Land befindet. Italiens Trainer Cesare Prandelli gab derweil mangelnde "Fitness und Frische" als Grund für die Demütigung an. UEFA.com hat die Trainerstimmen.
Vicente del Bosque, Trainer Spanien
Unsere Spieler haben eine tolle Partie abgeliefert und waren immer souverän. Wir hatten viel Ballbesitz, haben Druck ausgeübt und konnten mit vielen Situationen gut umgehen. Deshalb sind wir jetzt sehr glücklich. Der Erfolg des spanischen Fußballs ist historisch. Aber wir müssen in die Zukunft schauen und uns für die [FIFA-]Weltmeisterschaft in Brasilien qualifizieren.
Es ist ja so: Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man. Aber die Italiener haben ein tolles Turnier gespielt. Italien hat Pech gehabt mit der Verletzung, aber ihre Reaktion war gut. Für uns war Italien ein schwieriger Gegner, aber ihnen hat Glück gefehlt, deshalb konnten wir so souverän gewinnen. So ist der Sport. Ein 4:0-Sieg kann mal passieren, wir haben auch ein Freundschaftsspiel gegen Portugal gespielt und dabei 0:4 verloren. Italien hatte Pech nach der Verletzung von Thiago Motta und dann ist alles für uns gelaufen.
Nach dem Sieg in Wien [bei der UEFA EURO 2008] hat Luis Aragonés den Weg für die Zukunft angezeigt, jetzt müssen wir ihn einfach weitergehen. Es folgen weitere Herausforderungen, die Qualifikation zur Weltmeisterschaft und der Konföderationen-Pokal, wo wir Europa würdig vertreten wollen.
Es ist eine große Ära für den spanischen Fußball. Wir reden über eine grandiose Generation von Fußballern. Sie kommen aus einem Land, in dem man weiß, wie man spielen kann. Wir haben einen tollen Job gemacht und haben starke Spieler, die im Ausland spielen. Früher hatten wir keine Spieler im Ausland, aber jetzt sind sie sehr begehrt.
Es gibt nicht nur einen Fußballstil. Die Spieler sind sehr intelligent, ich denke, wir haben eine sehr ausgeglichene Mannschaft mit viel Selbstvertrauen. Wir haben uns entschieden, ohne Stürmer zu spielen und dafür Spieler zu nehmen, die besser zu unserem Stil passen.
Cesare Prandelli, Trainer Italien
Wir haben ein tolles Turnier gespielt, aber leider hatten wir nicht genügend Zeit, um uns für das Endspiel vorzubereiten. Wir verdienen acht von zehn Punkten, wenn man das Turnier analyisert. Wir haben ein paar tolle Spiele abgeliefert. Wenn man Teamgeist hat, dann kann man einem Traum nachgehen. Mein Team hat hart füreinander gearbeitet und heute gezeigt, dass man mit Würde verlieren kann. Ich bin stolz auf meine Mannschaft.
Wir waren einfach nicht fit und nicht frisch, vor allem im Vergleich zu anderen Spielen in diesem Turnier. Wenn es etwas zu bedauern gibt, dann die Tatsache, dass wir nicht genug Zeit hatten, um uns vorzubereiten. Deshalb konnten wir uns heute auch in manchen Situationen den Ball nicht zurückerobern. Gegen eine so starke spanische Mannschaft kann man mit Müdigkeit nicht bestehen. wir sind auf eine sehr fitte Mannschaft getroffen und mit zehn Mann [nach der Verletzung von Thiago Motta] hatten wir dann keine Chance mehr.
Wir haben schon in der Gruppenphase gegen Spanien gespielt, da haben wir es exzellent gemacht. Gegen Spanien muss man immer in den Zweikampf gehen, aber heute haben sie uns völlig dominiert. Glückwunsch an Spanien. Sie haben heute Geschichte geschrieben. Sie spielen schon seit Jahren hervorragenden Fußball und haben Spieler, die sich auf diesem Niveau bereits bewiesen haben. Auch ohne richtigen Stürmer bereiten sie ihrem Gegner immer eine Menge Probleme.
Was meine Zukunft angeht: Es gab Zeiten, als ich nicht ganz sicher war, ob ich weitermache. Aber dieses spannende Projekt muss weitergehen, denn wir wollen ja, dass dieses Team sich weiterentwickelt. Nach einer Niederlage kann man nie zufrieden sein. Aber je mehr Zeit vergeht, desto mehr realisiert man, was für ein tolles Turnier wir gespielt haben. Auf dem Rückflug werde ich enttäuscht sein, aber wir haben so eine fantastische Endrunde gespielt, morgen wird es mir sicher besser gehen.