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Arshavin erklärt die russische Mentalität

Andrey Arshavin freut sich darauf, Russland am Freitag gegen die Tschechische Republik als Kapitän aufs Feld führen zu dürfen: "Wir können gegen jedes Team verlieren - und gewinnen."

Arshavin erklärt die russische Mentalität
Arshavin erklärt die russische Mentalität ©UEFA.com

Die UEFA EURO 2012 beginnt für Russland mit dem Duell gegen die Tschechische Republik am Freitag. Für Kapitän Andrey Arshavin ist das Spiel der Gruppe A in Wroclaw sicher etwas Besonderes. Nicht nur wegen seines Wiedersehens mit Arsenal-Teamkollege Tomáš Rosický. UEFA.com sprach mit dem 31-Jährigen über dieses Treffen, Russlands Rolle im Turnier und die russische Mentalität. 

UEFA.com: Was bedeutet es für Sie, Ihr Team bei der UEFA EURO 2012 als Kapitän auf den Platz zu führen?

Andrey Arshavin: Der Kapitän einer Mannschaft zu sein, ist immer eine große Ehre, allerdings auch eine große Verantwortung. Für mich ist es ein sehr schönes Gefühl, der russische Kapitän zu sein.

UEFA.com: Welche Erwartungen haben Sie und Ihr Team an diese EURO? Und inwiefern haben sich diese im Vergleich zur Endrunde vor vier Jahren verändert?

Arshavin: Unsere Erwartungen sind andere als 2008. Damals haben wir nämlich gar nichts erwartet. Wir sind in erster Linie angetreten, um Europa und der ganzen Welt zu zeigen, dass man in Russland auch Fußball spielen kann. Bei diesem Turnier können wir jetzt ein richtig gutes Resultat erreichen. Wir spielen jetzt schon länger zusammen und sind eingespielt. An guten Tagen spielen wir tollen Fußball und können jeden schlagen.

UEFA.com: Ist es besser als Außenseiter in ein Turnier zu gehen wie 2008, oder als Team vor dem die anderen bereits großen Respekt haben wie jetzt?

Arshavin: Ich glaube, es ist einfacher, wenn Du nicht so bekannt bist. Dann bist Du für den Gegner ein bisschen schwieriger einzuschätzen und wirst vielleicht sogar ein wenig unterschätzt. Aber: Wenn wir jetzt in Europa den Respekt der anderen genießen, dann ist das so, weil wir ihn uns auch verdient haben. Das ist einfach so und nichts, was uns Sorge bereiten sollte.

UEFA.com: Viele sehen Russland nur als Geheimtipp. Würden Sie dem zustimmen oder ist Ihre Mannschaft für Sie einer der Favoriten auf den Titel?

Arshavin: Auf der einen Seite haben wir gute Spieler, die überall bekannt sind und schon lange zusammenspielen. Jeder weiß, dass wir etwas können. Auf der anderen Seite steht aber auch eine gewisse Unbeständigkeit, die vielleicht ein bisschen Teil unserer Mentalität ist. Wir können an einem guten Tag jedes Team schlagen, an einem schlechten aber auch gegen jedes Team verlieren. Diese Unberechenbarkeit sorgt wohl dafür, dass wir für viele nur ein Geheimtipp sind.

UEFA.com: Wieso ist das so bei Ihrer Mannschaft? Wieso diese Unbeständigkeit?

Arshavin: Das ist die russische Mentalität. Wenn wir unsere Stärke in unserer Faust bündeln und es nur noch nach vorne geht und nicht mehr zurück, dann können wir jeden schlagen. Aber wenn wir uns auch nur ein bisschen zurücklehnen, dann können wir gegen jeden verlieren. Für Außenstehende ist diese Mentalität schwer zu verstehen. Sie müssten mal eine Zeit in unserem Land leben, dann könnten sie das nachvollziehen.

UEFA.com: Als erster Gegner wartet die Tschechische Republik. Was denken Sie über dieses Team?

Arshavin: Ich habe diese Mannschaft so noch nie spielen sehen und weiß nicht genau, wie sie agieren. Aber natürlich kenne ich alle Spieler sehr gut. Ich glaube, sie werden defensiv spielen und auf Konter warten. Vorne haben sie mit [Jaroslav] Plašil und [Tomáš] Rosický zwei sehr starke Leute und auch in der Abwehr sind sie nicht schlecht; ihre Abwehr ist echt gut. Und dann ist da natürlich noch ihr Torwart, Petr Čech, der in der Lage ist, jeden Fehler der Abwehr wieder auszubügeln.

UEFA.com: Haben Sie schon mit Ihrem Arsenal-Teamkollegen Rosický über dieses Spiel gesprochen?

Arshavin: Natürlich! Wir haben auch schon ein paar Witze gemacht. Ich habe zum Beispiel schon vor Wochen gesagt, dass wir am 8. Juni beide mit der Nummer zehn auflaufen werden und uns dann vor dem Spiel offiziell die Hand geben müssen - und dass das lustig wird. Jetzt wird es wohl so kommen. Tomáš ist in jedem Fall ein Spieler, der auch in vielen anderen Nationalteams eine Schlüsselrolle hätte. Er hat eine gute Spielübersicht, spielt stark und seine Pässe sind Extraklasse.

UEFA.com: Nach Rosický und den Tschechen warten Griechenland und Polen auf Ihr Team. Glauben Sie, dass alle drei Gegner eher defensiv spielen werden?

Arshavin: Ja, ich denke es wird so kommen. Allerdings sagt man über das polnische Team, dass es ein bisschen offensiver spielt und auch selbst mal etwas nach vorne probieren will. Dazu kommt, dass sie zu Hause spielen und die Zuschauer natürlich etwas erwarten. Insgesamt erwarte ich trotzdem drei eher defensive Gegner, die alle ihre Stärken haben. Die Griechen sind gut bei Standards, die Tschechen sind physisch sehr stark, und die Polen haben den Heimvorteil und eine Reihe sehr guter Spieler von Borussia Dortmund [Jakub Błaszczykowski, Robert Lewandowski, Łukasz Piszczek]; diese sind mittlerweile richtige Top-Spieler.

UEFA.com: Was sind die Stärken und Schwächen Ihres Teams?

Arshavin: Ich denke unserem Team fehlt ein bisschen Tempo, um ein Top-Favorit für dieses Turnier zu sein. Aber wir haben sehr talentierte Spieler und spielen schon lange zusammen. Viele haben auch schon beim FC Zenit [St Petersburg] zusammengespielt. Wir wissen also genau, was der andere macht - und das muss unser großer Vorteil sein.