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"Glückspilz" Facchetti und der Münzwurf

"Die 70 000 Zuschauer waren noch immer im Stadion und warteten auf das Ergebnis", erinnerte sich Giacinto Facchetti an den Tag, an dem er sich für Zahl entschied und damit Italien in das EM-Finale 1968 brachte.

Giacinto Facchetti
Giacinto Facchetti ©Getty Images

Eigentlich dient ein Münzwurf der Beilegung einer Meinungsverschiedenheit zwischen Freunden, der Entscheidung zwischen zwei Alternativen oder ganz einfach um festzulegen, wer ein Fußballspiel anstößt - doch es kam in der Geschichte schon einmal vor, dass ein Münzwurf über den Finalisten einer UEFA-Europameisterschaft entscheiden musste.

Nachdem Italien und die Sowjetunion im EM-Halbfinale 1968 auch nach 120 Minuten auf dem Feld noch keinen Sieger ausmachen konnten, musste die Entscheidung anderweitig fallen. Zuvor hatten die Azzurri jedoch aufopferungsvoll um das Remis kämpfen müssen, da sie aufgrund einer frühen Verletzung von Gianni Rivera lange Zeit in Unterzahl agierten. Kaum war die Verlängerung abgepfiffen, lag die Entscheidung in Händen des Schiedsrichters.

Italiens Kapitän Giacinto Facchetti, der die Wahl für seine Mannschaft beim Münzwurf treffen musste, erinnerte sich an diese äußerst ungewöhnliche Spielentscheidung. "Damals war ganz einfach noch kein Elfmeterschießen vorgesehen – das Spiel musste mit einem Münzwurf entschieden werden." Italien hatte fast das ganze Spiel mit zehn Mann bestritten, damals war die Auswechslung eines verletzten Spielers im Reglement noch nicht vorgesehen, und so durfte dieser nicht ersetzt werden.

"Weil noch ein weiterer unserer Spieler böse Krämpfe hatte, mussten wir das Spiel sogar mit nur neuneinhalb Spielern zu Ende bringen. Am Ende der Verlängerung rief der deutsche Schiedsrichter die beiden Kapitäne zu sich. Wir sind zusammen in die Umkleidekabine gegangen, der Schiedsrichter zog eine alte Münze hervor und ich entschied mich für Zahl. Das war die richtige Entscheidung und Italien stand im Finale. Nach dem Münzwurf bin ich sofort wieder zurück auf das Feld gerannt, um zu feiern. Die 70 000 Zuschauer waren noch immer im Stadion und warteten gespannt auf das Ergebnis. Meine Feierlaune zeigte ihnen eindeutig an, dass Italien das Spiel gewonnen hatte."

Nach den WM-Titeln 1934 und 1938 stand Italien ganze 30 Jahre nicht mehr in einem großen Endspiel; an diesem Abend wusste einer von Facchettis Mitspielern schon vorzeitig, dass diese Negativserie nun reißen würde. "Ich habe einfach nur gehofft, dass das Glück auf unserer Seite ist", sagte Facchetti. "Aber einer meiner Mitspieler, [Tarcisio] Burgnich, fragte, wer von uns beim Münzwurf dabei ist. Als man ihm sagte, dass ich es bin, meinte er nur, 'das Ding ist entschieden, Facchetti ist ein Glückspilz!'. Zum Glück lief alles genau so, wie er es vorhergesagt hatte.

"Ich fing schon im Spielertunnel an zu schreien und sah meine Mitspieler in Jubel ausbrechen, daraufhin war auch den Zuschauern klar, wer gewonnen hatte. Es war ein großer Feiertag, schließlich standen wir damit im Finale - das erste Mal seit 30 Jahren." Und das nur, weil sich Facchetti für Zahl entschieden hatte.