Elite-Schiedsrichter bereiten sich auf UEFA EURO 2012 vor
Mittwoch, 29. Februar 2012
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Die zwölf für die UEFA EURO 2012 ausgewählten Schiedsrichter haben sich bei ihrem Treffen in der Türkei Zeit genommen, UEFA.com exklusiv zu erzählen, wie man ein erstklassiger Unparteiischer wird.
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Im Vorfeld der UEFA EURO 2012 trafen sich die zwölf Schiedsrichter, die in Polen und der Ukraine die Spiele leiten werden, im türkischen Antalya zu einem von der UEFA organisierten Winterkurs. UEFA.com sprach mit Mitgliedern der "17. Mannschaft", um mehr über ihre Vorbereitungen auf die Endrunde zu erfahren. Außerdem erzählten die Schiedsrichter, wie man ein erstklassiger Unparteiischer wird.
Für die zwölf Referees war der 20. UEFA-Fortgeschrittenenkurs für Elite-Schiedsrichter das perfekte Forum, um vor dem großen Turnier miteinander in Kontakt zu treten und sich gegenseitig auszutauschen. Auch Howard Webb, der bereits bei der UEFA EURO 2008 und der FIFA-Weltmeisterschaft 2010 zum Einsatz kam, nutzte die Gelegenheit.
"Wir haben alle so viel geopfert, um dieses Niveau zu erreichen. Wir haben so viel gemeinsam", erklärte Webb bei UEFA.com. "Wir alle lieben den Fußball und die Schiedsrichterei. Wir alle haben Familien, die uns unterstützt haben, wir alle leiden aber auch unter demselben Druck auf dem Platz, Woche für Woche. Auch abseits des Rasen sind einige Kollegen in ihren Berufen hohem Druck ausgesetzt. Daher sind wir alle Brüder im Geiste."
Im Schiedsrichter-Beruf fühlt man sich sicherlich ab und an sehr einsam. Deshalb bieten solche Kurse eine willkommene Gelegenheit, "als eine Familie" zusammenzukommen, wie es der 40-jährige Engländer ausdrückt. Webb hatte vor zwei Jahren die Ehre, das WM-Endspiel in Südafrika zu leiten. Für Craig Thomson bot das Treffen am 31. Januar und 1. Februar auch die Gelegenheit, Einigkeit hinsichtlich ihrer gemeinsamen Anliegen zu demonstrieren.
"Dieser Kurs ist sehr wichtig für uns, was die Übereinstimmung unserer Entscheidungen angeht", sagte der Schotte. "Das wollen die Klubs, das wollen die Spieler, das wollen die Offiziellen, das wollen die Zuschauer - eine einheitliche Herangehensweise in unseren Entscheidungen. Deshalb ist es sehr wichtig für uns, als eine Gruppe zusammenzukommen und von den Expertisen unserer Leiter, den Herren [Pierluigi] Collina und [Hugh] Dallas zu profitieren."
Eine der Hauptanforderungen im Hinblick auf die EURO ist die Fitness. Denn Schiedsrichter legen während eines Spiels zehn bis 13 Kilometer zurück und setzen zu durchschnittlich 50 Sprints an. Laut dem belgischen Schiedsrichter-Ausbilder Werner Helsen ist das eine "deutliche Verbesserung" im Vergleich zu den Werten von vor fünf, sechs Jahren. "Verglichen mit 2003/04 absolvieren die Schiedsrichter heutzutage doppelt so viele intensive Sprints. In der englischen Premier League beispielsweise verrichten die Unparteiischen erstmals mehr intensive Laufarbeit als die Spieler."
Schiedsrichter Wolfgang Stark sagt, dass physische Fitness in kritischen Situationen der Schlüssel für mentale Stärke sei. "Man sieht, dass die Spiele immer schneller und körperbetonter werden. Das wiederum erhöht die Anforderungen an die Schiedsrichter hinsichtlich ihrer körperlichen Fitness. Es ist sehr wichtig, dass ein Unparteiischer fit ist, dass er dem Spiel folgen kann. Das kann ein entscheidender Aspekt für die richtige Entscheidung auf dem Platz sein."
In Antalya wurden den Schiedsrichtern anhand von Videos Beispiele von Vorkommnissen in Spielsituationen vorgeführt. Die Unparteiischen wurden dabei auch auf ihre Sehfähigkeit hin geprüft, um sicherzugehen, dass sie in einem schnellen Spiel auch die richtigen Dinge erkennen. Hauptsächlich aber macht die Geisteskraft einen starken Schiedsrichter aus.
"Alle Profi-Schiedsrichter in England haben jüngst an einem Forschungsprojekt einer heimischen Universität teilgenommen, in dem es um das Leben eines professionellen Fußball-Schiedsrichters geht", sagte Webb. "In allen Interviews kam heraus, dass die wichtigsten Anforderungen mentale Stärke, Entschlossenheit und Selbstbewusstsein sind. Das sind die Schlüssel-Faktoren. Ohne die wird man es nicht an die Spitze schaffen."