Den Konkurrenzkampf eröffnet
Dienstag, 6. September 2011
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Nach erfolgter Qualifikation zur UEFA EURO 2012 hat Bundestrainer Joachim Löw vor dem Spiel bei Co-Gastgeber Polen den Konkurrenzkampf für die Endrunde eröffnet.
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Dass das Spiel einen anderen Stellenwert hat, wie noch das Qualifikationsspiel am Freitagabend gegen Österreich, das nach höchst unterhaltsamen 90 Minuten mit 6:2 und dem Gruppensieg der deutschen Elf geendet hatte, wird alleine schon daraus ersichtlich, dass Löw sich dazu entschieden hat, den normalerweise als unverzichtbar geltenden Stammkräften Manuel Neuer, Mesut Özil und Bastian Schweinsteiger freizugeben – das Trio ist gar nicht erst mit nach Gdansk gereist.
Für die DFB-Elf ist es ein Probelauf in doppelter Hinsicht – denn Gdansk wird auch während des Turniers im Sommer 2012 das Basislager des dreimaligen Europameisters für das Unternehmen Titelgewinn sein. Im beschaulichen Hotel Dwor Oliwski vor den Toren der 450 000-Einwohner-Stadt werden sich Özil und Co hoffentlich möglichst lange aufhalten.
"Wir können jede Position adäquat ersetzen. Ich habe jetzt den Vorteil, dass ich das eine oder andere ausprobieren kann", gibt sich der Trainer gespannt darauf, wie es ohne die drei Abgereisten und die verletzten Stammspieler Samir Khedira und Mario Gomez laufen wird. Fest steht bereits, dass Tim Wiese im Tor beginnt, Mario Götze statt Özil die Strippen im Mittelfeld zieht und Rückkehrer Per Mertesacker sowie Simon Rolfes ebenfalls in der Anfangself stehen werden.
"Egal, in welcher Formation wir spielen, wir wollen gewinnen. Wir wollen auch nach diesem Doppelspieltag zufrieden nach Hause fahren", vermeldet zwar Toni Kroos, doch ein bisschen Restskepsis bleibt. Das letzte Mal, als so viele Stammspieler nicht dabei waren, gab es im März ein schauriges 1:2 in Mönchengladbach gegen Australien.
Der Bundestrainer setzt hier aber darauf, dass das Nahen der Endrunde dafür sorgen wird, dass sich so etwas nicht wiederholt. Man befinde sich in "einem ständigen Prozess. Wir wollen uns immer weiterentwickeln. Ich habe im Gegensatz zu früher viel mehr gute Spieler zur Verfügung, was der Leistung förderlich ist". Das sieht auch Kapitän Philipp Lahm so."Wir wollen auch dieses Spiel gewinnen. Der Konkurrenzkampf ist so groß wie noch nie. Jeder muss kämpfen. Keiner kann sich seiner Sache sicher sein."
Sicher ist allerdings, dass der Kampf etwa um die Position im linken Mittelfeld noch nicht entschieden ist. Lukas Podolski hat vor einer Woche eine ziemlich deutliche Warnung erhalten, und auch wenn er gegen Österreich seinen Anspruch durch seinen Treffer und eine gute Leistung erst einmal zementiert hat, so drängt Hauptkonkurrent André Schürrle mächtig nach und kann bei mittlerweile vier Toren bei sieben Länderspielen auf eine ähnlich eindrucksvolle Torquote wie der Kölner verweisen.
Im zentralen Mittelfeld scheint aufgrund der langen Abwesenheit von Khedira eine der drei Positionen noch zu vergeben – hier gibt es wohl die meisten Konkurrenten. In Frage kommen vor allem Kroos oder vielleicht auch die ganz offensive Variante mit Mario Götze, sowie die Bender-Zwillinge oder Rolfes. Auch die Viererkette steht noch nicht endgültig fest und im Sturm dürfte es spannend sein, ob Routinier Miroslav Klose oder der nun auch im schneeweißen Nationalmannschaftstrikot treffsichere Gomez in neun Monaten die Nase vorn haben wird.
"Wenn sich ein Spieler von den acht Siegen in der Qualifikation oder dem Erfolg gegen Brasilien blenden lässt, ist er bei mir falsch. Wer mich kennt, der weiß, dass ich mit Siegen alleine nicht zufrieden bin. Ich will, dass wir uns weiter verbessern", ist Löw bemüht, die Latte weiter hoch zu legen. Für einen möglichen Titelgewinn seien, so der Bundestrainer, weitere Verbesserungen dringend nötig.