Olsen in Norwegen wieder in aller Munde
Mittwoch, 31. August 2011
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Egil Olsen war als Trainer Norwegens so populär, dass eine Eissorte nach ihm benannt wurde. Sollte Olsen jetzt die UEFA EURO 2012 erreichen, dann könnten die Waffeln vielleicht bald wieder mit "Drillo"-Eis bestückt werden.
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Nach glücklosen Engagements beim Wimbledon FC und als irakischer Nationaltrainer kehrte Egil Olsen an seine alte Wirkungsstätte zurück. An der Spitze der norwegischen Nationalmannschaft möchte er in den kommenden Tagen einen weiteren großen Schritt in Richtung Endrunde der UEFA EURO 2012 machen.
Norwegen befindet sich in der Gruppe H derzeit in einem harten Dreikampf um die Tabellenspitze, die Rivalen in der Qualifikation heißen Portugal und Dänemark. Die nächsten Duelle führen den 69-jährigen Trainer, der Norwegen 1994 und 1998 zu zwei FIFA-Weltmeisterschaften führte, in ein Heimspiel gegen Island und anschließend zu Rivale Dänemark. Olsens Verdienste wurden vergangene Woche mit einem neuen Vertrag bis 2014 honoriert, was "Drillo" wie folgt kommentierte: "Ich bin hoch motiviert, weiter als Trainer zu arbeiten, und ich bin sehr glücklich, dass der Verband mit meiner Arbeit zufrieden ist und mich weiterhin als Trainer haben möchte."
Diese Aussage war pures Understatement, denn Olsens zweite Amtszeit als Trainer Norwegens war so erfolgreich, dass der norwegische Fußballverband (NFF) keine Sekunde zögerte, um seinen bestehenden Vertrag, vorzeitig um zwei weitere Jahre zu verlängern. Nicht schlecht für einen Trainer, der 2009 als Ersatz für Åge Hareid eingestellt wurde und eigentlich der Meinung war, "viel zu alt für diesen Job" zu sein.
Einst ein dribbelfreudiger Derwisch auf dem Flügel (daher auch sein Spitzname "Drillo"), war nach 16 Länderspielen (1964-1971) Schluss für Olsen, woraufhin er sich dem Trainerberuf widmete. Dem NFF waren die taktischen Fähigkeiten Olsens lange Zeit bekannt, und doch war sich der Verband vor der ersten Amtszeit im Jahr 1990 nicht ganz sicher, ob er der Aufgabe gewachsen war. Nachdem er seine fachliche Kompetenz aber eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatte, wurde aus dem Interimstrainer bald der Cheftrainer der norwegischen Nationalmannschaft.
Olsens Hauptaugenmerk liegt auf dem Mannschaftsspiel, der Organisation auf dem Feld und körperlicher Überlegenheit. Zusätzlich loben ihn Norwegens Fußballer für seine Fähigkeit, klare und präzise Anweisungen zu geben. Seine Spieler scheinen genau zu wissen, was sie von ihrem Trainer erwarten können, wobei Olsen gleichzeitig exakt weiß, welche taktische Marschroute er mit welcher Mannschaft einzuschlagen hat. Diese Kombination aus Wissen und Vertrauen ermöglichte die Qualifikation zu den Weltmeisterschaftsendrunden 1994 und 1998, ein Erfolg, der zuletzt 1938 realisiert wurde.
Kollektiv statt individuelle Stärke, dies war stets Olsens Devise, und sie hatte phasenweise nicht nur Bewunderer. Doch abgesehen von dieser Kontroverse, schlossen die Norweger Olsen in ihr Herz. 1994 wurde sogar eine Eissorte nach ihm benannt, das "Drillo"-Eis. Der Ruhm war jedoch schnell verflogen, als Olsen den Wimbledon FC in der englischen Premier League übernahm. 2000 stieg die Mannschaft ab, wobei Olsen ganz nebenbei noch für seine Vorliebe für Gummistiefel veräppelt wurde. Auch das Intermezzo als irakischer Nationaltrainer nahm kein gutes Ende, denn von seiner Kündigung erfuhr er eher indirekt, als sein Nachfolger bekannt gegeben wurde.
Als Olsen 2009 erneut als Interimstrainer Norwegens engagiert wurde, da wirkte Drillo wie ein Mann aus einer vergangenen Epoche. Sein Faible für lange Bälle war zwar nicht mehr so stark wir früher, aber immer noch existent, doch das wohl wichtigste Argument für seine zweite Amtszeit war, dass er nichts von seiner taktischen Finesse verloren hatte. Unter Hareide wirkte Norwegen planlos, doch mit Olsen kam die Ordnung zurück. "Ich stimme natürlich zu, dass unsere Offensive etwas lahmt, aber unsere Defensive gehört zur Weltspitze", erklärte er nach dem Sieg in Gruppe H gegen Portugal.
Abseits des Fußballplatzes ist Olsen aber stets der Exzentriker geblieben, der er immer war. Er veröffentlichte zum Beispiel ein Buch mit Erdkunde-Rätseln (eine seiner großen Leidenschaften), und er ist ein notorischer Musikhasser. Sollte Norwegen jedoch zum ersten Mal nach dem Jahr 2000 wieder an einer Europameisterschaft teilnehmen, dann dürften die wohl etwas eigenwilligen Methoden Olsens ganz schnell in den Hintergrund rücken.