Toivonen gegen Heimat seines Vaters
Montag, 6. Juni 2011
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Der Vater von Ola Toivonen muss am Dienstag seinem Geburtsland untreu werden, denn sein Sohn spielt mit Schweden gegen Finnland. Und der 25-jährige Spielmacher kennt erst recht keine Gnade mit Suomi.
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Der schwedische Nationaltrainer Erik Hamrén mag Ola Toivonen bereits im Auge gehabt haben, als der Spielmacher acht Jahre alt war, aber die gesamte Nation wird zuschauen, wenn Toivonen am Dienstag gegen Finnland, Heimat seines Vaters, auf dem Platz steht.
Der Angreifer des PSV Eindhoven spielte eine entscheidende Rolle beim 4:1-Sieg am Freitag in Moldawien, als er den ersten Treffer erzielte und den zweiten von Johan Elmander vorbereitete. Mit diesem Sieg sind die Schweden in der Gruppe E der Qualifikation zur UEFA EURO 2012 an Tabellenführer Niederlande herangekommen. Nun aber wird von dem 25-Jährigen eine ähnliche Leistung erwartet, wenn es im "Nordderby" gegen Finnland geht.
Trotz der Tatsache, dass sein Vater Yrjö in Finnland zur Welt kam, hat das Spiel in Solna für Toivonen Junior keine besondere Bedeutung. "Überhaupt nicht", sagte er. "Wir müssen sie schlagen, weil wir gegen Moldawien und Finnland sechs Punkte brauchen. So einfach ist das." Yrjö indes will ausnahmsweise mal nicht Finnland die Daumen drücken.
Vater Toivonen verließ seine Heimat und ließ sich in Degerfors nieder, in einer kleinen Stadt in Schweden. Dort gibt es nicht nur ein Stahlwerk, sondern auch einen Fußballverein. Gunnar Nordahl, Ralf Edström und Olof Mellberg begannen alle ihre Karriere bei Degerfors IF, während Sven-Göran Eriksson und Hamrén, der aktuelle schwedische Nationaltrainer, zu den ehemaligen Übungsleitern des Klubs gehören.
Als Vereinspräsident Yrjö Toivonen im Jahre 1994 Hamrén als Trainer anheuerte, verbrachte dieser einen Teil des Sommers damit, mit seinen Nachbarn, den Toivonens, gemeinsam die FIFA-WM zu schauen, bei der sich Schweden so achtbar schlug. Und just zu jener Zeit stellte er fest, was für ein Talent in dem achtjährigen Sohn Ola schlummern könnte.
In einem Interview mit einem Magazin wurde Ola Toivonen in diesem Jahr gefragt, ob es ihn beeindruckt habe, dass Hamrén ganz in der Nähe wohnte. "Nein", antwortete er. "Er war doch nur der Trainer." Aber die Verbindung blieb, auch als Hamrén größer wurde, und acht Jahre später lud der Coach ihn zu einem Training bei Aalborg BK ein.
Doch Hamrén schaffte es nicht, Toivonen aus seinem geliebten Degerfors wegzulocken, aber irgend wann war er einfach zu gut, um dort zu bleiben. Schließlich ging er zu Örgryte IS, ehe er über Malmö FF zum PSV kam. Und endlich hatte auch Hamrén ihn in seiner Mannschaft, als er ihn im November 2009 in den Kader der schwedischen Nationalmannschaft berief.
Und seitdem steht Hamrén fest zu ihm. "Es ist, als ob man verliebt ist", sagte er. "Nachdem man eine Weile in einer Beziehung ist, fängt man an, die Fehler des Partners zu bemerken, aber mit Ola ist es noch wie zu Beginn einer allumfassenden Verliebtheit." Schweden fängt auch allmählich an, diese Leidenschaft zu teilen, und die Finnen hoffen darauf, dass am Dienstag die Liebe nicht überkocht.