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Das Spiel der Chancen

Das Länderspiel in Kopenhagen gegen Dänemark am Mittwoch scheint auf den ersten Blick ein wenig überflüssig zu sein – doch es ist das Spiel der Chancen für die Akteure aus der zweiten Reihe.

Mario Gómez und Christian Schulz im Training - sie sind heute Abend gefordert
Mario Gómez und Christian Schulz im Training - sie sind heute Abend gefordert ©Getty Images

Solche Spiele hat es auch in der Vergangenheit schon gegeben, etwa die Weihnachtsreise der Nationalmannschaft nach Asien im Jahr 2004, und auch Dänemark hatte schon zwei Mal das eher zweifelhafte Vergnügen, Experimentierpartner der DFB-Auswahl zu sein. 2007 gab es in Duisburg einen 1:0-Sieg für die Skandinavier, und auch 2000 erwies man sich der deutschen Verlegenheitself in Kopenhagen als überlegen und gewann mit 2:1. Beide Male fühlten sich die Dänen ein wenig verschaukelt.

Doch diese Spiele waren immer auch eine Chance für Spieler der zweiten Reihe, sich in den Vordergrund zu spielen und Einsatzzeiten zu erhalten, die sie so sonst nicht bekommen würden. Ingo Hertzsch, Frank Baumann, Alexander Zickler, Marco Engelhardt, Gerald Asamoah, Thomas Brdaric – die Liste der Spieler, die in diesen Partien zum Einsatz kamen und danach keine große Rolle spielten, ist lang. Aber mit Per Mertesacker und Bastian Schweinsteiger konnten zum Beispiel auf jener Asienreise vor sechs Jahren zwei Spieler auf sich aufmerksam machen, die heute unumstrittene Stammkräfte sind. Mertesacker bestritt damals gerade sein drittes Länderspiel, und ein blutjunger Schweinsteiger wurde gegen Japan in seinem achten Deutschlandspiel erst eingewechselt.

"Einige Spieler, die in Südafrika nur wenig gespielt haben oder gar nicht dabei waren, können jetzt wieder in den Fokus rücken und erhalten eine neue Chance, sich zu bewähren", so sieht es auch Bundestrainer Joachim Löw. "Die Spieler und wir Trainer, wir nehmen dieses Spiel ernster, als es in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Ich kann Eindrücke aus der Bundesliga-Beobachtung vertiefen." Nicht jedes Länderspiel kann der Unterhaltung des Publikums dienen. Löws Behauptungen, dem Spiel Bedeutung beizumessen, sind durchaus glaubhaft.

Im September beginnt in Belgien die Qualifikation zur UEFA EURO 2012 und Löw weiß: "Die EM-Qualifikation ist kein Turnier über vier, fünf Wochen wie eine EM, sondern geht über 15 Monate. Wir müssen dafür den Kader verbreitern." Nur sieben WM-Fahrer sind in Kopenhagen mit von der Partie, mit Jerome Boateng und Manuel Neuer nur zwei Stammkräfte, doch Letzterer wird zugunsten von Tim Wiese zudem auf der Bank starten. Auf wem aber liegt der Fokus? Wer kann sich vielleicht in den Vordergrund spielen?

Da wäre zuallererst einmal Mario Gómez, dessen erstes Jahr beim FC Bayern München kein einfaches war. Das auf Ballbesitz ausgerichtete Spiel des Double-Gewinners kommt dem Kontertyp Gómez nicht unbedingt entgegen. Das schnelle Umschalten in der Nationalmannschaft passt da eigentlich schon besser. "Ich freue mich auf das Spiel. Für mich ist es die Chance, womöglich ein Länderspiel über 90 Minuten zu machen", hofft der 24-Jährige. Auch der Bundestrainer nimmt ihn in die Pflicht: "Für ihn ist es auch eine neue Phase, in der er seine Qualitäten beweisen kann und muss."

Auch Thomas Hitzlsperger, der mit 51 Länderspielen erfahrenste Akteur im Kader und daher auch der Kapitän heute Abend, will nach verkorkstem Jahr einen Neuanfang starten. Christian Gentner, Marcel Schäfer, Andreas Beck, Serdar Tasci (der seinen Stammplatz in der Nationalelf verloren hat), der talentierte Aaron Hunt, Marko Marin (der nicht die erhoffte Spielzeit in Südafrika erhielt) oder Christian Träsch – sie alle stehen heute unter Zugzwang. Die Vergangenheit lehrt: Nur wenige von ihnen werden es schaffen. Unter diesem Aspekt kann das freundschaftliche Kräftemessen mit Dänemark eine höchst interessante Angelegenheit werden.

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