Prandelli wandelt auf Cäsars Spuren
Montag, 4. Oktober 2010
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Italiens neuer Nationaltrainer Cesare Prandelli erzählt gegenüber UEFA.com, wie er die erkaltete Liebe zwischen seinem Team und den Fans der Azzurri wieder neu entflammen möchte.
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Der legendäre römische Kaiser und Feldherr Julius Cäsar sagte einst: "Es gibt nichts, das wir fürchten müssten außer der Furcht." Mehr oder weniger ist dies auch das Motto für einen anderen Cäsar – Cesare Prandelli, den neuen italienischen Nationaltrainer -, als dieser nach dem WM-Debakel 2010 seinen neuen Posten antrat. "Klar steht man in dieser Position unter ständigem Druck", erzählte er UEFA.com. "Aber das sollten wir nicht überbewerten, wir sollten uns lieber darauf konzentrieren, eine neue Mannschaft mit einem neuen Teamgeist aufzubauen."
Die italienische Mannschaft hatte nach dem WM-Aus in der Vorrunde unter Trainer Marcello Lippi allen Kredit bei den Fans verspielt. Doch Prandelli weiß schon, wie er das schnell wieder ändern möchte. "Wir müssen die alte Beziehung wieder ins Laufen bringen", erklärte er. "Wir müssen den Leuten, die ins Stadion kommen, etwas zurückgeben. Vor allem natürlich denen, die sogar zu unserem Training kommen, wir müssen gegenüber unseren Fans wieder großzügig sein."
Italien startete mit einem hart umkämpften 2:1-Sieg in Estland in die Qualifikation zur UEFA EURO 2012, anschließend besiegte man die Färöerinseln in Florenz mit 5:0, also dort, wo Prandelli fünf Jahre lang den ACF Fiorentina mit großem Erfolg trainiert hatte. "Es war ein wunderbarer Abend, weil wir es geschafft haben, die Zuschauer mitzureißen und so eine ganz besondere Stimmung kreiert haben", sagte der 53-Jährige nach seiner Rückkehr ins Stadio Artemio Franchi.
Antonio Cassano, der nicht für die WM nominiert worden war, erzielte in diesem Spiel ein Tor, nachdem er schon in Estland mit einem Tor und einer Vorlage überzeugt hatte. Laut Prandelli könnte der Stürmer von UC Sampdoria auch in Zukunft in der neu formierten Mannschaft der Azzurri eine Führungsrolle übernehmen. "Er ist erwachsen geworden, vor allem dank seiner Frau – seit seiner Heirat ist er auf dem Platz viel ausgeglichener." Prandelli hofft auf eine ähnliche Entwicklung bei seinem zweiten "Sorgenkind", Stürmer Mario Balotelli von Manchester City FC, der auch nicht eben als einfacher Charakter gilt.
"Ich denke, sie haben große Qualitäten", meinte er. "Und mit Spielern zu arbeiten, die als schwierig gelten, ist eine große Herausforderung für mich." Der Trainer aus Orzinuovi – Spitzname "Zauberer von Orz" - bei Florenz erhielt vor allem dank seiner Fähigkeit, mit jungen Spielern zu arbeiten, den Zuschlag vom italienischen Verband. "So etwas ist im Klub einfacher, da man Tag für Tag mit den Jungs arbeiten kann", erklärte der ehemalige Juventus-Mittelfeldspieler. "Aber es ist eine sehr interessante Aufgabe, junge Spieler an die Nationalmannschaft heranzuführen, wo sie dann viele Jahre lang spielen können."
Doch auch die alten Recken sind noch nicht abgeschrieben, Prandelli wartet sehnsüchtig auf die Rückkehr des verletzten Kapitäns. "[Gianluigi] Buffon ist etwas ganz Besonderes. Neben seinen sportlichen Fähigkeiten, die die ganze Welt kennt, hat er noch ganz andere Qualitäten. Er kann sehr gut und sensibel mit Leuten umgehen, deswegen ist er auch der Chef unserer Mannschaft." Mit der richtigen Mischung aus Alt und Jung möchte Prandelli einen weiteren Satz von Julius Cäsar in die Tat umsetzen: "Veni, vidi, vici" – Ich kam, sah und siegte.