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Wroclaw

Pablo Picasso sagte, dass der Nachkriegswiederaufbau von Wroclaw für ihn eine starke Inspiration gewesen sei - man muss auf den sieben Inseln nicht lange suchen, um ihn zu verstehen.

Wroclaw
Wroclaw ©UEFA.com

Provinz: Dolny Śląsk (Niederschlesien)
Einwohnerzahl: 633 000
Fläche: 293 km²
Höhe: 120 Meter über dem Meeresspiegel
Motto: Wroclaw - der Ort, wo man sich trifft

Pablo Picasso sagte einst, dass der Nachkriegswiederaufbau von Wroclaw für ihn eine große Inspiration gewesen sei, und dafür gibt es durchaus Belege. Wie Poznan wurde die Stadt auf einer Insel gegründet, Ostrów Tumski (Dominsel), einer Binneninsel der Oder. Inzwischen liegt die Stadt auf insgesamt zwölf Inseln, die durch 112 Brücken verbunden sind. Alle Brücken sind unverwechselbar und haben in ihrer turbulenten Geschichte böhmische, österreichische und deutsche Einflüsse aufgesaugt.

Abgesehen von seiner gotischen Architektur, den lebhaften kulturellen Veranstaltungen und malerischen Parks in Ufergegend hat Wroclaw weitaus mehr zu bieten. Polens viertgrößte Stadt ist das industrielle, kommerzielle und mit 13 Hochschulen das bildende Zentrum einer Region, die an die Tschechische Republik und Deutschland angrenzt.

GESCHICHTE
Wroclaw wurde seit seiner Gründung an der Kreuzung von zwei Handelsrouten - Via Regia und Bernsteinstraße - immer wieder erneuert. Der Name der Stadt rührt wohl von Herzog Vratislaus I. von Böhmen her. Wroclaw gehörte von 1135 bis 1526 zu Böhmen, damals hieß die florierende Stadt Breslau. Sie wurde damals von den Habsburgern und Preußen regiert. 1871 war Breslau die sechstgrößte Stadt in Deutschland.

Wroclaw avancierte als bedeutender östlicher Außenposten gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zu einer umkämpften Festung, doch der Preis war hoch: Mehr als die Hälfte der Stadt wurde vollkommen zerstört. Sie wurde bei der Potsdamer Konferenz Polen zugesprochen, zu diesem Zeitpunkt waren 30 Prozent der 600 000 Menschen, die vor dem Krieg hier gelebt hatten, ums Leben gekommen. Die Stadt wurde wieder angesiedelt mit Menschen aus Polens östlichen Regionen, vor allem aus Lviv, das heute zur Ukraine gehört. Der Wiederaufbau der Stadt zog sich bis in die 80er-Jahre hin, doch 1997 sorgte eine Flutkatastrophe dafür, dass Wroclaw erneut stark beschädigt wurde, da etwa ein Drittel der Stadt unter Wasser stand.

Wirtschaft
Wroclaw, das am Zusammenschluss von zwei Handelsrouten gegründet wurde und Mitglied der Hanse war, war schon immer ein lebhaftes Zentrum des Handels. Nach einer Reihe von Bebauungen im 19. Jahrhundert, darunter Flussbefestigungen, legte die Stadt wirtschaftlich richtig los und entwickelte sich zu einem wichtigen Eisenbahndrehkreuz sowie Industriezentrum mit der Produktion von Bekleidung, Baumwolle und Zügen. Aus dieser Zeit ist inzwischen wenig übrig geblieben, doch seit den 90er-Jahren wirbt die Stadt aktiv um ausländische Investoren, so dass sich vor allem der High-Tech-Sektor in der Stadt etabliert hat. Nach 1989 entwickelte sich Wroclaw zu einem bedeutenden Finanzzentrum, die Hauptniederlassung von mehreren landesweiten Finanzinstituten befindet sich in Wroclaw.

PERSÖNLICHKEITEN
• Adolph Menzel, Künstler (1815-1905) – der Maler, Zeichner und Illustrator gilt als der bedeutendste deutsche Realist des 19. Jahrhunderts.

• Günther Anders, Philosoph (1902–1992) – der Antifaschist war Mitbegründer und führende Persönlichkeit der Antiatombewegung.

• Dietrich Bonhoeffer, Pastor und Theologe (1906-1945) – Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus; verewigt in der Westminster Abbey in London.

• Wanda Rutkiewicz, Bergsteigerin (1943-1992) – sie bezwang acht Achttausender und 1978 als erster polnischer Mensch den Mount Everest; verschollen am Kangchenjunga.

• Andrzej Sekuła, Kameramann (geboren 1954) – zu seinen Filmen zählen u.a. "Reservoir Dogs", "Pulp Fiction" und "American Psycho".

• Marek Krajewski, Schriftsteller (geboren 1966) – preisgekrönter Krimi-Autor und Sprachwissenschaftler, dessen Romane, die im Vorkriegs-Wroclaw angesiedelt sind, ins Englische, Deutsche und Italienische übersetzt wurden.

SEHENSWÜRDIGKEITEN
Der Große Ring (Rynek), ein guter Ausgangspunkt für jedwede Erkundung der Stadt, ist der zweitgrößte Platz in Polen, und das angrenzende Rathaus ist so groß, dass drei Straßen darin verlaufen. Es dauerte fast 200 Jahre, das Rathaus zu erbauen. Der Komplex beinhaltet ein Kunstmuseum sowie eine Schatzkammer, und ist ein Mischmasch aus architektonischen Stilrichtungen. Ein großer Teil ist im spätgotischen Stil gehalten, die Nord- und die Südseite wurden nach 1945 im extravaganten Jugendstil restauriert.

Wroclaws ganzer Stolz befindet sich in der Nähe des Rathauses: Das Panorama von Racławicka. Das Panoramabild, ein 114 Meter langer Rundbau, zeigt die Schlacht bei Raclawice von 1794 (das Dorf liegt 320 Kilometer entfernt), als polnische Bauern die mächtige russische Armee besiegen konnten. Es war zwar nur ein flüchtiger Sieg, aber 100 Jahre später wurde das Bild nach fast einjähriger Entstehungsgeschichte in Lviv veröffentlicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Bild nach Wroclaw. Das Bild wurde viele Jahre lang nicht ausgestellt, da die polnischen Behörden fürchteten, man könnte den sowjetisch-polnischen Beziehungen schaden. So wurde das Bild erst 1985 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

In der Altstadt könnte man sich wochenlang aufhalten, doch andere Teile der Stadt haben ebenfalls viel zu bieten, so zum Beispiel die Dominsel, die Wiege von Wroclaw. Das Prunkstück ist hier der gigantische Breslauer Dom, auch die Kathedrale St. Johannes des Täufers genannt, doch der Preis für das älteste Kirchengebäude geht an die winzige St. Ägidyenkirche. Wenn man genug hat von dieser Fülle an Ziegeln und Mörtel, dann sollte man sich den Botanischen Garten oder den Park Szczytnicki anschauen.

Fanzone: Plac Rynek (Marktplatz)
Die 30 000 Besucher fassende Fanzone von Wroclaw, im Herzen der Stadt gelegen, bietet den Zuschauern drei gigantische Leinwände und ist während der Endrunde von 10.00 Uhr bis 00.00 Uhr Ortszeit geöffnet. Der Eintritt ist kostenlos und hier werden alle 31 Spiele live übertragen. Zum umfangreichen Rahmenprogramm gehören Kleinfeld-Fußball, Live-Konzerte und DJ-Auftritte. Natürlich gibt es auch eine große Auswahl an Speisen und Getränken.

VERKEHR
Der Copernicus-Flughafen Wroclaw befindet sich 13 Kilometer südwestlich der Stadt und bietet regelmäßig Flüge nach Kopenhagen, Oslo, Paris, Brüssel, Dublin, Eindhoven und Stockholm sowie zu zahlreichen Zielen in Deutschland, Großbritannien und Italien an. Außerdem gibt es tägliche Verbindungen nach Warschau und Gdansk, doch Züge, die vom wunderschönen Hauptbahnhof Wroclaw Główny starten, sind eine nettere Option, sollte es die Zeit erlauben. Expresszüge nach Warschau brauchen gerade mal fünf Stunden, außerdem gibt es regelmäßige Fahrten nach Poznan (2,5 Stunden) und Gdansk (7,5 Stunden). Vom nahegelegenen Busbahnhof gelangt man ähnlich schnell nach Warschau und Poznan, außerdem werden mehrere internationale Ziele angefahren.

Entfernungen zu den anderen Spielorten der UEFA EURO 2012:
Poznan – 175 Kilometer
Warschau – 350 Kilometer
Gdansk – 480 Kilometer
Lwiw – 620 Kilometer
Kyiw – 1 090 Kilometer
Charkiw – 1 515 Kilometer
Donezk – 1 750 Kilometer

In der Stadt
In Wroclaw gibt es ein großes Streckennetz für Busse und Straßenbahnen. Fahrten in der Innenstadt kosten 2,50 zł, längere Fahrten 3 zł, Fahrten mit Nachtbussen (höhere Nummern als 200) kosten 5 zł. Eine schnelle Straßenbahnlinie wird in Zukunft den östlichen Teil der Stadt mit dem Flughafen und dem Städtischen Stadion Wroclaw verbinden. Im Fremdenverkehrsamt am Großen Ring (Rynek) kann man sich Fahrräder ausleihen.

FUßBALL
Wenn man vom Fußball in Wroclaw spricht, dann meint man WKS Śląsk Wrocław, der führende Klub der Stadt stellt alle anderen Vereine in den Schatten.

Śląsk wurde 1947 durch einen Zusammenschluss der beiden Militärschulen Pionier und Podchorążak gegründet, daher kommt auch der heutige Spitzname Armeeklub. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren sie einer von mehreren Vereinen, die in der wieder aufgebauten Stadt entstanden, neben KS Ślęza Wrocław, WKP Odra Wrocław, KS Polonia Wrocław und Polar Wrocław. Heute dreht sich der Fußball in Wroclaw aber nur noch um Śląsk.

1945 war der Fußball in dieser Stadt allerdings schon lange bekannt. Der SV Blitz Breslau, der 1897 von einer Gruppe von ehemaligen Radfahrern gegründet wurde, die eine neue sportliche Betätigung suchten, war eines der Gründungsmitglieder des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Eine Spaltung führte zur Entstehung des SC Schlesien Breslau, was auf Polnisch übersetzt Śląsk Wrocław heißt, doch es gibt keine Verbindung zwischen den Klubs.

Der Höhepunkt in der Vereinsgeschichte kam 1977, als Janusz Sybis mit zehn Toren dafür sorgte, dass man zum ersten und bisher einzigen Mal Meister wurde. Bereits ein Jahr zuvor hatte Śląsk mit dem polnischen Pokal den ersten großen Titel geholt. Im Pokal der Pokalsieger schaffte es der Klub bis ins Viertelfinale, wo er sich dem SSC Napoli geschlagen geben musste.

1987 holte Śląsk erneut den polnischen Pokal und beendete die Saison 2010/11 in der Ekstraklasa als Vizemeister hinter Wisła Kraków. Odra und Polar hatten zwar auch das ein oder andere Erfolgserlebnis im Pokal, doch richtig erfolgreich war vor allem ein anderes Team aus der Stadt. Die Frauen von KŚ AZS Wrocław wurden von 2001 bis 2008 achtmal in Folge polnischer Meister und gewannen zudem viermal den Pokal.

Bekannte Fußballspieler
Mittelfeldspieler Lesław Ćmikiewicz und Torhüter Jan Tomaszewski gehörten in den 1970ern zu Polens Dream Team, sie brachten es auf 57 bzw. 63 Länderspiele. Das in Wroclaw geborene Duo führte seine Mannschaft auf den dritten Rang bei der FIFA-Weltmeisterschaft 1974 und zur Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 1976. Ćmikiewicz, der sich 1993 kurz als Trainer versuchte, hatte vier Jahre zuvor bereits die Goldmedaille gewonnen. Ein weiterer Ex-Spieler von Śląsk, Mittelfeldspieler Ryszard Tarasiewicz, bestritt 59 Länderspiele und erzielte dabei neun Treffer. Weitere Stationen seiner Karriere waren Neuchâtel Xamax FC und RC Lens.

Wussten Sie schon, dass...
...Orest Lenczyk 1980 der Trainer war, als Śląsk mit 2:7-Gesamtergebnis in der ersten Runde des UEFA-Pokals unterlag. Drei Jahrzehnte später kam er zurück und führte Śląsk direkt wieder in den Europapokal. Seine Belohnung? Ein weiteres Spiel gegen den schottischen Klub, dieses Mal in der zweiten Qualifikationsrunde. Śląsk setzte sich nach Auswärtstoren durch.

ANDERE SPORTARTEN
Śląsk Wrocławs Handballmannschaft war über viele Jahre das Topteam Polens, 17 Meisterschaften sind bislang unübertroffen. Allein in den 70ern konnte man sieben Titel einfahren. Zwei von Wrocławs berühmtesten Söhnen feierten ebenfalls in den 70ern mit dem Gewinn der Olympischen Goldmedaille ihre größten Erfolge: Lesław Ćmikiewicz, 1972 Mitglied der siegreichen polnischen Fußballmannschaft, und Włodzimierz Stefański, der vier Jahre später mit dem Volleyballteam triumphieren konnte. Jahr für Jahr finden in der Stadt ein Tennisturnier sowie ein Grand Prix im Speedway statt, 2009 war die Jahrhunderthalle (UNESCO-Weltkulturerbe) einer der Schauplätze der EuroBasket 2009, die von Spanien gewonnen wurde, und der Volleyball-Europameisterschaft der Frauen, die Italien für sich entscheiden konnte.