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Gdansk

Napoleon sagte einst, dass Gdansk "der Schlüssel zu allem" wäre. Später entstand hier die Unabhängige Selbstverwaltete Gewerkschaft Solidarität, die von der schönen Küstenstadt das Ende der kommunistischen Herrschaft einleitete.

Gdansk
Gdansk ©UEFA.com

Provinz: Pomerania
Einwohnerzahl:
456 000
Fläche:
262 km²
Höhe:
13 Meter über dem Meeresspiegel
Motto: Weder unbesonnen noch furchtsam

Napoleon sagte, Gdansk ist "der Schlüssel zu allem". In ihrer über 1000-jährigen Geschichte ging die Stadt mehrmals in andere Hände über. Die Hafenstadt, die bis 1945 Danzig hieß, wurde von Polen, vom Deutschen Orden, Preußen und später Deutschland regiert. Als 1939 der Zweite Weltkrieg begann und die Stadt überfallen wurde, hatte die damals Freie Stadt Danzig eine eigene Verfassung, Nationalhymne und Währung. Seit 1945 gedeiht Gdansk unter polnischer Flagge.

Die Stadt war im Laufe ihrer Geschichte vor allem vom Handel geprägt. Gdansk war eine Hansestadt, zahlreiche Sehenswürdigkeiten erinnern noch heute an diese Zeit. Architektonisch hat Gdansk Einflüsse aus Flandern, Polen und Deutschland. Eine große Bedeutung in der jüngeren Geschichte des Landes Polen spielten die Werften der Stadt, denn dort wurde 1980 die polnische Gewerkschaft Solidarność gegründet. Die oppositionelle Haltung der Gewerkschaft führte 1989 zum Ende der kommunistischen Herrschaft. Der Vorsitzende der Gewerkschaft, Lech Wałęsa, wurde später polnischer Staatspräsident.

Der Fluss Motlawa mündet in Gdansk in die 1 050 Kilometer lange Weichsel. Die Stadt bildet zusammen mit Gdynia und der Kurstadt Sopot einen Ballungsraum, der sich über 25 Kilometer an der baltischen Küste entlang zieht und als Dreistadt (Trójmiasto) bekannt ist.

GESCHICHTE
An der Mündung der Motlawa gab es seit dem siebten Jahrhundert eine erste Siedlung. Nachdem Danzig zu Beginn des 14. Jahrhunderts vom Deutschen Orden übernommen worden war und zu florieren begonnen hatte, stellte sich die Stadt 1454 unter den Schutz der polnischen Krone. Mitte des 16. Jahrhunderts war Danzig die größte Stadt Polens und Heimat von Legionen internationaler Händler, doch aufgrund von Kriegen folgte ein wirtschaftlicher Niedergang, und 1793 kam Danzig zum Königreich Preußen. Abgesehen von einem kurzen Zeitraum (1807-1814) als Freie Stadt blieb Danzig bis 1918 und damit bis zum Ende des Ersten Weltkriegs unter preußischer beziehungsweise deutscher Herrschaft.

Mit dem Vertrag von Versailles wurde Danzig zu einem unabhängigen Staat, der Freien Stadt Danzig erklärt. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die polnische Stellung auf der Westerplatte, die zu Danzig gehörte, am 1. September 1939 von der SMS Schleswig-Holstein bombardiert. Nach dem Krieg wurde Gdansk ins polnische Staatsgebiet eingegliedert, war zu diesem Zeitpunkt jedoch stark beschädigt. Nach Ende der Rekonstruktion 1970 begannen Anti-Regime-Demonstrationen, die zum Sturz des kommunistischen Führers Władysław Gomułka führten.

Wirtschaft
Das Hafenviertel war einst ein betriebsamer Ort mit Hunderten von Booten, auf denen Frachtgut verstaut oder entladen wurde. Heute drängeln nur noch die Touristen, die auf der Promenade die Cafés und Kunstgalerien bevölkern. In den Sommermonaten strömen Tausende an die baltischen Strände von Gdansk, Sopot und Gdynia. Die wichtigsten Industrien der Stadt sind der Schiffsbau, die petrochemische Industrie, die Lebensmittelindustrie sowie neuerdings Hochtechnologien. Die weltweit bekannteste Fundregion des Bernstein, auch als baltisches Gold bezeichnet, ist der gesamte Ostseeraum.

PERSÖNLICHKEITEN
• Johannes Hevelius, Astronom (1611-87) – gilt als Begründer der Kartografie des Mondes.

• Gabriel Daniel Fahrenheit, Wissenschaftler (1686-1736) – erfand das Quecksilberthermometer.

• Arthur Schopenhauer, Philosoph (1788-1860) – sein Hauptwerk war "Die Welt als Wille und Vorstellung".

• Günter Grass, Schriftsteller (geboren 1927) – Autor der Danziger Trilogie "Die Blechtrommel", "Katz und Maus" sowie "Hundejahre"; bekam 1999 den Nobelpreis für Literatur.

• Lech Wałęsa, Politiker (geboren 1943) – gründete die Gewerkschaft Solidarität, bekam 1983 den Friedensnobelpreis und war von 1990 bis 1995 polnischer Staatspräsident.

SEHENSWÜRDIGKEITEN
Die meisten Touristenattraktionen befinden sich im Zentrum oder nahe der Ulica Długa (Langgasse) und dem Długi Targ (Langer Markt), dabei handelt es sich um Fußgängerzonen, die von Gebäuden, die im historischen Stil (vornehmlich 17. Jahrhundert) rekonstruiert wurden, umgeben und von kunstvollen Stadttoren eingesäumt sind. Dieser Teil der Stadt wird manchmal als der "Königliche Weg" bezeichnet, da dies der Prozessionsweg von polnischen Königen war, wenn sie die Stadt besuchten. Diejenigen, die es hassen, lange laufen zu müssen, brauchen sich keine Sorgen zu machen, denn "Langgasse" ist eigentlich eine Fehlbezeichnung, denn von Anfang bis Ende sind es nur 300 Meter.

In Gdansk gibt es zahlreiche Kirchen, darunter aus dem 15. Jahrhundert die Marienkirche (Bazylika Mariacka), die größte Backsteinkirche der Welt. Hinter dem Neptunbrunnen befindet sich der Artushof, wo man Europas höchsten Kachelofen (10,65 Meter) bewundern kann. Im Hafengebiet findet man das Krantor, ein Stadttor mit Kranfunktion. Das Museumsschiff SS Sołdek liegt an der Motlawa vor Anker. Am Eingang zu den Werften, die sich im nördlichen Außenbereich befinden, gibt es ein Denkmal, mit dem die Werftarbeiter geehrt werden.

Fanzone - Plac Zebrań Ludowych
Die 30 000 Besucher fassende Fanzone in Gdansk liegt ganz in der Nähe des Bus- und Bahnhof-Terminals. Auf einer 100 Quadratmeter großen Leinwand kann man alle Spiele der Endrunde live verfolgen. Öffnungszeiten sind 12.00 Uhr bis 01.00 Uhr Ortszeit an Spieltagen, an Nicht-Spieltagen von 14.00 Uhr bis 00.00 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos. Zum umfangreichen Rahmenprogramm gehören Kleinfeld-Fußball, Live-Konzerte und DJ-Auftritte. Natürlich gibt es auch eine große Auswahl an Speisen und Getränken.

VERKEHR
Der Flughafen Lech Wałęsa liegt 14 Kilometer westlich von Gdansk und hat unter anderem reguläre Flüge nach Warschau, Frankfurt, München und London auf dem Flugplan. Fähren fahren mehrmals die Woche von Nowy Port nach Nynashamn (Stockholm), vom PKS-Busbahnhof gibt es zahlreiche Verbindungen nach Warschau. Vom nahegelegenen Bahnhof Gdansk Główny kann man täglich in die polnische Hauptstadt (4,5 Stunden), Wroclaw (7,5 Stunden) und Poznan (vier Stunden) fahren. Gdansk ist auch Startpunkt der Radroute EuroVelo 9, die durch die Tschechische Republik, Österreich und Slowenien bis an die Adria nach Pula (Kroatien) führt.

Entfernungen zu den anderen Spielorten der UEFA EURO 2012: 
Poznan – 305 Kilometer
Warschau – 345 Kilometer
Wroclaw – 480 Kilometer
Lwiw – 725 Kilometer
Kyiw – 1 190 Kilometer
Charkiw – 1 600 Kilometer
Donezk – 1 810 Kilometer

In der Stadt
Um sich in der Stadt zu bewegen, kann man einen Pendlerzug benutzen, der vom Bahnhof Gdansk Główny bis Gdynia Główna fährt, außerdem gibt es Straßenbahnen und Busse.

FUßBALL
Gdansk lag immer schon am äußersten Rand des polnischen Fußballs, weitab von den Metropolen Warschau, Chorzow und Lviv – doch in einem einzigartigen Moment rückte KS Lechia Gdańskdie Hafenstadt an der Ostsee ins Zentrum des Interesses.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1945 hatten sich die Grün-Weißen als Fahrstuhlmannschaft etabliert, 1982/83 hoffte man nach dem Aufstieg in die zweite Liga auf den Klassenerhalt. Doch das Team sorgte vor allem im Pokal für Furore und erreichte nach Erfolgen gegen KS Ruch Chorzów und WKS Śląsk Wrocław das polnische Pokalfinale, in dem man sich auch gegen GKS Piast Gliwice mit 2:1 durchsetzen konnte.

Fünf Wochen später bescherte ein Tor von Jerzy Kruszczyński Lechia einen Sieg gegen Meister KKS Lech Poznań und damit den erstmals ausgetragenen polnischen Superpokal. Doch damit nicht genug, in der folgenden Saison spielte das Team im Pokal der Pokalsieger gegen Juventus, kurz darauf stieg man nach 21 Jahren wieder in die Ekstraklasa auf. Keine vier Jahre später fand sich der Klub allerdings in der zweiten Liga wieder.

2001 wurde die Mannschaft, die einst von Einwanderern aus Lviv, das heute in der Ukraine liegt, gegründet wurde, aus finanziellen und organisatorischen Gründen in die sechste Liga zurückgestuft. Acht Jahre später stieg der Klub wieder in die erste Liga auf, sehr zur Freude seiner treuen Fans, zu denen auch Friedensnobelpreisträger Lech Wałęsa und der heutige Premierminister Donald Tusk gehören. Erzrivale KS Arka Gdynia hatte da weniger zu lachen, der Klub verlor fünf der letzten sechs Derbys und stieg 2010/11 in die zweite Liga ab.

Arka, das im 20 Kilometer entfernten Gdynia seinen Sitz hat, wurde in den 1920er Jahren gegründet. Für die anderen Vereine der Stadt, wie Lechia und SKS Polonia Gdańsk begann das Leben erst nach 1945. Die erste Mannschaft der Stadt, BuEV Danzig, wurde im April 1903 aus der Taufe gehoben und gewann 1912 die regionale Meisterschaft, selbiges schaffte der SC Preussen Danzig 1934.

Bekannte Fußballspieler
Der berühmteste Fußballer der Stadt ist ohne Zweifel Andrzej Szarmach. Er  erzielte in 61 Länderspielen 32 Tore und gehörte in den 70er Jahren zu den besten Stürmern Europas. Bei der FIFA-WM 1974 in Deutschland gelangen ihm fünf Tore, die Polen zum dritten Platz verhalfen. Zwei Jahre später gewann er mit Polen Silber bei den Olympischen Spielen. Abwehrspieler Janusz Kupcewicz belegte mit Polen bei der WM 1982 ebenfalls den dritten Platz und der ehemalige FC Schalke 04-Abwehrspieler Tomasz Wałdoch stammt ebenso wie Sławomir Wojciechowski und Grzegorz Szamotulski aus Gdansk.

Wussten Sie schon, dass ...
... Lechia bislang nur ein einziges Mal im Europapokal aktiv war? Das war 1983/84 gegen Juventus im Pokal der Pokalsieger. Im Hinspiel ging man 0:7 in Turin unter, dabei traf der spätere UEFA-Präsident Michel Platini zweimal. Das Rückspiel verlor Lechia 2:3, Juves Siegtreffer ging auf das Konto des polnischen Stürmerstars Zbigniew Boniek.
 
 ANDERE SPORTARTEN
Gdansk, die Heimatstadt der olympischen Goldmedaillengewinner Zygmunt Chychła (Boxen, 1952) und Adam Korol (Rudern, 2008) ist, ist in Polens Topligen im Rugby, Speedway, Eishockey, Handball und Volleyball (Frauen) vertreten.Wybrzeże Gdańsk ist der dreimalige Titelträger im Speedway und das Handball-Team des Vereins konnte zehn Meisterschaften gewinnen, ehe es sich 2003 auflöste (zehn Jahre später wurde die Mannschaft neu gegründet). Der ehemalige Spieler Bogdan Wenta ist Trainer der polnischen Handball-Nationalmannschaft. In Gdansk fand im Oktober 2011 die Tischtennis-Europameisterschaft statt, außerdem sind Fechten und Turnen in der Stadt hoch im Kurs.