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Warschau

Warschau, wo das Eröffnungsspiel der UEFA EURO 2012 stattfindet, ist auch als Phoenix City bekannt. Auf der anderen Seite aber ist die polnische Hauptstadt ein Ort voller Lebensfreude und Zuversicht.

Warschau
Warschau ©UEFA.com

Provinz: Masowien
Einwohnerzahl: 1 711 000
Fläche: 517 km²
Höhe: 106 Meter über dem Meeresspiegel
Motto: Contemnit Procellas (Dem Sturm trotzen)

Warschau, auch als Phönix-Stadt bekannt, hat eine besondere Mischung von architektonischen Stilrichtungen, die die turbulente Geschichte der Stadt widerspiegeln. Am Ende des Zweiten Weltkriegs war die Stadt vollkommen zerstört, das Resultat von geplanter Zerstörung und ziellosen Bombenangriffen, die das Leben von fast einer Million Menschen kosteten. Doch durch Warschaus Adern fließt ein munterer Überlebenswille, weshalb die Stadt heute wieder eine florierende Metropole ist; in Sachen Politik, Ausbildung, Kultur und Wirtschaft ist sie Polens Hauptstadt.

Warschau neigt dazu, dass die Erwartungen durcheinandergebracht werden. Obwohl die Stadt 300 Kilometer von der Ostsee entfernt liegt, ist das Symbol der Metropole eine Meerjungfrau. Die Entstehung des Symbols ist nicht bekannt, doch die Legende besagt, dass sich vor langer Zeit zwei Töchter des griechischen Gottes Triton auf eine Reise durch die Tiefen der Ozeane begaben. Die eine entschied sich, an der Küste Dänemarks zu bleiben, und befindet sich seitdem in Kopenhagen. Die andere Tochter begab sich in der Weichsel an Gdansk vorbei zum Dorf Warszowa, wo sie an einem Strand eine Pause machte. Fischer kamen vorbei und bewunderten ihre Schönheit und ihre Stimme, doch ein gieriger Kaufmann hörte ebenfalls ihre Lieder und nahm sie gefangen.

GESCHICHTE
Zahlreiche Schlachten haben Warschau im Laufe seiner Geschichte zunächst zerstört, ehe die Stadt noch stärker zurückgekommen ist. 1596 wurde Warschau Hauptstadt Polens. Nach der Annektierung durch Preußen 1795 wurde der Status von Warschau auf den einer Provinzhauptstadt herabgesetzt.

Von 1815 bis zum Ersten Weltkrieg befand sich Warschau unter russischer Herrschaft. Danach war Warschau 21 Jahre lang die Hauptstadt des unabhängigen Polen und hatte bereits eine Einwohnerzahl von 1,3 Millionen, als am 1. September 1939 die ersten deutschen Bomben fielen. Innerhalb eines Monats wurde Warschau von deutschen Truppen eingenommen. Sechs Jahre später, als sowjetische Panzer auftauchten, um die Stadt zu befreien, fanden sie nur eine Spur der Verwüstung vor. Warschau hatte zweimal rebelliert, zunächst im Warschauer Getto, dann in der ganzen Stadt, und die Reaktion war brutal: Im Laufe der Besatzungszeit ließen 800 000 Menschen ihr Leben. Nach der Befreiung nahm Warschau erneut seinen Platz als polnische Hauptstadt ein, und viele historische Gebäude wurden wieder aufgebaut.

Wirtschaft
Während des Wiederaufbaus von Warschau nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmten die kommunistischen Behörden, dass aus der Stadt ein bedeutendes Industriezentrum werden sollte. Große Fabriken wurden in und um die Stadt herum gebaut und erzeugten bis zum Niedergang der kommunistischen Wirtschaft jede Menge Qualm. Bis auf ein Stahlwerk gingen nach 1989 alle anderen bankrott. Doch seitdem wurde viel fremdländisches Kapital in die Stadt gepumpt. Das Zentrum (Śródmieście) ist die Heimat von nationalen Instituten sowie von zahlreichen inländischen und internationalen Firmen, die sich in einer Fülle von Wolkenkratzern verstecken, sodass Warschau nach Paris, Frankfurt und London die "vierthöchste" Stadt Europas ist.

PERSÖNLICHKEITEN
• Marie Skłodowska-Curie, Chemikerin und Physikerin (1867-1934) – bekam 1903 als erste Frau den Nobelpreis für Physik, 1911 erhielt sie den Nobelpreis für Chemie.

• Fryderyk Chopin, Pianist und Komponist (1810-1849) – gilt als Großmeister der Romantischen Musik; seine Bronzestatue steht im Łazienki-Park, sein Herz wurde in einer Säule in der Warschauer Heiligkreuzkirche beigesetzt.

• Tamara de Łempicka, Künstlerin (1898-1980) – Malerin des Art Déco, ihre Werke werden von Madonna und Jack Nicholson gesammelt.

• Mordechaj Anielewicz, Widerstandskämpfer (1919-1943) und Kommandant der jüdischen Kampforganisation (ZOB) – bekannt als "Kleiner Engel" (Aniołek), 1943 Anführer des jüdischen Aufstands im Warschauer Ghetto.

• Krzysztof Kieślowski, Filmregisseur (1941-96) - war Co-Autor und Regisseur bei der Trilogie "Drei Farben" und dem zehnteiligen Filmzyklus "Dekalog", der in einem Warschauer Hochhaus angesiedelt ist.

SEHENSWÜRDIGKEITEN
Die Altstadt wurde 1980 als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet, und das aus gutem Grund, denn dieser Quadratkilometer ist die Heimat von zahlreichen historischen Denkmälern in Warschau. Das Königsschloss ist dabei die Hauptattraktion. Das Schloss, das einst Herzoge, Zaren und zwischen 1918 und 1939 den polnischen Präsidenten beheimatete, wurde im Zweiten Weltkrieg gesprengt und akribisch wiederaufgebaut. Heute strömen die Touristen scharenweise ins Schloss.

Wie das Königsschloss musste ein Großteil der Altstadt in den vergangenen 60 Jahren restauriert werden, und es ist bezeichnend, dass von den stilvollen Häusern entlang des Altstadt-Marktplatzes (Rynek Starego Miasta) nur zwei Häuser noch im Originalzustand sind - die Nummern 34 und 36. Auf der nördlichen Seite des Platzes befindet sich das Nationalmuseum von Warschau, eines von 60 Museen in der Stadt.

Das Museum zum Warschauer Aufstand sowie das Historische Museum befinden sich innerhalb der Grenzen des Gettos aus dem Zweiten Weltkrieg. Vom jüdischen Warschau ist nicht viel übrig geblieben, doch man wird ständig daran erinnert; so gibt es Denkmäler für Getto-Helden und Mordechaj Anielewicz, den Anführer des Aufstands im Getto von Warschau. Richtung Süden befindet sich der ruhige Łazienki-Park, der in der früheren königlichen Residenz, dem Palais auf dem Wasser, angelegt wurde. Bei der Mittsommernacht steht ebenfalls das Wasser im Mittelpunkt, da Tausende zur Weichsel strömen, um das Fest Wianki (Kränze) zu feiern; das war früher ein heidnisches Ritual, bei dem junge Frauen Kränze schwimmen ließen, um vorherzusagen, wann sie heiraten würden.

Fanzone: Plac Defilad (Parade-Platz)
Die gigantische, 120 000m² große, Fanzone liegt in unmittelbarer Nähe der Bahnstation, und fasst bis zu 100 000 Tausend Besucher, die die Spiele der Endrunde auf sechs riesigen Leinwänden live verfolgen können. Die Fanzone öffnet am Vorabend des Turniers und steht den Fans von 10.00 Uhr bis 01.00 Uhr am 2. Juli offen. Der Eintritt ist kostenlos und hier werden alle 31 Spiele live übertragen. Zum umfangreichen Rahmenprogramm gehören Kleinfeld-Fußball, Live-Konzerte und DJ-Auftritte. Natürlich gibt es auch eine große Auswahl an Speisen und Getränken.

VERKEHR
Der Flughafen Warschau Fryderyk Chopin befindet sich acht Kilometer südlich des Zentrums. Es gibt mehrere Bahnhöfe in der Stadt, doch für die meisten Reisenden ist nur Warszawa Centralna im Herzen der Stadt von Belang, doch man muss aufpassen, denn dieser Bahnhof ist nicht immer die Endstation. Es gibt tägliche Verbindungen nach Wroclaw (fünf Stunden), Gdansk (4,5 Stunden), Poznan (3-4 Stunden), Lwiw (14 Stunden) und Kyiw (15 Stunden). Außerdem befinden sich zwei Busbahnhöfe in der Stadt: Warszawa Stadion deckt die östlichen Ziele ab, Warszawa Zachodnia bedient alle anderen Routen, darunter Fahrten nach Gdansk und Wroclaw (jeweils 5-7 Stunden).

Entfernungen zu den anderen Spielorten der UEFA EURO 2012: 
Poznan – 320 Kilometer
Wroclaw – 350 Kilometer
Gdansk – 345 Kilometer
Lwiw – 385 Kilometer
Kyiw – 820 Kilometer
Charkiw – 1 250 Kilometer
Donezk – 1 465 Kilometer

In der Stadt
Warschaus öffentliches Verkehrswesen beinhaltet Busse, Straßenbahnen und die U-Bahn. Die Hauptlinien werden jeden Tag von 5.00 bis 23.00 Uhr bedient, danach fahren Nachtbusse von der Emilii-Plater-Straße im Zentrum in die wichtigsten Außenbezirke, doch freitags und samstags fährt die U-Bahn bis 2.00 Uhr in der Früh. Am besten ist es, Fahrkarten vor Benutzung der Verkehrsmittel zu kaufen, schauen Sie dabei nach Schildern mit der Aufschrift "Sprzedaż Biletów ZTM". Einfache Fahrten kosten 2,40 zł, außerdem gibt es Tickets für 90 Minuten/einen Tag/drei Tage/eine Woche (6/9,60/14,40/32zł).

FUßBALL
Der älteste Klub der polnischen Hauptstadt, KSP Polonia Warszawa, feierte 2011 seinen 100. Geburtstag, doch im Rampenlicht stand nicht zum ersten Mal Nachbar Legia Warszawa.

In der Liga erlebte Legia eine enttäuschende Saison, dafür klappte es mit dem 14. Pokalsieg - kein anderer Verein hat diesen Titel bislang öfter als sechsmal gewonnen. Damit setzte sich die Dominanz der Warschauer Klubs fort, die bis Mitte der 1950er Jahre zurückreicht, als Legia zweimal in Folge das Double gewinnen konnte.

Legia hat seine Ursprünge in einer polnischen Legion des Ersten Weltkriegs, die im ukrainischen Volyn stationiert war. Bis 1990 hatte der Verein Verbindungen zur Armee. 1969 und 1970 gewann die Mannschaft um Kazimierz Deyna (dessen Trikot mit der Nummer 10 wird beim Klub in Ehren gehalten) den Meistertitel. Mitte der 1990er kamen zwei weitere Meisterschaften dazu, damit ist Legia der vierterfolgreichste polnische Verein.

Polonia, Warschaus ältester Klub, liegt in dieser Liste auf Rang neun. Bei der ersten landesweit ausgetragenen Meisterschaft im Jahr 1921 landete man auf dem zweiten Platz, fünf Jahre später klappte es mit dem Titel. Mit dem Gewinn der ersten Meisterschaft nach dem Krieg zementierte Polonia seinen Status als beliebteste Mannschaft der Hauptstadt. Das Finale fand damals im Legia-Stadion statt, weil Polonias Arena in der Nähe des jüdischen Ghettos in Schutt und Asche lag.

In der Ära der Sowjetunion hatte Polonia enge Verbindungen zu den Eisenbahn-Arbeitern. 1952 gewann man den polnischen Pokal, stieg allerdings im gleichen Jahr ab und schaffte es in den nächsten vier Jahrzehnten nicht zurück in die erste Liga. 2000 traten die schwarzen Trikots dann aus dem Schatten von Legia, als sie zum zweiten Mal Meister wurden. Im Jahr darauf triumphierten sie im Pokal. Anschließend ging es wieder bergab, 2009/10 verhinderte Polonia nur ganz knapp den Abstieg - auch dank des ersten Derby-Heimsiegs seit zehn Jahren.

WKS Gwardia Warszawa, Polens Pokalsieger von 1954, ist seit diesem Erfolg tief gefallen, ist aber immerhin die erste polnische Mannschaft, die an einem kontinentalen Wettbewerb teilnahm, an der ersten Ausgabe des Pokals der europäischen Meistervereine.

Bekannte Fußballspieler
Dariusz Dziekanowski
und Dariusz Wdowczyk sind zwei der wenigen Spieler, die bei Polonia, Gwardia und Legia (und nicht zu vergessen bei Celtic FC) unter Vertrag standen. Beide haben mehr als 50 Länderspiele bestritten, doch im polnischen Klub der Hunderter ist alleine Michał Żewłakow. Sein Zwillingsbruder Marcin brachte es auf 25 Einsätze für sein Land, in seiner Karriere war er in Belgien, Frankreich und Zypern aktiv. Stürmer Robert Lewandowski spielt mittlerweile bei Borussia Dortmund in der Bundesliga. Władysław Szczepaniak, ein Publikumsliebling bei Polonia, war vor und nach dem Zweiten Weltkrieg Stammspieler in der polnischen Nationalelf.

Wussten Sie schon, dass ...
... Legia 1995/96 als erstes polnisches Team an der UEFA Champions League teilnahm und das Viertelfinale erreichte? Zuvor hatte man im Pokal der europäischen Meistervereine sowie im Pokal der Pokalsieger sogar jeweils einmal das Halbfinale erreicht.

ANDERE SPORTARTEN
Warschau, 2008 Europas Hauptstadt des Sports, ist seit 1932 in den olympischen Geschichtsbüchern vertreten, als Leichtathlet Janusz Kusociński über 10.000 Meter die erste Goldmedaille für Polen holen konnte. In der Folgezeit gewannen Warschauer Sportler Gold in den Sportarten Weitsprung, Hochsprung, Judo, Segeln, Hammerwurf, Rudern, Moderner Fünfkampf, Fechten und Boxen. Im vergangenen Jahrzehnt war Warschau Schauplatz von zahlreichen Großereignissen, darunter 2002 die Weltmeisterschaft im Gewichtheben, 2006 die Amateur-Europameisterschaft der Frauen im Boxen und 2007 die Europameisterschaft im Eiskunstlaufen. Außerdem war Warschau eine von sieben Spielstätten bei der EuroBasket 2009, die Spanien gewinnen konnte.