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Poznan

Poznan kann man grob übersetzen mit "einer, der anerkannt wird" und wurde als Festung auf einer Binneninsel der Warthe ins Leben gerufen, bevor sich die Besiedelung aufs Festland ausdehnte.

Poznan
Poznan ©UEFA.com

Provinz: Wielkopolska (Großpolen)
Einwohnerzahl:
557 000
Fläche:
265 km²
Höhe:
92 Meter über dem Meeresspiegel
Motto: Poznan. Eastern energy, Western style (Poznan. Östliche Energie, westlicher Stil).

Poznan kann man grob übersetzen mit "einer, der anerkannt wird", und wenn man die scheinbar endlosen Messeveranstaltungen in der Stadt in Betracht zieht, dann ist dies sicherlich der Fall. Die Messen sorgen für ein gehöriges Maß an Bürgerstolz (und Geld), und auch wenn die Messen für den Durchschnittsbesucher nicht wirklich von Interesse sind, hat die Stadt, Polens fünftgrößte und einst Königssitz, weitaus mehr zu bieten.

Poznan wurde im neunten Jahrhundert als Festung auf einer Binneninsel der Warthe ins Leben gerufen, bevor sich die Besiedelung aufgrund der ständig wachsenden Bevölkerung aufs Festland ausdehnte. Von 1793 an befand sich Poznan unter preußischer/deutscher Herrschaft, ehe die Stadt 1919 zu Polen zurückkehrte, nachdem ein regionaler Aufstand dafür gesorgt hatte, dass die Stadt ohne vorherige Volksabstimmung an Polen angegliedert werden konnte. 1956 kam es in der Stadt erneut zum Aufstand, dem ersten Massenstreik von Arbeitern im sowjetischen Block.

GESCHICHTE
Poznan, das von slawischen Polen auf der Dominsel (Ostrów Tumski) gegründet worden war, war bis 1039 Königssitz, ehe dauerhafte Attacken des Heiligen Römischen Reiches ihren Tribut forderten. Auch wenn die Monarchen nach Krakow umzogen, wurden sie für weitere 250 Jahre in Poznan beerdigt (die Gruft befindet sich in der Kathedrale). Poznan, das auf halben Wege zwischen Berlin und Warschau liegt, wuchs im Laufe der Zeit schnell an, so dass 1253 das Zentrum auf das linke Ufer der Warthe verlegt wurde.

Naturkatastrophen verbunden mit dem Einmarsch von Schweden, Preußen und Russland führten dazu, dass die Stadt 1793 von Preußen annektiert wurde, und aus Poznan wurde Posen. Gut einhundert Jahre später brach nach Ende des Ersten Weltkriegs der Wielkopolska-Aufstand aus. Der Aufstand endete mit einem militärischen und politischen polnischen Sieg: Posen und weite Teile der preußischen Provinz Posen wurden im Zuge des Versailler Vertrages dem restaurierten polnischen Staat angegliedert.

Wirtschaft
Poznan war seit dem Mittelalter ein wichtiges Handelszentrum und nahm die Industrialisierung im 19. Jahrhundert bereitwillig an. Die Cegielski Metallwarenfabrik, wo die Arbeiter 1956 den ersten Massenprotest im sowjetischen Block veranstalteten, ist ein guter Beweis dafür. Heute steht Poznan in Sachen Wirtschaftsentwicklung hinter Warschau auf Platz zwei in Polen. Die Stadt ist ein wichtiger Standort für Lebensmittelverarbeitung und Möbelherstellung, auch die Fahrzeug-, Transport- und Logistikindustrien haben einen hohen Stellenwert - genauso wie der Dienstleistungsbereich. Viele internationale Firmen haben zudem ihre polnische Hauptniederlassung in Poznan.

PERSÖNLICHKEITEN
• Krzysztof Komeda, Komponist und Jazz-Pianist (1931-1969) – schrieb u.a. die Filmmusik zu "Rosemary's Baby"; sein Album "Astigmatic" von 1966 wird als Jazz-Klassiker angesehen.

• Zygmunt Bauman, Soziologe (geboren 1925) – bekannt für seine Arbeit über den Zusammenhang zwischen der Kultur der Moderne und dem Holocaust sowie über die Postmoderne.

• Małgorzata Dydek, Basketball-Spielerin (geboren 1974) – 2,18 Meter große polnische Nationalspielerin, die auf der Centre-Position den NBA-Rekord für die meisten Blocks aller Zeiten hält.

SEHENSWÜRDIGKEITEN
In der Altstadt finden sich die meisten Touristenattraktionen von Poznan, genauer gesagt auf dem wunderschönen Alten Marktplatz (Stary Rynek). Im Blickpunkt des 1253 mit Kopfsteinpflaster errichteten Platzes steht das Rathaus, in dem auch das Historische Museum Poznans und eine der ungewöhnlichsten Uhren beherbergt sind. Um 12.00 Uhr versammeln sich die Touristen, um zu bestaunen, wie jeden Tag zwei Böcklein aus Blech aus kleinen Türen heraustreten und sich die Hörner stoßen. Die Legende besagt, dass bei der Enthüllung der Uhr zwei Ziegenböcke der Schlachtung entkommen konnten und sich bei der verhüllten Uhr im Kampf ineinander verbissen. Der Schöpfer der Uhr wurde daraufhin beauftragt, diesen Moment für immer festzuhalten.

Auf dem Alten Marktplatz befinden sich auch Museen für Musikinstrumente, Archäologie, Geschichte, den Wielkopolska-Aufstand und das Militär, während das nahegelegene Nationalmuseum mit einer umfangreichen Kunstsammlung aufwarten kann. Die Wiege von Poznan, die Dominsel, befindet sich einen Kilometer östlich der Altstadt, Hauptattraktion ist hier die Kathedrale aus dem 14. Jahrhundert, die nach Bränden in den Jahren 1622, 1772 und 1945 immer wieder restauriert werden musste. Im Gegensatz dazu ist die naheliegende Marienkirche wahrscheinlich das unberührteste gotische Gebäude der Stadt.

Nördlich der Altstadt liegt die preußische Zitadelle, wo 20 000 deutsche Soldaten im Februar 1945 einen Monat lang ausharrten. Jetzt befindet sich dort ein Park mit zwei Kriegsmuseen. Im Kaiserhaus, das ursprünglich für Kaiser Wilhelm II. gebaut worden war, kann man das Kulturzentrum bewundern. Dahinter steht ein Denkmal, das an die Opfer des Aufstand von 1956 erinnert. Im Süden der Stadt ist der Park Wilsona mit dem Palmenhaus, das 1910 erbaut wurde und 19 000 verschiedene Pflanzengattungen beinhaltet.

Fan-Zone: Plac Wolnosci (Freiheitsplatz)
Poznans Fan-Zone bietet Platz für 30 000 Besucher und ist unweit von Bus- und Zugbahnhof entfernt. Im Mittelpunkt steht eine riesige 120 m² große Leinwand. Die Fan-Zone ist an Spieltagen zwischen 12 und 1 Uhr geöffnet, an spielfreien Tagen kann man sie zwischen 16 und 0 Uhr besuchen. Der Eintritt ist kostenlos und hier werden alle 31 Spiele live übertragen. Zum umfangreichen Rahmenprogramm gehören Kleinfeld-Fußball, Live-Konzerte und DJ-Auftritte. Natürlich gibt es auch eine große Auswahl an Speisen und Getränken.

VERKEHR
Der Flughafen Poznań-Ławica befindet sich sieben Kilometer westlich der Stadt und hat täglich Flüge nach Warschau sowie regelmäßige Verbindungen nach Kopenhagen, Dublin, Stockholm, Barcelona, Deutschland und England im Angebot. Wenn man sich innerhalb Polens fortbewegen will, sollte man jedoch besser mit dem Zug fahren. Vom Hauptbahnhof Poznań Główny im Herzen der Stadt starten täglich etwa 20 Züge nach Warschau (3-4 Stunden). Viele Züge fahren auch nach Wroclaw (2,5 Stunden), Gdansk (vier Stunden) und Kyiw (18 Stunden), außerdem gibt es direkte Verbindungen nach Berlin, Köln und Moskau.

Entfernungen zu den anderen Spielorten der UEFA EURO 2012: 
Wroclaw – 175 Kilometer
Gdansk – 305 Kilometer
Warschau – 320 Kilometer
Lwiw – 700 Kilometer
Kyiw – 1 140 Kilometer
Charkiw – 1 570 Kilometer
Donezk – 1 785 Kilometer

In der Stadt
In Poznan gibt es Straßenbahnen und Busse, die im Normalfall grün und gelb angemalt sind. Tickets erhält man in Kiosken, Läden und MPK-Verkaufsstellen. Die Fahrkarten gelten entweder für 24 Stunden oder eine Woche. Bei einfachen Fahrten hat man die Wahl: Zeit- oder Streckenticket. Die bessere Option ist definitiv die Zeitkarte, wenn man nicht gerade in der Hauptverkehrszeit unterwegs ist oder von Straßenarbeiten aufgehalten wird. Bei MPK kann man auch Fahrräder mieten. Dazu gibt es die Schnellbahn, die von der Innenstadt in den Norden fährt, eine weitere Linie befindet sich im Bau.

FUßBALL
In einer unglaublich sportbegeisterten Region, in der die Fans von Speedway, Handball und Rudern auf ihre Kosten kommen, gibt der Fußball seit mehr als 100 Jahren den Ton an.

Der KKS Lech Poznańist einer der erfolgreichsten und populärsten Klubs des Landes, der schon fünf polnische Pokalwettbewerbe und sechs Meisterschaften für sich entscheiden konnte. Gegründet wurde der Verein 1922 von Mitgliedern einer katholischen Jugendorganisation, 1948 stieg der Klub in die erste Liga auf. Dort sorgte sein ABC-Sturm um Teodor Anioła, Edmund Białas und Henryk Czapczyk für Furore.

1980 verlor Lech das polnische Pokalfinale, doch zwei Jahre später holte sich der Klub doch den Pokal, es folgten zwei Meisterschaften in Folge. Den bisher letzten Titel feierte Lech 2010, vier Jahre nach der Fusion mit Amica Wronki. Maßgeblichen Anteil an diesem Titel hatte Robert Lewandowski, der in seiner letzten Saison vor dem Wechsel zu Borussia Dortmund 18 Mal erfolgreich war.

In der folgenden Saison brillierte Lech in der UEFA Europa League. In der Gruppenphase erreichte man dank vier Toren von Artjoms Rudņevs zwei Unentschieden gegen Juventus, besiegte zweimal den FC Salzburg und schlug zuhause auch Manchester City FC. Erst in der Runde der letzten 32 war dann gegen den späteren Finalisten SC Braga Endstation. Beim Sieg gegen ManCity kreierten die legendären Lech-Fans übrigens einen neuen Jubeltanz: Sie drehten dem Rasen den Rücken zu, legten die Arme auf die Schultern des Nebenmannes und hüpften auf und ab - der "mach mir den Poznan" war geboren.

Lech war nicht der erste Meister aus Poznan. Diese Ehre gebührt dem heutigen Zweitligisten KS Warta Poznań, der 1929 und 1947 die nationale Meisterschaft gewann und zudem fünfmal Vizemeister wurde. 1912 gegründet, ist Warta der drittälteste Klub der Stadt hinter dem heute nicht mehr existierenden KS Posnania (1907) und KW 04 Poznań (1904).

Eine dritte Mannschaft aus Poznan mischte schon in der ersten Liga mit. TS Olimpia Poznań beendete die Ekstraklasa 1990 als Fünfter und erreichte ein Jahr später das polnische Pokalfinale, ehe man postwendend wieder in die zweite Liga abstieg.

Bekannte Fußballspieler
Die Stadt hat einige Nationalspieler hervorgebracht. Anioła (Engel) erhielt den Spitznamen "Der Teufel", da er in den 1950ern für Lech die gegnerischen Abwehrreihen mit 138 Toren in 196 Ligaspielen in Angst und Schrecken versetzte. Das sind 137 mehr als Linksverteidiger Hieronim Barczak vor zwei Jahrzehnten in 367 Spielen zustande brachte. Ein weiterer Verteidiger, Bartosz Bosacki, erzielte bei der FIFA-WM 2006 die zwei polnischen Tore in diesem Turnier - zu dieser Mannschaft gehörte auch Maciej Żurawski, während Ex-Olimpia-Spielmacher Mirosław Szymkowiak in diesem Jahr das letzte seiner 33 Länderspiele bestritt. Artur Wichniarek, der vor allem durch seine Zeit bei DSC Arminia Bielefeld bekannt ist, war auch polnischer Nationalspieler, während Stürmer Tomasz Radzinski vom RSC Anderlecht sich entschied, nach Kanda zu ziehen und auf 46 Länderspiele für die Canucks kommt.

Wussten Sie schon, dass ...
... Lech von 1933 bis 1994 eng mit der Staatlichen Polnischen Eisenbahn liiert war und dadurch den Spitznamen Kolejorz erhielt, was ein lokaler Slang für Eisenbahnmänner ist.

ANDERE SPORTARTEN
Poznan war Schauplatz von Gruppenspielen bei der EuroBasket 2009, die Spanien gewinnen konnte, sowie der Ruder-Weltmeisterschaften 2009 auf dem Maltasee, wo auch die ICF-Kanurennsport-Weltmeisterschaften 2010 stattfinden werden. Poznans Volleyball- und Basketball-Teams der Frauen befinden sich in den ersten Ligen Polens, und während bei den Männern Fußball die Nummer eins ist, kann man auch im Volleyball große Erfolge aufweisen. Poznans Hubert Wagner führte die polnische Nationalmannschaft, in der auch Poznans Włodzimierz Sadalski aktiv war, bei den Olympischen Spielen 1976 zur Goldmedaille. Szymon Ziółkowski gewann Hammer-Gold bei Olympia 2000 in Sydney, und bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2001, 2005 und 2009 holte er Gold, Bronze und Silber.