Im letzten Viertelfinale der UEFA EURO 2008™ treffen die beiden ehemaligen UEFA-Europameister Spanien und Italien aufeinander, die beide zum zweiten Mal den Titel holen wollen. Spanien hat die Möglichkeit, erstmals seit 1984 wieder ein Halbfinale zu erreichen, während Italien zum zweiten Mal bei den letzten drei Endrunden die Runde der letzten Vier erreichen könnte.
Spanien begann das Turnier in Österreich und der Schweiz furios und schoss gleich beim ersten Spiel in Innsbruck die russische Mannschaft mit 4:1 ab. Allein David Villa (20., 44., 75.) traf gleich dreimal und ist somit seit 2000 der erste Spieler, dem bei einer Endrunde ein Hattrick gelang. Nachdem Roman Pavlyuchenko (86.) zwischenzeitlich den Rückstand verkürzte, bereitete der Stürmer von Valencia CF zudem den vierten Treffer durch Cesc Fàbregas (91.) vor.
Villa stand vier Tage später erneut im Mittelpunkt, als er in der 92. Spielminute den Siegtreffer gegen Schweden erzielte. Damit stand das Team bereits nach zwei Partien als Gruppensieger fest und qualifizierte sich vorzeitig für das Viertelfinale. Fernando Torres (15.) brachte Spanien zwar früh in Führung, aber noch vor der Pause sorgte Zlatan Ibrahimović (34.) für den Ausgleich.
Im dritten Spiel konnten die Spanier erneut durch einen späten Siegtreffer gewinnen. Diesmal war es Daniel Güiza, der zwei Minuten vor Schluss das entscheidende Tor gegen Griechenland schoss. Das Team von Luis Aragonés lag zur Halbzeit noch durch ein Tor von Angelos Charisteas (42.) zurück, aber Rubén de la Reds Ausgleichstreffer (61.) brachte Spanien wieder ins Spiel.
Obwohl Spanien alle drei Gruppenspiele für sich entscheiden konnte, bedeutet dies kein gutes Omen, denn seit den Franzosen 1984 gelang es keiner Mannschaft mit hundertprozentiger Punkteausbeute in der Gruppenphase, den Pokal zu gewinnen.
Italiens Auftakt bei der EURO war dagegen eine Katastrophe. Das Team von Roberto Donadoni ging mit 0:3 gegen die Niederlande in Bern regelrecht unter. Die Azzurri hatte aber beim 1:1-Remis gegen Rumänien reichlich Glück, denn Gianluigi Buffon hielt nach 81 Minuten einen Strafstoß von Adrian Mutu und rettete den Weltmeister vor dem vorzeitigen Ausscheiden. Zuvor brachte Mutu (55.) die Rumänen in Führung, ehe Christian Panucci nur 60 Sekunden später für den Ausgleich sorgte.
Italien musste das letzte Spiel gegen Frankreich gewinnen und gleichzeitig auf eine Niederlage Rumäniens gegen die Niederlande hoffen. Die erhofften Resultate traten ein, denn Andrea Pirlo (25.) mit einem verwandelten Elfmeter und Daniele De Rossi (62.) machten den zweiten Platz in Gruppe C hinter den Niederlanden perfekt.
Betrachtet man den direkten Vergleich beider Teams, so ist kein Favorit festzustellen. In 29 Duellen seit September 1920 gewannen die Spanier zehn und Italien neun. Dazu kommen zehn Unentschieden.
Diese Statistik schließt auch die Begegnungen bei Olympischen Spielen mit ein. Ohne diese spricht das Duell mit 9:7-Siegen für Spanien.
Die beiden Mannschaften trafen schon zweimal bei einer UEFA-Europameisterschaft aufeinander. 1980 trennten sich die beiden Teams in einer Vorrundenpartie mit einem torlosen Remis. Acht Jahre später entschied Gianluca Vialli mit seinem Tor in der 73. Spielminute das Spiel zugunsten der Italiener. Der heutige Trainer Donadoni stand in jenem Spiel auf dem Platz.
Spanien hat eine bessere Bilanz aus den letzten Testspielen. Zweimal konnten die Iberer gewinnen, zuletzt im März diesen Jahres, als sie durch ein Tor von Villa zwölf Minuten vor Spielende mit 1:0 gewannen. Dazu kommen zwei weitere Remis in den letzten Begegnungen beider Teams.
Die Aufstellungen in dieser Partie:
Spanien: Iker Casillas, Sergio Ramos (Álvaro Arbeloa), Carles Puyol (Raúl Albiol), Carlos Marchena, Joan Capdevila, Marcos Senna (Xabi Alonso), Andrés Iniesta, Xavi Hernández, Cesc Fàbregas (Luis Garcia), David Silva (Alberto Riera), Fernando Torres (David Villa).
Italien: Gianluigi Buffon, Christian Panucci (Gianluca Zambrotta), Fabio Cannavaro, Marco Materazzi (Andrea Barzagli), Fabio Grosso, Andrea Pirlo (Gennaro Gattuso), Daniele De Rossi, Mauro Camoranesi, Simone Perrotta (Alberto Aquilani), Antonio Di Natale (Vincenzo Iaquinta), Luca Toni (Marco Borriello).
Das letzte Aufeinandertreffen bei einem großen Turnier war im Viertelfinale der FIFA-Weltmeisterschaft 1994 in Boston, als Italien mit Donadoni mit 2:1 triumphierte. Die beiden Baggios, Dino und Roberto, trafen für die Azzurri. Spaniens José Luis Caminero sorgte zwischenzeitlich für den Ausgleich.
Gianluca Zambrotta, der nach dem Turnier zum AC Milan wechselt, spielte zwei Jahre lang in Spanien beim FC Barcelona. Er spielte unter anderen mit Carles Puyol, Xavi Hernández und Andrés Iniesta zusammen.
Antonio Cassano spielte zwischen 2005/06 und 2007/08 zusammen mit Iker Casillas, Sergio Ramos und Rubén de la Red bei Real Madrid CF. Auch Panucci spielte von 1996 bis 1999 im Santiago Bernabéu.
Italiens dritter Torhüter Morgan De Sanctis wechselte letzten Sommer von Udinese Calcio nach Spanien zu Sevilla FC. Dort ist er aber hinter Spaniens drittem Torwart Andrés Palop nur Ersatzspieler.
Italien gewann zwar das Finale der FIFA-Weltmeisterschaft 2006 nach Elfmeterschießen, doch die Bilanz aller Elfmeterentscheidungen ist eher durchwachsen. Der einzige weitere Erfolg war im Halbfinale der UEFA EURO 2000™ gegen die Niederlande. Dagegen unterlagen sie Argentinien (WM-Halbfinale 1990), Brasilien (WM-Finale 1994) und Frankreich (WM-Viertelfinale 1998).
Spanien stand bisher viermal in einem Elfmeterschießen. Sie haben jeweils die Viertelfinalspiele gegen Belgien (WM 1986), England (EURO '96™) sowie Südkorea (WM 2002) verloren und gingen nur im Achtelfinale der FIFA-Weltmeisterschaft 2002 gegen Irland als Sieger vom Platz.
Spanien ist zum vierten Mal in Folge bei einer UEFA-Europameisterschaft dabei. 1984 wurden sie Vizeeuropameister und holten 1964 im eigenen Land mit einem 2:1-Sieg über die UdSSR den Titel.
Spanien erreichte 1960, 1964, 1968 und 1976 jeweils das Viertelfinale einer UEFA-Europameisterschaft, gleiches gelang bei der EURO '96™ und der UEFA EURO 2000™.
Italien hatte seinen besten Auftritt 1968, als sie im Finale Jugoslawien schlugen. Vizeeuropameister wurden sie 2000, 1988 kamen sie mit Donadoni immerhin bis ins Halbfinale.
Italien erreichte 1968 und 1972 das Viertelfinale einer UEFA-Europameisterschaft, stand aber seit der UEFA EURO 2000™ nicht mehr unter den letzten Acht.
Der Sieger der Partie trifft im Halbfinale am 26. Juni im Wiener Ernst-Happel-Stadion auf den Gewinner des Viertelfinalspiels zwischen den Niederlanden und Russland.
Der Sieger dieses Halbfinals gilt im Endspiel am 29. Juni im Wiener Ernst-Happel-Stadion als Auswärtsteam.