Türkei ohne Angst vor Deutschland
Dienstag, 24. Juni 2008
Artikel-Zusammenfassung
Türkeis Trainer Fatih Terim glaubt zwar nicht an Wunder, traut seiner Elf heute gegen Deutschland aber dennoch den Einzug ins EM-Finale zu.
Top-Medien-Inhalte des Artikels
Artikel-Aufbau
Der türkische Nationaltrainer Fatih Terim glaubt nicht an Wunder, traut seiner Mannschaft heute gegen Deutschland aber dennoch den Einzug ins Finale der UEFA EURO 2008™ zu.
Lebensmotto frei nach Einstein
Für die Türkei war der Weg ins erste Halbfinale bei einer EM von dramatischen Spielen geprägt – alle drei Siege kamen nach einer jeweils mehr oder weniger unglaublichen Aufholjagd zustande. Vor der Partie heute Abend mit dem dreimaligen Europameister Deutschland sagte Terim, dass der Erfolg der Türkei das Resultat von gemeinschaftlicher Mannschaftsarbeit sei. "Soweit ich weiß, gibt es drei mögliche Ergebnisse: Sieg, Niederlage oder Unentschieden. Es gibt im Fußball kein Ergebnis, das Wunder heißt. Einstein hat gesagt, dass es zwei Wege zu leben gäbe – einer ist, an ein Wunder zu glauben und so sein Leben zu leben, der zweite ist, zu glauben, dass es keine Wunder gibt. Ich gehöre zu der zweiten Gruppe. Wir haben hart gearbeitet, damit wir eine Mannschaft haben, die hart kämpft und an sich selbst glaubt. Jeder mag es, uns zuzuschauen – wir geben damit auch eine Botschaft über das Leben ab, nicht nur über Fußball."
Lob von Löw
Joachim Löw hat als Trainer von Fenerbahce SK und Adanaspor AS bereits Erfahrungen mit dem türkischen Fußball gemacht. Der deutsche Nationaltrainer zeigt sich von Terims Mannschaft durchaus beeindruckt. "Vor zehn oder 15 Jahren wären sie nicht in der Lage gewesen, drei Spiele hintereinander zu drehen, aber jetzt können sie das", sagte er. "Sie hatten schon immer talentierte Spieler, aber sie haben oft aufgegeben, wenn sie in Rückstand geraten sind. Jetzt haben sie gelernt, niemals aufzugeben." Die Türkei ist also selbstbewusst, doch auch Deutschland hat nach dem Viertelfinalsieg über Portugal wieder eine breite Brust und will zum ersten Mal seit 1996 wieder in ein Endspiel der UEFA-Europameisterschaft einziehen. "Wir haben gegen Kroatien [1:2-Niederlage in der Gruppenphase] einen Rückschlag hinnehmen müssen, aber haben seitdem eine gute Reaktion gezeigt und keine Verletzungssorgen. Wir glauben an unsere Stärken", sagte Löw.
Keine Personalsorgen
Löw sprach von der"herausragenden körperlichen Verfassung" von Kapitän Michael Ballack und betonte, dass alle Spieler einsatzfähig sind. Damit ist auch eine Rückkehr von Torsten Frings möglich, der gegen Portugal wegen einer gebrochenen Rippe fehlte. Sollte Löw wieder auf das 4-2-3-1-System bauen, das gegen Portugal so hervorragend geklappt hat, würde entweder Thomas Hitzlsperger oder Simon Rolfes auf die Bank müssen. Im Gegensatz dazu kann Terim glücklich sein, wenn er überhaupt genug einsatzfähige Spieler aufbieten kann. Volkan Demirel, Tuncay Şanlı, Arda Turan und Emre Aşιk sind allesamt gesperrt, während Sturmführer Nihat Kahveci sich beim Viertelfinalsieg über Kroatien verletzte - Emre Güngör fehlt aus dem gleichen Grund schon länger und steht auch gegen Deutschland nicht zur Verfügung. Mittelfeldspieler Tümer Metin ist auf einem guten Weg, rechtzeitig fit zu werden, doch ob das auch Servet Çetin und Emre Belözoğlu gelingt, ist noch sehr fraglich. Terim könnten somit nur 13 Feldspieler zur Verfügung stehen.
Keine Angst
Terim wurde vor dem wichtigsten Spiel der Türkei seit der Halbfinalniederlage bei der FIFA-Weltmeisterschaft 2002 gegen Brasilien philosophisch. "Wenn man die bereits ausgeschiedenen Trainer fragen würde, ob sie mit mir tauschen wollen, obwohl ich so viele verletzte und gesperrte Spieler habe, oder ob sie das Halbfinale zu Hause anschauen wollen, würden sie wohl lieber hier sein." Deutschland hat vier von fünf EM-Halbfinals gewonnen, doch Terim lässt sich davon nicht beeindrucken: "Wir haben Mut und glauben an uns. Wir respektieren Deutschland, aber wir haben keine Angst vor ihnen, genau wie wir vor keinen anderen Gegnern Angst hatten."