Magnin spricht Klartext
Freitag, 13. Juni 2008
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Während die Schweiz überall Lob für ihr "gutes Spiel" und "unglückliches Ausscheiden" erhielt, fand Ersatzkapitän Ludovic Magnin deutliche Worte.
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Während die Schweizer Nationalmannschaft überall Lob für ihr "gutes Spiel" und "unglückliches Ausscheiden" erhält, spricht Ersatzkapitän Ludovic Magnin Klartext.
Klare Worte
Am Ende ist es dann doch aus ihm herausgeplatzt. Ludovic Magnin, Kapitän der Schweizer Nationalmannschaft, hatte sich 20 Minuten lang höflich und zurückhaltend durch die Fragen der Journalisten laviert, und sich kurz zuvor noch über seine diplomatische Antwort auf die Frage eines deutschen Fernsehreporters nach den talentierten jungen Schweizer Stürmern gefreut. "Ich spiele jetzt seit acht Jahren in Deutschland, daher kenne ich die jungen Stürmer in meiner Heimat nicht mehr so genau", hatte er gesagt und mit spitzbübischem Grinsen angefügt: "Da habe ich doch eine gute, diplomatische Antwort gegeben, oder?"
Kein Schönredner
Eine Minute später, kurz vor Ende der Interviewzeit, ging er zur schonungslosen Analyse über. Von euro2008.com gefragt, ob es nicht zu einfach sei, immer zu sagen, dass man gut gespielt habe und letztlich nur das Glück gefehlt habe, sprudelte es aus ihm heraus. "Ja. Das ist zu einfach. Es kotzt mich an wenn ich höre 'Super gespielt aber, leider verloren'. Wir brauchen die Niederlage nicht schön zu reden. Wir haben verloren, Ziel nicht erreicht, es gibt nichts zu feiern."
Kleinigkeiten, die entscheiden
Einmal in Fahrt, legt der Linksverteidiger des VfB Stuttgart noch nach. "Es ist zu einfach, zu sagen, wir haben gut gespielt. Ich habe das selber gesagt, wenn wir die zwei Spiele verloren haben, dann fehlt etwas." Was da fehlt? "Es fehlt an Kleinigkeiten. Wenn du in Schlüsselmomenten die Chance hast, ein Tor zu machen, musst du es machen. Ganz einfach. In der zweiten Halbzeit, wo du ständig unter Druck bist hinten, musst du absolut fähig sein den Ball zu halten und mehr als drei Pässe hintereinander zu machen. Das sind Kleinigkeiten, die auf diesem Niveau entscheidend sind. Die Einstellung war hervorragend, wir haben zusammen gekämpft und zusammen verteidigt, aber wenn du ständig unter Druck bist, passiert manchmal ein kleiner Fehler, der zu Gegentoren führt."
Kritik berechtigt
Magnin, der beim 1:1 der Türken durch Semih Şentürk ein Stück zu weit weg war vom Torschützen, nimmt sich selber nicht aus in der Kritik. "Klar habe ich auch Fehler gemacht. Aber ich denke, dass ich beim Tor gegen die Tschechen im ersten Spiel eher eine Schuld trage, als gegen die Türkei. Es ist für Verteidiger immer schwierig, auf so eine Flanke rein zu laufen." Kritik an den Schweizer Spielern sei nun auch angebracht, findet der 29-Jährige. "Dieses 'schön spielen und verlieren' kann ich nicht mehr hören, weil wir verloren haben. Wir sind nicht dazu hier, gut zu spielen, sondern um zu gewinnen. Deswegen würden wir Kritik verstehen. Bei Freundschaftsspielen wurden wir kritisiert, was wir nicht verstehen konnten, und jetzt haben wir verloren und es kommt nur Lob. Damit hab ich natürlich Schwierigkeiten."
Für die Fans spielen
Trotzdem gilt es nun, sich für das letzte, sportlich bedeutungslose Spiel gegen Portugal noch einmal aufzurappeln. "Ich glaube, dass es schwierig wird, sich nach so einer Niederlage noch einmal zu motivieren", räumt der Mann mit der Nummer 3 auf dem Trikot ein. "Aber es wird Tausende Fans im Stadion geben, die sehr um ein Ticket gekämpft haben. Für sie spielen wir."