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"Turniermannschaft" Deutschland

Deutschland tat sich manchmal schwer, aber die Steigerung gegen Portugal und die Effizienz gegen die Türkei zeigten, dass man eine "Turniermannschaft" ist.

Philipp Lahm feiert im Halbfinale seinen Siegtreffer zum 3:2 gegen die Türkei
Philipp Lahm feiert im Halbfinale seinen Siegtreffer zum 3:2 gegen die Türkei ©Getty Images

"Deutschland ist eine wahre Turniermannschaft", sagte Assistenztrainer Hans-Dieter Flick, doch zu Beginn der UEFA EURO 2008™ konnte man noch nicht so recht daran glauben. Als einer der Turnierfavoriten gestartet, schien die Hürde Portugal im Viertelfinale nach den gezeigten Leistungen in der Gruppe B ein wenig zu hoch zu sein. Doch Deutschland steigerte sich gewaltig, im Halbfinale bestach man dann beim Erfolg gegen die Türkei durch Effizienz und erreichte das Finale gegen Spanien.

Weg ins Finale
Deutschland startete viel versprechend ins Turnier und bezwang Polen mit 2:0. Beide Treffer erzielte der in Polen geborene Lukas Podolski. Im zweiten Spiel lief jedoch nicht allzu viel zusammen und folgerichtig verlor man mit 1:2 gegen Kroatien. Nachdem Darijo Srna und Ivica Olić den Außenseiter mit 2:0 in Führung gebracht hatten, gelang Podolski in der 79. Minute nur noch der Anschlusstreffer. Zu allem Überfluss flog Bastian Schweinsteiger kurz vor Ende des Spiels auch noch mit der Roten Karte vom Platz. Im letzten Gruppenspiel zitterte man sich dann zu einem 1:0-Erfolg gegen Gastgeber Österreich. Dank eines fulminanten Freistoßtreffers von Michael Ballack erreichte Deutschland den zweiten Platz in der Gruppe B. Erstmals seit 1996 überstand die DFB-Elf damit wieder die Gruppenphase, und das sollte noch nicht das Ende sein. Im Viertelfinale setzte sich die Elf von Joachim Löw in Basel gegen Portugal durch. Obwohl Löw die Partie nach seinem Platzverweis gegen Österreich von der Tribüne aus verfolgen musste, gewann seine Mannschaft durch Treffer von Schweinsteiger, Miroslav Klose und Ballack mit 3:2. Klose und Schweinsteiger trafen erneut gegen die Türkei, nach dem 2:2-Ausgleich von Semih Şentürk traf Philipp Lahm in der 90. Minute, was den Unterschied machte.

Bilanz in Finalspielen
Deutschland hat drei Endspiele gewonnen und zwei verloren bei den bisher fünf Teilnahmen an Finalspielen der UEFA-Europameisterschaft. Dabei hoffen die Fans, dass das Gesetz der Serie nicht anhält, nach dem Deutschland auf jedes gewonnen Finale das nächste verloren hat.

• 1972 UdSSR 3:0
• 1976 Tschechoslowakei 2:2 n. V. 3:5 n. E.
• 1980 Belgien 2:1
• 1992 Dänemark 0:2
• 1996 Tschechische Republik 2:1 n. V.

Entscheidender Moment
Nach seiner Rückkehr von einer Sperre erzielte Schweinsteiger gegen Portugal den Führungstreffer und gab dem Team damit jede Menge Zuversicht. Auch Lahms Treffer gegen die Türkei war von besonderer Bedeutung.

Schlüsselspieler
Da muss Ballack genannt werden. Zu Beginn der Endrunde hielt sich der Einfluss des Kapitäns noch in Grenzen, doch er zeigte seine Qualitäten, als es darauf ankam. Sein toller Freistoßtreffer brachte Deutschland ins Viertelfinale, wo er gegen Portugal seine Stärke in der Luft unter Beweis stellte und mit einem Kopfballtor den entscheidenden dritten Treffer erzielte, gerade als die Portugiesen auf den Ausgleich drängten.

Taktik
Deutschland startete mit einer 4-4-2-Formation ins Turnier - Frings und Ballack waren dabei die Herrscher im Mittelfeld. Gegen Portugal änderte Löw sein System und baute auf eine 4-2-3-1-Formation. Podolski und Schweinsteiger agierten als Flügelspieler, und Ballack spielte auf einer offensiveren zentralen Mittelfeldposition. Der Kapitän konnte so mehr Torgefahr versprühen, womit auch Erinnerungen an die FIFA-Weltmeisterschaft 2002 wach wurden. Löw schickte gegen die Türkei dieselbe Formation auf den Rasen, aber Frings musste zur Pause den verletzten Simon Rolfes ersetzen, der Spieler vom SV Werder Bremen wird gegen Spanien wohl in der Startformation stehen.

Elfmeterschießen
Deutschland hat sich in fünf von sechs Fällen durchgesetzt, wenn es zum Elfmeterschießen kam. Siege gab es u. a. in den Halbfinalpartien bei der EURO '96™ sowie bei den Weltmeisterschaften 1982 und 1990. Die einzige Pleite setzte es 1976 im Finale der UEFA-Europameisterschaft gegen die Tschechoslowakei, als Antonín Panenkas legendärer Heber die Niederlage in Deutschlands allererstem Elfmeterschießen besiegelte.

Der Weg zur UEFA EURO 2008™
Deutschland war die erste Elf, die sich ihren Platz beim Turnier sicherte, mit einem 0:0-Remis am 13. Oktober 2007 gegen die Republik Irland, obwohl eine Reihe von Spielen einen Schatten auf die beeindruckende Qualifikation warfen. So gab es Unentschieden gegen Wales und auf Zypern, dazu eine 0:3-Heimniederlage gegen die Tschechische Republik. Doch es gab auch einen 13:0-Erfolg am 6. September 2006 in San Marino, der höchste Sieg im Rahmen einer UEFA-Europameisterschaft. Podolski erzielte vier Treffer und war somit erst der zweite deutsche Spieler nach Gerd Müller gegen Albanien 1967, dem dies gelang.

Stimmen
• "Wenn ich der Trainer wäre, würde ich mich aufstellen." Frings, der im Halbfinale erst zur zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, meint, dass er für das Endspiel bereit ist.

• "Ich habe mit Löw gewettet, dass wir gegen Portugal nach einer Standardsituation treffen. Jetzt sind es zwei Tore geworden, da sollte sich der Einsatz verdoppeln." - Deutschlands Assistenztrainer Flick, nachdem sowohl Klose als auch Ballack gegen Portugal mit Kopfballtreffern nach Standardsituationen erfolgreich waren.

• "Sie hat mir gesagt, was ich zu tun habe, und ich habe ihren Ratschlag befolgt. Zunächst hat sie gesagt, ich solle nichts Dummes mehr tun, daran habe ich mich gehalten. Dann meinte sie, ich solle so spielen wie vor zwei Jahren. Was kann man da tun? Wenn die Kanzlerin dich darum bittet, etwas zu tun, dann muss man gehorchen!" - Schweinsteiger befolgte die Ratschläge von Bundeskanzlerin Angela Merkel, neben der er im Österreich-Spiel saß.

Was die Zeitungen schrieben
• "Ergreift nun die Chance und schreibt Geschichte." Franz Beckenbauer in Bild nach Deutschlands Sieg gegen die Türkei.

• "Kroatastrophe" - so die Bild nach der Pleite gegen Kroatien.

• "Bitte weiter mit dem Rumpelfußball" - die Süddeutsche Zeitung nach dem mühevollen Sieg gegen Österreich, der aber für das Weiterkommen sorgte.

• "Schweinsteiginho - zwei weitere Siege bis zum europäischen Gipfel" - die Abendzeitung lobte den Mann des Spiels, Schweinsteiger, der großen Anteil am deutschen Sieg gegen Portugal hatte.