Löw lobt Schweiz
Montag, 5. Februar 2007
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Deutschlands Bundestrainer Joachim Löw hat vor dem Testspiel gegen die Schweiz die seit Jahren gute Arbeit des EURO 2008™-Co-Gastgebers gelobt.
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Nach der erfolgreichen Weltmeisterschaft im eigenen Land hat Joachim Löw im Sommer die Geschicke als Cheftrainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft von Vorgänger Jürgen Klinsmann übernommen und konnte in sechs Spielen fünf Siege und ein Remis verbuchen. Vor dem Testspiel Deutschlands gegen die Schweiz am 7. Februar in Düsseldorf spricht der Bundestrainer exklusiv auf uefa.com über die Entwicklung der Schweiz, die EURO-Qualifikation und die Ziele der Nationalmannschaft.
uefa.com: Herr Löw, das Jahr 2006 war für den deutschen Fußball sehr erfolgreich, aber sicher auch sehr anstrengend. Konnten Sie Ihren Akku in der Winterpause wieder aufladen?
Joachim Löw: Ja, ich habe mich gut erholt und gehe hoch motiviert in das Jahr 2007. Ich war über die Weihnachtsfeiertage und über Silvester ausschließlich zu Hause und habe mich darüber gefreut, bei meiner Familie sein zu können.
uefa.com: Deutschland startet in das Länderspieljahr 2007 am kommenden Mittwoch mit einem Test gegen die Schweiz. Wie schätzen Sie das Potential des EURO 2008™-Co-Gastgebers ein?
Löw: In der Schweiz wird seit vielen Jahren sehr, sehr gute Arbeit geleistet und der Schweizer Fußball hat eine sehr gute Entwicklung gemacht. Der Verband hat eine einheitliche Philosophie, eine gute Trainer- und Spielerausbildung sowie eine exzellente Jugendarbeit. Ich bin sicher, das Testspiel gegen die Schweiz wird für uns ein echter Prüfstein werden.
uefa.com: Welchen Stellenwert hat das Spiel für Sie?
Löw: Es ist für uns in allererster Linie eine Vorbereitung auf das EM-Qualifikationsspiel gegen die Tschechische Republik am 24. März und ich bin sicher, dass wir aus dem Spiel einige Erkenntnisse gewinnen können. Wir wollen Spielern, die zuletzt in den Qualifikationsspielen nicht zum Einsatz gekommen sind, eine Chance geben.
uefa.com: Sie haben mit Mario Gomez vom VfB Stuttgart einen Neuling nominiert und Kevin Kuranyi vom FC Schalke 04 zurückgeholt. Erklären Sie uns bitte Ihre Beweggründe für die Nominierungen?
Löw: Mario Gomez ist einer unserer Perspektivspieler, die von der U21 nach oben rücken. Wir haben ihn oft beobachtet und er hat immer überzeugt und viele Tore erzielt. Mario ist ein sehr dynamischer Spieler und er hat sich seine Chance einfach verdient. Kevin Kuranyi hatte im letzten Jahr ein Tief, dass er jetzt aber überwunden hat. Er zeigt eine stark ansteigende Form und hat zu seinen alten Stärken zurückgefunden. Er präsentiert sich torgefährlich, laufstark und hat sich auch spielerisch verbessert.
uefa.com: Haben die Nominierungen auch damit zu tun, dass Lukas Podolski gegen die Schweiz und Miroslav Klose gegen die Tschechische Republik gesperrt sind?
Löw: Natürlich müssen wir schauen, wie wir die beiden in den jeweiligen Spielen ersetzen und eine entsprechende Sturmformation finden. Als Trainer bin ich aber grundsätzlich froh, dass ich in der Offensive nun mehr Optionen habe.
uefa.com: Deutschland hat bisher eine starke EM-Qualifikation gespielt und steht vor der Tschechischen Republik an der Spitze der Gruppe. Wie schätzen Sie das Spiel am 24. März in Prag ein?
Löw: Das ist für uns auf dem Weg zur Europameisterschaft 2008 natürlich ein sehr wichtiges Spiel und wir wollen gegen einen unserer stärksten Konkurrenten ein gutes Ergebnis erzielen.
uefa.com: Die deutsche Nationalmannschaft hat ein tolles Jahr mit einer beeindruckenden Weltmeisterschaft hinter sich und auch nach der WM gut gespielt. Erlebt der deutsche Fußball ein Hoch?
Löw: Ich würde sagen, dass es unser Ziel ist, Deutschland in den nächsten zehn Jahren auf ein konstant hohes Niveau zu heben. Wir sind aber definitiv nicht auf der Überholspur. Wir hatten in den letzten Jahren nicht die nötige Konstanz und haben stark schwankende Leistungen gezeigt, in Zukunft wollen wir ein konstant hohes Niveau halten.
uefa.com: Eines Ihrer Ziele für 2007 ist, das spielerische und taktische Niveau der deutschen Nationalelf zu verbessern. Wie schwer ist das in der Umsetzung, wenn man so wenige Trainingseinheiten wie bei der Nationalelf hat?
Löw: Das ist in der Tat nicht so einfach. Wir haben aber zum Beispiel im März einen Doppelspieltag, da sind wir über mehrere Tage zusammen und können intensiv an taktischen und spielerischen Elementen arbeiten. Wir versuchen dann einerseits taktische Abläufe zu automatisieren, indem wir bestimmte Laufwege und Übungen wiederholen lassen, aber wir achten auch darauf, neue Impulse zu setzen.
uefa.com: Der Deutsche Fußball-Bund hat ein Kompetenzteam mit dem Ziel gegründet, den Nachwuchs noch stärker als bisher zu fördern. Können Sie uns erklären, was die Aufgabe des Kompetenzteams ist?
Löw: Wir wollen von der Nationalmannschaft bis in die unteren Jugendteams eine einheitliche Spielphilosophie entwickeln und dies altersgerecht anpassen. Es geht um die Entwicklung von einheitlichen Trainingskonzepten, die den Leistungsstufen der Spieler entsprechen. So werden unsere U15-U18-Nationalmannschaften in Zukunft in einer 4-4-2-Formation oder in einem 4-3-3 spielen, Systeme, die wir bewusst einsetzen, um die Spieler taktisch zu schulen, so dass sie variabel auf unterschiedliche taktische Anforderungen reagieren können. Ab der U19-Nationalmannschaft wird dann genau wie bei der A-Nationalmannschaft in einem 4-4-2-System gespielt.