Sorgenkind Anelka rehabilitiert
Sonntag, 25. März 2007
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Nicolas Anelkas Treffer am Samstag in Litauen war nicht einfach nur das Siegtor, es war auch das Symbol für die Wiedergeburt des Stürmers bei Les Bleus.
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Nicolas Anelkas Treffer am Samstag in Litauen war nicht einfach nur das Siegtor im Kampf um drei wichtige UEFA EURO 2008™-Qualifikationspunkte, es war gleichzeitig das Symbol für die Wiedergeburt des Stürmers in der Nationalmannschaft.
Wieder da
Seine Leistung in Kaunas mag zwar nicht an die vom 10. Februar 1999 herangereicht haben, als er in seinem fünften Länderspiele beide Tore gegen England schoss und den Gastgebern damit die einzige Niederlage gegen Les Bleus im alten Wembley-Stadion zufügte, dennoch war der Auftritt des Stürmers von Bolton Wanderers FC in Litauen beinahe ebenso signifikant wie der vor acht Jahren.
Wichtiges Siegtor
Nachdem Schottland am Nachmittag bereits dank eines Treffers in letzter Sekunde gegen Georgien gewonnen hatte, war es für Frankreich um so wichtiger, mit einem Sieg nachzuziehen, um weiterhin punktgleich mit dem Tabellenführer zu sein und Italien und die Ukraine hinter sich zu lassen. 17 Minuten vor dem Ende des Spiels war noch immer kein Treffer gefallen, als er von der linken Seite nach innen zog, seinen Turbo einschaltete und aus gut 30 Metern den Ball flach im Gehäuse versenkte. Sein neunter Treffer im 35. Länderspiel war wahrscheinlich sein bisher wichtigstes Tor.
Startplatz gerechtfertigt
"Wenn er so spielt, steht Nicolas' Zugehörigkeit zur Startelf außer Frage", sagte Trainer Raymond Domenech, der Anelka im November 2005 nach dreieinhalbjähriger Abwesenheit wieder in die Nationalmannschaft berief, ihn aber nur sporadisch einsetzte. Seine Entscheidung, den Stürmer in Abwesenheit von Thierry Henry erstmals seit der UEFA EURO 2000™ von Beginn an auflaufen zu lassen, erwies sich als goldrichtig. Lange machte er als einzige Spitze eine gute Figur, ehe ihm nach einer Stunde Thierry Djibril Cissé zur Seite gestellt wurde. Als dies geschah, wurde der Widerstand der Mannschaft des Außenseiters endgültig gebrochen.
Lange Abwesenheit
"Es ist gut, in einem Auswärtsspiel ein wichtiges Tor zu erzielen", sagte der 28-jährige Anelka. "Ich bin in der Lage in einer solch wichtigen Partie zu spielen, das habe ich gezeigt." Letztmals wurde er in einem Qualifikationsspiel am 4. September 1999 beim 0:0 in der Ukraine von Beginn an eingesetzt, womit er sich im Gegensatz zu seinen Freunden Thierry Henry, Patrick Vieira und Lilian Thuram aus der Nationalmannschaft katapultiert hatte. Für die FIFA-WM 2002 stand er für Jacques Santini nur auf Abruf zur Verfügung.
Verziehen
Dieser Umstand, so manch unüberlegtes Wort und sein dauernder Vereinswechsel wies gewisse Ähnlichkeiten zu anderen großen Talenten wie Eric Cantona, George Best oder Hristo Stoitchkov auf. Diese waren ebenfalls tolle Fußballer, stiegen ebenfalls in etliche Fettnäpfe und wurden ebenso immer wieder "begnadigt". So auch, als Domenech gegen Ende 2005 Anelka in den Kader für eine Tour durch die Karibik berief. Anelka erzielte beim 3:2-Sieg gegen Costa Rica einen Treffer - und die Vergangenheit wurde wieder einmal mehr begraben.
Reife
"Als ich zurückgeholt wurde und in dieser Partie gespielt habe, habe ich einige einfache Dinge verstanden", resümiert Anelka. "Als ich jünger war, kam ich egoistisch und unfreundlich rüber, weil ich nichts mehr sagen wollte, denn die Medien ließen keine Gelegenheit aus, über mich zu lachen oder mich zu rügen. Heute bin ich offener und reifer, erwachsener."