Griechenland stellt die Fußball-Welt auf den Kopf
Sonntag, 4. Juli 2004
Artikel-Zusammenfassung
In einem Turnier, in dem die großen Fußballnationen nicht ihrer Favoritenrolle gerecht werden konnten, holte ein Außenseiter den Titel.
Artikel-Aufbau
In einem Turnier, in dem die großen Fußballnationen ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden konnten, überrascht es nicht, dass der neue Europameister ein Außenseiter ist. Griechenlands sensationeller Triumph war das Ergebnis von Teamwork und Kameradschaft. Und nach einem weiteren Auftritt, bei dem sie bis zum Umfallen gekämpft haben, kann ihnen niemand diesen Erfolg missgönnen.
Große Unterstützung
Ihre Fans im Estádio da Luz hielten sich über Wasser, als den Griechen im ersten Durchgang das Spiel zu entgleiten schien. Doch mit einem Kopfballtor in der zweiten Halbzeit machte Angelos Charisteas die griechische Sensation perfekt. Während natürlich kein einziger Grieche das Stadion verließ, bevor Theo Zagorakis die Henri Delaunay-Trophäe entgegengenommen hatte, blieben auch viele portugiesische Spieler und Zuschauer auf ihren Plätzen, um dem Sieger Respekt zu zollen.
Dellas dominiert
Für den Gastgeber sollte es am Ende nicht sein: Luís Figo, der im Halbfinale so überragend gespielt hatte, schien es nicht fassen zu können. Und auch wenn Deco and Cristiano Ronaldo unermüdlich rackerten, fanden sie kein Mittel, um eine griechische Abwehr zu überwinden, in der Traianos Dellas einmal mehr der überragende Akteur war.
Premiere
Mit 65 Jahren ist Otto Rehhagel der älteste Trainer, der je einen EM-Titel geholt hat - und der erste Ausländer. Ob er dem Ruf seines Heimatlandes widerstehen kann, bleibt abzuwarten. Sicher ist aber, dass sein Vertrag in Griechenland so lange läuft, wie er es selbst sich wünscht.
Fußballgeschichte
"Es ist für den griechischen und insbesondere für den europäischen Fußball ein außergewöhnliches Ereignis", sagte Rehhagel. "Die Mannschaft hat großartigen Fußball gespielt. Wir haben unsere Chancen genutzt. Unser Gegner war technisch besser, doch wir haben mehr aus unseren Chancen gemacht. Wir hätten das 2:0 schießen sollen. Die Griechen haben heute Fußballgeschichte geschrieben. Es ist eine Sensation."
Triumph der Defensive
Portugals Trainer Luiz Felipe Scolari sagte: “Wir möchten alle Portugiesen um Verzeihung bitten, da wir nicht in der Lage waren, die Ziele zu erreichen, die wir uns alle gewünscht haben. Es ist bitter, so zu verlieren… so ein Spiel zu spielen, ohne ein Tor zu erzielen. Sie haben dank ihrer Defensive gewonnen. Sie haben gewonnen, da sie wissen, wie man so spielt.“
“Hart, zu akzeptieren”
”Die Griechen zeigten große Qualitäten in den Bereichen, in denen sie stark sind. Sie waren uns in den Luftkämpfen überlegen, bei Standardsituationen und im Stellungsspiel. So ist der Fußball. Wenn wir unser Ziel aus den Augen verlieren, laufen wir Gefahr, ein Tor zu kassieren, und genau das ist passiert. Die Griechen haben defensiv gespielt und genau das beherrschen sie. Sie warten immer auf den Fehler des Gegners. Das ist schwer zu akzeptieren, aber wir müssen es akzeptieren. Wir alle sind sehr traurig, die EURO nicht gewonnen zu haben. Lassen Sie uns alle hoffen, dass wir es jetzt schaffen, eine gute Mannschaft für die nächste [FIFA] Weltmeisterschaft aufzubauen.“
„Freuen und feiern“
Torschütze Charisteas sagte: “Wir sind die Europameister. Wir sind das beste Team Europas. Wir haben es verdient. Das ist offensichtlich. Ich bin sehr glücklich und bewegt. Ich möchte alle Griechen auffordern, sich zu freuen und zu feiern. Ich glaube, dass das ein einmaliger Augenblick ist, den viele von uns niemals wieder erleben werden und ich bin sicher, dass wir das verdient haben.“
“Unmöglich, zu verlieren”
”Wir sind so weit gekommen, indem wir große Mannschaften aus dem Turnier geworfen haben, und heute spielten wir gegen ein ganz starkes Portugal. Trotzdem waren wir in der Lage, den Pokal zu holen. Das ist der schönste Moment in meiner Karriere. Ich war mir von Anfang an sicher, dass wir diesen Pokal holen würden. Ich wusste zwar nicht wie, aber irgendwie war ich sicher, dass wir ihn heute gewinnen würden.“