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Niederlande besiegen Elfmeterfluch

Obwohl die Holländer endlich eine schwarze Serie beendet haben, gibt der niederländische Trainer Dick Advocaat zu, dass Elfmeterschießen nicht zum Vorbereitungsprogramm auf dieses Spiel gehörte.

In einigen Endrunden großer Turniere mussten die Niederländer die bittere Erfahrung machen, wie es ist, im Elfmeterschießen den Kürzeren zu ziehen. Nach 120 kräftezehrenden und teilweise nervenaufreibenden Minuten in Faro-Loulé konnte die Oranjes aber diesmal endlich ihren Fluch besiegen und ins Halbfinale der UEFA EURO 2004™ einziehen. Für die Schweden ist der Traum vom Titel dagegen ausgeträumt.

Schlechte Erinnerungen
Das Halbfinale der EURO '92 gegen Dänemark, das Viertelfinale der EURO '96™ gegen Frankreich, das Halbfinale der FIFA-WM 1998 gegen Brasilien und das Halbfinale der UEFA EURO 2000™ gegen Italien: all diese Spiele verloren die Niederländer in der Elfmeter-Lotterie. Doch diesmal triumphierten die Niederländer in der Nervenschlacht und setzen ihre atemberaubende Berg- und Talfahrt in Portugal damit fort.

Kein Elfmeter-Training
Noch vor einer Woche forderte die niederländische Presse lautstark den Abgang von Bondscoach Dick Advocaat, nachdem seine Mannschaft nach einer Zwei-Tore-Führung gegen die Tschechische Republik noch mit 2:3 verloren hatte. Heute, nach seinem 54. Spiel auf der Trainerbank - einem niederländischen Rekord - darf der "kleine General" seine Mannschaft auf das Halbfinale gegen Portugal vorbereiten. "Wir haben das [Elfmeterschießen] nicht extra trainiert, da ich immer noch glaube, dass es eine Lotterie ist", erklärte er. "Die Qualität der Spieler entscheidet hier. Ich war nicht dabei, als die Niederländer all die voran gegangenen Elfmeterschießen verloren haben."

Vom Helden zum Unglücksraben
Nach zwei Schützen stand es 2:2, Ruud Van Nistelrooij und John Heitinga hatten die jeweilige Führung der Schweden durch Kim Kallström und Henrik Larsson ausgeglichen. Dann jagte Zlatan Ibrahimovic, Schwedens Held bei diesem Turnier, den Ball über die Latte. Nachdem dann Michael Reiziger und Fredrik Ljungberg getroffen hatten, setzte Phillip Cocu beim Stande von 3:3 das Leder an den Pfosten. Alles war wieder offen und die Fans hielt es nicht mehr auf den Sitzen.

Jetzt gegen Portugal
Christian Wilhelmsson behielt die Nerven, ebenso Roy Maakay, der auf 4:4 ausgleichen konnte. Dann der spielentscheidende Moment: der bislang überragende schwedische Kapitän Olof Mellberg scheiterte an Hollands Torhüter Edwin van der Sar. Schließlich war es dem Jungstar Arjen Robben vorbehalten, mit einem platzierten Flachschuss dieses Drama zu beenden. Mit diesem Tor katapultierte er die orangefarbenen Fans im Estádio Algarve in Ekstase - jetzt kann sich das ganze Land auf das Duell mit Gastgeber Portugal freuen, das selbst seinerseits nur dank eines Elfmeterschießens gegen England in die Vorschlussrunde einzog.

"Große Party"
"Der Elfmeter war der bislang wichtigste Moment meines Lebens, aber ich war weder ängstlich noch nervös", sagte Robben. "Das bedeutet vor allem für Edwin van der Sar eine ganze Menge, schließlich stand er zuvor immer auf der Verliererseite. Aber er hat den Elfmeter von Mellberg gehalten und das war fantastisch. Ein großes Kompliment an Edwin. Es ist ein tolles Gefühl, endlich mal ein Elfmeterschießen gewonnen zu haben, jetzt werden wir eine große Party feiern."

Schwedische Chancen
In den 120 intensiven Minuten waren die Niederländer in der Offensive die aktivere Mannschaft. Es gelang ihnen aber selten, das schwedische Abwehrbollwerk zu durchbrechen. Obwohl die Skandinavier lange Zeit ungefährlich waren, nahmen sie in der Verlängerung, die endlich einem EM-Viertelfinale gerecht wurde, Fahrt auf und hatten klasse Chancen. Larsson und Ljungberg trafen in einer hochdramatischen Verlängerung nur das Gebälk. Außerdem klärte nach der Pause Cocu kurz vor der Torlinie gegen Ibrahimovic. Auf der anderen Seite traf Robben in der Verlängerung nur den Pfosten.

Lagerbäck nicht unzufrieden
Lars Lagerbäck, die eine Hälfte des schwedischen Trainergespanns, gab sich gegenüber der Presse nach dem Spiel philosophisch: "Bei der WM sind wir im Achtelfinale nach einem Golden Goal ausgeschieden, dieses Mal nach Elfmeterschießen. Das kann man positiv sehen: wir kommen unserem Ziel näher", meinte Lagerbäck.

Söderberg traurig
Die andere Hälfte, Tommy Söderberg, war traurig über dieses Ende seiner Amtszeit als schwedischer Trainer. "Natürlich tut einem Tommy unendlich leid, wenn man im Elfmeterschießen verliert. Es ist immer einfacher zu akzeptieren, wenn der Gegner besser ist", fügte Lagerbäck hinzu.

Betender Niederländer
Der Carlsberg Mann des Spiels, Ruud van Nistelrooij, war hundemüde, aber auch siegestrunken. "Das ist wundervoll. Endlich haben wir das Image des Elfer-Losers abgestreift. Während die anderen geschossen haben, bin ich nur nervös auf- und abgelaufen und habe einfach nur gehofft..."

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