Vom Kriegsgefangenen zur Torhüterlegende
Dienstag, 19. März 2019
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Seit letztem Donnerstag läuft in den deutschen Kinos ein Spielfilm über den vielleicht legendärsten deutschen Fußballer, der nie im DFB-Team aufgelaufen ist: Bernd Trautmann. Wir stellen Ihnen die bewegende Geschichte des Torhüters vor.
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Seit letztem Donnerstag läuft in den deutschen Kinos ein Spielfilm über den vielleicht legendärsten deutschen Fußballer, der nie im DFB-Team aufgelaufen ist: Bernd "Bert" Trautmann. Wir stellen Ihnen die bewegende Geschichte des Torhüter vor, der im Juli 2013 im Alter von 89 Jahren in seiner spanischen Wahlheimat La Llose in der Nähe von Valencia gestorben ist.
Trautmann, so auch der Name des Films von Regisseur Marcus H. Rosenmüller, kam als Kriegsgefangener nach England, gewann 1956 mit Manchester City unter dramatischen Umständen den FA Cup und wurde in der gleichen Saison zu Englands Fußballer des Jahres gewählt. Trautmann spielte zunächst als Mittelfeldspieler bei Partien zwischen den Kriegsgefangenenlagern, ehe er aufgrund eines Mangels an Torhütern eines Tages den Platz zwischen den Pfosten einnahm.
Der groß gewachsene Blondschopf blieb nach dem Kriegsende auf der Insel und spielte für den Provinzverein St Helens Town, wo er mit guten Leistungen auch die Offiziellen von Manchester City beeindruckte. Trotz großer Proteste englischer Fußballfans, die keinen deutschen Soldaten in der höchsten Spielkasse (damals First Division) sehen wollten, avancierte er zu einem der besten Torhüter der Welt.
Sein denkwürdigstes Spiel hatte er im Finale des FA Cups 1956, als er sich Mitte der zweiten Halbzeit eine schwere Verletzung zuzog, trotzdem auf dem Platz blieb und City mit mehreren starken Paraden den Titel rettete. Erst eine Röntgenuntersuchung drei Tage später ergab, dass Trautmann die Partie mit einem Genickbruch zu Ende gespielt hatte und nur mit viel Glück einer Lähmung oder sogar dem Tod entgangen war. Anschließend musste er fünf Monate lang ein Gipskorsett tragen.
Insgesamt lief Trautmann, der später auch als Trainer arbeitete, 545 Mal für City auf, allerdings spielte er nie für die deutsche Nationalmannschaft. 2004 zeichnete ihn Queen Elisabeth II. mit dem Order of the British Empire (OBE) für seine Verdienste um die englisch-deutsche Verständigung durch Fußball aus. "Bert Trautmann war ein großartiger Sportler und wahrer Gentleman. Er kam als Soldat und damit als Kriegsgegner nach England und wurde auf der Insel ein umjubelter Held. Er war schon zu Lebzeiten eine Legende. Seine außergewöhnliche Karriere wird für immer in den Geschichtsbüchern bleiben", sagte der damalige DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.
In einer Pressemitteillung von City hieß es nach seinem Tod: "Bernd Trautmann war im wahrsten Sinne des Wortes eine echte Legende und nicht nur ein wunderbarer Botschafter für sein Land, sondern auch für Manchester City Football Club. Bert wird von allen, die ihn kannten, sowie von der ganzen Fußballwelt sehr vermisst werden."
Dafür wird nun hoffentlich auch der Spielfilm sorgen, der den Mann würdigt, der mehr für den deutschen Ruf in England getan hat, als alle Legionäre nach ihm.