Frankreichs bisherige Endspiele
Samstag, 9. Juli 2016
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Frankreich hat seine beiden bisherigen Endspiele auf heimischem Boden für sich entscheiden können und schüttelte seinen Ruf ab, "ein Land zu sein, das nicht wusste, wie man gewinnt", doch zuletzt musste man eine Pleite hinnehmen.
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EURO '84: Frankreich - Spanien 2:0
(57. Platini, 90. Bellone)
Alle sprachen von Frankreichs "Carré Magique" (Magisches Viereck), womit die Mittelfeldspieler Luis Fernández, Alain Giresse, Jean Tigana und Michel Platini gemeint waren, die im eigenen Lande der Konkurrenz keine Chance ließen. Spanien erwies sich als zäherer Gegner als die anderen Teams, die Iberer mussten im Parc des Princes zunächst einen Freistoß von Platini hinnehmen (sein neuntes Tor in diesem Turnier), dann traf in der Schlussminute Bruno Bellone mit einem Heber. Es war der erste und einzige der 14 französischen Treffer bei diesem Turnier, der durch einen Stürmer erzielt wurde.
"Das war ein schwieriges Spiel, aber nicht das beste, das wir je absolviert haben", sagte Fernández. "Aber wir haben den Pokal gewonnen und das war das Wichtigste. Vorher war Frankreich ein Land, das nicht wusste, wie man gewinnt. Sie sagten normalerweise, dass die Teilnahme das Wichtigste sei. 1984 haben wir den Leuten gezeigt, dass wir Titel gewinnen können."
Weltmeisterschaft 1998: Brasilien - Frankreich 0:3
(27., 45.+1 Zidane, 90.+3 Petit)
Die WM 1998 auszurichten, erwies sich für Les Bleus abermals als großer Vorteil. Vor dem Endspiel wurde am meisten über den Brasilianer Ronaldo gesprochen, der zwar in der Startelf stand, aber am Abend vor dem Spiel einen Krampfanfall erlitten hatte. Frankreich dominierte die Partie im Stade de France, in der ersten Halbzeit war es Zinédine Zidane, der nach Eckbällen zwei Kopfballtore erzielte. Der Platzverweis von Marcel Desailly erwies sich nicht als Vorteil für Brasilien, denn kurz vor Schluss erzielte Emmanuel Petit das 3:0.
"Wir wollten es mehr als die Brasilianer", sagte Mittelfeldspieler Youri Djorkaeff. "Wir haben vier Jahre darauf hingearbeitet. Diese Gruppe von Spielern war für die WM geboren. Es war sehr schwierig, doch wir haben es geschafft. Trainer Aimé Jacquet war fantastisch, er war außergewöhnlich. Wir alle haben das kleine Bisschen mehr gegeben, das den Unterschied ausgemacht hat."
EURO 2000: Frankreich - Italien 2:1, Golden Goal
(90. Wiltord, 103. Trezeguet; 55. Delvecchio)
Frankreich holte als erster Weltmeister ebenfalls die darauf folgende EURO und unterstrich, dass man auch auf fremdem Boden einen Titel einfahren konnte. Doch es war ein hartes Stück Arbeit in Rotterdam: Sylvain Wiltord erzielte erst kurz vor Schluss nach Marco Delvecchios Führungstreffer für Italien den Ausgleich, ehe der eingewechselte David Trezeguet in der Verlängerung den beeindruckenden Francesco Toldo bezwingen konnte und die Partie mit seinem Golden Goal beendete.
"Ich habe all meine Kraft in diesen Schuss gelegt", erinnerte sich Trezeguet. "Es war eine schwierige Europameisterschaft für mich, da ich gehofft hatte, eine größere Rolle zu spielen. Zuallererst war ich glücklich für meine Teamkollegen; dann war ich glücklich für meine Familie; dann war ich glücklich für mich selbst. Wir hatten davon geträumt, Welt- und Europameister zu sein. Das hat mir eine enorme Befriedigung gegeben, eine Befriedigung, die ich immer noch spüre."
Weltmeisterschaft 2006: Italien - Frankreich 1:1 n.V., Italien siegt 5:3 i.E.
(19. Materazzi; 7./Elfmeter Zidane)
Italien revanchierte sich in Berlin für die Pleite sechs Jahre zuvor, Les Bleus können jedoch behaupten, dass sie in einem großen Finale noch nie nach 90 (oder gar 120) Minuten bezwungen worden sind. Zidane brachte sie vom Elfmeterpunkt in Front, Marco Materazzi, der den Elfmeter verschuldet hatte, machte seinen Fehler wieder gut und markierte den Ausgleich. In seinem letzten Spiel für Frankreich wurde Zidane gegen Ende der Verlängerung des Feldes verwiesen, Trezeguet verschoss seinen Elfmeter im entscheidenden Elfmeterschießen.
"Es wäre ein typisches französisches Verhalten, mit Platz zwei zufrieden zu sein", schäumte Trainer Raymond Domenech nach dem Finale. "Aber ich bin überhaupt nicht zufrieden. Wir hätten den Sieg verdient gehabt. Ich habe es schon zu Beginn des Turniers gesagt – es zählen nur Siege. Man kann behaupten, dass es nicht schlecht war, was wir gemacht haben, aber der Champion heißt Italien."