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Arda Turan: "Werden bis zum Schlusspfiff kämpfen"

Arda Turan im Exklusivinterview mit UEFA.com über sein ganz besonderes Verhältnis zu Nationaltrainer Fatih Terim und das EURO-Duell mit seiner "Wahlheimat" Spanien am Freitag.

Arda Turan verspricht großen Kampf

EURO2016.com: Fangen wir mit dem aktuellen Thema an - Spanien ist auf dem Papier der härteste Gruppengegner. Wie wird die Türkei in dieses Spiel gehen?

Arda Turan: Spanien ist der Favorit - sie werden öfter in Ballbesitz sein. Wir werden alles tun, um einen Punkt zu holen; wenn wir das schaffen, sind unsere Chancen auf das Achtelfinale immer noch sehr hoch. Spanien ist eine sehr starke Mannschaft, aber sie haben auch nur elf Spieler auf dem Platz, genauso wie wir. Wir werden bis zum Schlusspfiff kämpfen. 

EURO2016.com: Wie haben Sie mit dem Fußball angefangen?

Arda: Ich wuchs in Bayrampasa [einem Vorort von Istanbul] auf und habe dort praktisch täglich - wie alle anderen auch - auf der Straße gespielt. Das war meine große Leidenschaft. Sobald ich meine Hausaufgaben gemacht hatte, habe ich mit meinen Nachbarn und Freunden draußen gekickt. Das Wort 'Müdigkeit' kannten wir nicht, wir haben jeden Tag von 17 Uhr bis 22 Uhr gespielt.

Es gab Tage, da habe ich mit einem Torhüter gegen fünf andere Jungs gespielt. Solche Herausforderungen habe ich schon immer geliebt. Ich war schon immer ein Kämpfer, wie heute auch. Ich respektiere jeden, habe aber vor niemandem Angst. Spiele gegen Nachbarn auf der Straße haben unglaublich viel Spaß gemacht, das kennen die Kinder von heute gar nicht mehr. Vielleicht habe ich zur letzten Generation gehört, die das noch erleben durfte.

EURO2016.com: Sind Länderspiele mit der Türkei für Sie noch etwas Besonderes?

Arda: Ich liebe die Nationalmannschaft – ich liebe mein Land, Spiele im Nationaltrikot sind eine große Ehre für mich. Ich bin einer der Führungsspieler im Team, aber das bedeutet nicht das, was Sie denken. Bei uns herrscht eine lupenreine Demokratie im Team. Wir diskutieren alles und sprechen über jedes Thema untereinander. Sie wissen, dass ich immer nur das Beste für meine Mannschaft will und versuche, der verlängerte Arm von Fatih Terim auf dem Platz zu sein.

EURO2016.com: Wie charakterisieren Sie Trainer Fatih Terim?

Arda: Ich hatte gerade zwei Ligaspiele absolviert, als er mich erstmals ins Nationalteam berief. Er hatte mich [zu Galatasaray] geholt, als ich 13 oder 14 war. Das zwischen uns ist keine normale Spieler-Trainer-Beziehung – wir sind eher wie Vater und Sohn. Seine Töchter sind gute Freundinnen von mir, seine Frau kann ich jederzeit anrufen, wenn ich ein Problem habe. Fatih Terim ist für mich eine ganz besondere Person.

Nationaltrainer Fatih Terim
Nationaltrainer Fatih Terim©Getty Images for UEFA

Er hat den Türken die Siegermentalität eingeimpft. Bis tief in die 1990er Jahre war der türkische Fußball extrem defensiv und nicht sonderlich erfolgreich. Man sagt immer, Fatih Terim sei ein Motivationskünstler, aber seine taktischen Fähigkeiten sind mindestens genauso groß. Die Spieler vertrauen ihm voll und ganz - darauf basiert dann die Motivation. Ich danke ihm für jeden Tag, den wir zusammen verbringen dürfen.

EURO2016.com: Mit 21 haben Sie bei der UEFA EURO 2008 gespielt; welche Erinnerungen haben Sie noch an dieses Turnier?

Arda: Immer wenn ich daran zurückdenke, habe ich Tränen in den Augen. Es war ein unglaubliches Turnier für uns, wir hätten es sogar gewinnen können, wir waren so dicht dran. Anfangs hatte uns keiner auf der Rechnung, aber dann haben wir es allen gezeigt. Wir haben in jedem Spiel bis zur letzten Sekunde gekämpft und meiner Meinung nach waren wir das unterhaltsamste Team des ganzen Turniers.

Nihat Kahveci feiert sein Tor gegen die Tschechen
Nihat Kahveci feiert sein Tor gegen die Tschechen©Getty Images

Mein Lieblingsmoment? Das Siegtor von Nihat [Kahveci] gegen die Tschechen [beim 3:2-Sieg im letzten Gruppenspiel]. Als er schoss, stand ich direkt hinter ihm, man kann heute noch im TV sehen, wie ich hüpfte und den Ball förmlich ins Tor geschrieen habe. Als er drin war, war das einer der schönsten Momente in meinem Leben. Wir lagen bis zur 75. Minute 0:2 zurück und mussten gewinnen, um weiterzukommen. Wir haben es geschafft, es war traumhaft.