Zwischen Hoffnung und Sorge
Freitag, 17. Juni 2016
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Beim 0:0 gegen Polen offenbaren sich vor allem Probleme in punkto Kreativität und Tempo. Schwarzmalerei wird der Leistung aber auch nicht gerecht.
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"Wir hatten zu wenige Lösungen nach vorne und deshalb auch keine Möglichkeiten", gab Bundestrainer Joachim Löw nach der Nullnummer gegen Polen zu Protokoll. Kann mal passieren, schließlich ist gerade das zweite Gruppenspiel bei großen Turnieren in den letzten Jahrzehnten selten die Paradedisziplin gewesen.
Vielleicht ist es die Anspannung, die nach intensiver Vorbereitung und einem Sieg im ersten Spiel etwas nachlässt. Vielleicht lag es aber auch eher an einem sehr gut strukturierten Gegner, der sich nur an einem Sahnetag hätte bezwingen lassen.
Diesen hatte die deutsche Nationalmannschaft wahrlich nicht. "Wir müssen uns vorwerfen, dass wir nach vorne zu wenig gemacht haben", erklärte Jerome Boateng. Der Abwehrchef darf diese Kritik äußern, schließlich ist er längst zum Führungsspieler geworden und vor allem hatte er dank seiner starken Einzelleistung jedes Recht, die Probleme offen anzusprechen.
Die Partie gegen Polen hat wieder vor Augen geführt, dass Deutschland an der konsequenten Tempoverschärfung nach Ballgewinn feilen muss. Gegen tiefstehende Gegner fehlen aktuell die inspirierenden Momente rund um den Strafraum herum. Die Ballzirkulation ist passabel, aber selten scharf genug.
"Wir haben jetzt Zeit, um vor allem an der Offensive zu arbeiten", so Löw. Der Bundestrainer hatte vor dem Turnier viele Abnutzungskämpfe vorhergesagt und hat bisher absolut Recht behalten. Spannend wird nun sein, wie er und seine Mannschaft sich diesen zukünftig entziehen wollen, denn dieses Team hat Offensiv auf jeden Fall mehr Potenzial.
Gut möglich, dass der Trainingsschwerpunkt jetzt noch mehr verlagert wird. In der Vorbereitung galt das Hauptaugenmerk der Defensive und dies hat sich auch bezahlt gemacht, weil die DFB-Elf bis auf wenige Ausnahmen wieder solide stand und zum zweiten Mal ohne Gegentor blieb.
So zeigte sich Löw mit der Defensive "sehr zufrieden" und attestierte der Mannschaft im Pressingverhalten eine Steigerung im Vergleich zum Spiel gegen die Ukraine. Mats Hummels fügte sich nach überstandener Verletzung gut ein und alle Offensivakteure verrichteten viel Laufarbeit, um die Lücken bei Kontergefahr rechtzeitig zu schließen.
Genau darauf wird es auch gegen Nordirland ankommen, bis in der K.-o.-Runde vielleicht ein Gegner kommt, der gegen Deutschland mehr Risiko wagt.