Stadtführer Lens Agglo
Dienstag, 5. August 2014
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Region: Nord-Pas-de-Calais
Bevölkerung: 34 190
Botschafter der Gastgeberstadt: Éric Sikora (ehemaliger Spieler von RC Lens - 1985-2004), Louis Laforge (TV-Journalist und Moderator)
Die Stadt erlebte ihre große Blüte, als im Jahr 1841 in Oignies Kohle entdeckt und das Kohlebecken von Pas-de-Calais bewirtschaftet wurde. Kurze Zeit später avancierte Lens zur Hauptstadt des Departements. Der Erste Weltkrieg traf die Stadt schwer: Sie war von 1914 bis 1918 von Deutschland besetzt und war die an der Westfront am stärksten zerstörte Stadt.
Zwischen den beiden Weltkriegen wurde der Wiederaufbau vorangetrieben. In dieser Zeit wurden die Kirche Saint-Léger, die Grands Bureaux de la Compagnie des Mines (einst Sitz der Bergbaugesellschaft, beherbergt heute die Universität Artois) mit der prächtigen französischen Parkanlage und der Bahnhof erbaut oder wiederaufgebaut. Einige Bauwerke in der Innenstadt sind durch hispano-flämische Einflüsse geprägt.
Nach Stilllegung des Kohlebergwerks im Jahr 1986 verschrieb sich die Stadt einer Politik des Wandels, die sich in der Gründung der Universität Artois als Wissenschaftsstandort widerspiegelte. Ende 2004 beschloss das Kulturministerium, auf dem Gelände der Zeche Nr. 9 (Grube Saint-Théodore) ein Kunstmuseum zu eröffnen: Ende 2012 wurde der Louvre-Lens eingeweiht, ein Symbol für den Strukturwandel in dem ehemaligen Bergbaurevier.
GESCHICHTE
Der Ort wurde erstmals in der Zeit der Merowinger unter dem Namen Lenna Cas ("Festung der Quellen") erwähnt, aber seine Anfänge reichen möglicherweise bis in die gallorömische Zeit zurück. Die Befestigungsanlage von Lens, die jedoch nicht mehr erhalten ist, stammte aus der Zeit der Normanneneinfälle in Frankreich. Zur Zeit des Feudalismus gehörte Lens zur Grafschaft Artois, ging dann aber 1180 an die französische Krone.
Im Mittelalter war Lens ein bedeutender ländlich geprägter Markt- und Handelsstandort. Die Stadt litt unter dem Hundertjährigen Krieg und der Fehde mit Flandern. 1303 wurde Lens von den Flamen niedergebrannt. 1526 ging die Lehensherrschaft des französischen Königs über Artois an den König von Spanien über.
Während des 30-jährigen Kriegs wurde Lens nacheinander von den kriegsführenden Truppen Frankreichs und Spaniens eingenommen, geplündert und zerstört. In der Schlacht bei Lens vom 20. August 1648 errang der Fürst von Condé einen Sieg über die spanischen Truppen. Infolge des Pyrenäenfriedens gelangte Artois 1659 an Frankreich.
PERSÖNLICHKEITEN
• Ernest Schaffner (1901-1966): Von 1947 bis 1966 Bürgermeister von Lens und Röntgenarzt im Krankenhaus Lens, das heute seinen Namen trägt
• André Delelis (1924–2012): Von 1966 bis 1998 Bürgermeister von Lens, Minister für Handel und Handwerk (1981-1984)
• Emile Basly (1854–1928): Von 1900 bis 1928 Bürgermeister der Stadt; Waise, wird mit 11 Jahren Bergmann; Generalsekretär der Gewerkschaft der Bergwerksarbeiter von Anzin
• Auguste Behal (1859–1940): Organischer Chemiker (Industrie, Medizin), trat 1921 in die Académie des Sciences ein
• Félix Bollaert (1855–1936): Vorsitzender der Minengesellschaft von Lens und Philanthrop; ihm verdankt das Stadion des RC Lens seinen Namen
SEHENSWERTES UND AKTIVITÄTEN
• Louvre-Lens: Das Museum, ein Ableger des weltberühmten Pariser Louvre, befindet sich auf dem aufgelassenen Gelände der ehemaligen Zeche, zwischen den höchsten Halden Europas und dem Stade Bollaert-Delelis. Der vom japanischen Architekturbüro SANAA entworfene Komplex mit seiner transparenten Architektur und den Fassaden aus Glas und Aluminium besteht aus mehreren Gebäuden.
• Bahnhof Lens: Das Bauwerk wurde 1926 von Urbain Cassan errichtet. Seine Silhouette erinnert an eine Dampflok und ist durch den Art-Déco-Stil geprägt, der damit Einzug in das Kohlerevier hielt. In seinem Inneren befassen sich bunte Mosaike mit dem industriellen Leben.
• Faculté des Sciences Jean-Perrin: Die Naturwissenschaftliche Fakultät ist in den Grands Bureaux de la Compagnie des Mines de Lens, dem imposanten Sitz der damaligen Bergbaugesellschaft untergebracht und lässt sich mit Fug und Recht als "Schloss der Industrie" bezeichnen. Das Bauwerk wurde 1930 nach einem Entwurf von Louis-Marie Cordonnier, einem Architekten aus Lille, im flämischen Neorenaissance-Stil mit Art-Déco-Einflüssen (vor allem in den Innenräumen) errichtet. Gleichzeitig wurden prachtvolle Gärten nach französischem Vorbild angelegt.
• Stadtzentrum: Das Zentrum der Stadt an der Kreuzung der beiden Hauptgeschäftsstraßen Boulevard Basly und Rue Lanoy bildet der Place Jean-Jaurès. Er erinnert daran, dass der Handel in Lens stets florierte, schon damals, als die Bergleute dort den Quinzaine, ihren Lohn, ausgaben.
• Stade Bollaert-Delelis: Es wurde 1932 eingeweiht. Das Stadion im "englischen Stil" mit vier einzelnen Tribünen hat seinen festen Platz im französischen Fußball. Die Fans vom RC Lens sind für ihre Herzlichkeit bekannt und gelten als "bestes Publikum Frankreichs".
• Zeche 11/19: Eine der vier Gruben des Bergbaureviers Nord-Pas-de-Calais. Auf dem Grubengelände kann man neben den Halden, d.h. den Aufschüttungen von nicht kohleführendem Gestein, auch die Bergbausiedlung besichtigen, in der die Bergleute lebten.
VERKEHR
Anbindung
Lens hat im Norden und Osten Anschluss an die Autobahn 21, über die die Autobahnen A1 (Paris-Lille) und A26 (Calais-Reims) erreichbar sind. Am Bahnhof der Stadt verkehrt sechsmal am Tag der TGV Nord (eine Stunde und zehn Minuten Fahrtzeit bis Paris). Darüber hinaus gibt es SNCF-Verbindungen nach Valenciennes (Linie 6), Arras (13), Dünkirchen (21) und Lille (23). Der nächstgelegene Flughafen ist Lille.
Entfernungen zu den anderen Austragungsstädten der UEFA EURO 2016
Lille – 40 km
Saint-Denis – 195 km
Paris – 200 km
Lyon – 675 km
Saint-Etienne – 735 km
Bordeaux – 790 km
Toulouse – 880 km
Marseille – 985 km
Nizza – 1150 km
Distanzen zwischen den Stadtzentren, über die Autobahn wenn möglich
Quelle: mappy - viamichelin
Entfernung vom Stade Bollaert-Delelis zum...
Stadtzentrum: 2 km
Flughafen: 34 km
Unterwegs in der Stadt und Umgebung
Die öffentlichen Verkehrsmittel werden von der Gesellschaft Tadao betrieben, die einem gemischten Zweckverband angehört. Eine Straßenbahnlinie zwischen Liévin und Hénin-Beaumont, die durch Lens führen und die Buslinie "Bulle" ersetzen soll, ist in Planung. Darüber hinaus wurde 2009 ein neuer Busbahnhof in Betrieb genommen. Um vom Flughafen Lille nach Lens zu gelangen, nimmt man den TGV vom Gare des Flandres in Lille oder ein Taxi über die Autobahn A1 und dann die A21. Es gibt auch zwei Buslinien, aber die Fahrt dauert ca. eine Stunde und 20 Minuten.
FUSSBALL
Fußball wurde in der Gemeinde Lens erstmals im Jahr 1905 zum Thema. Der Inhaber des Cafés "Chez Douterlinghe" gründete einen Klub, nachdem er des Öfteren ein paar Schüler auf dem damaligen Place Verte beim Fußballspielen beobachtet hatte. Der erste Vorstand des Klubs wurde im Jahr 1906 gewählt. Man entschied sich für Grün-Schwarz als Vereinsfarbe, um den Bezug zum Place Verte ("grüner Platz") und zur Kohle zum Ausdruck zu bringen.
Der Erste Weltkrieg brachte die Vereinstätigkeit zum Erliegen. Auf Initiative des Direktors des amerikanischen Hilfsausschusses, Laroche, wurde dem Klub 1919 unter den Farben Himmelblau und Weiß wieder Leben eingehaucht und er erhielt den Namen Union sportive du foyer franco-américain. Erst 1922 nahm die Mannschaft wieder an offiziellen Wettkämpfen teil. Im darauffolgenden Jahr wurde Pierre Moglia Präsident. Zur Erinnerung an die Besetzung des Artois durch die Spanier im 16. und 17. Jahrhundert entwarf er ein rot-gelb gestreiftes Trikot.
Im Januar 1931 beschloss der Französische Fußballverband (FFF) die Einführung des Berufssportlertums. Nach anderthalb Jahren der Unsicherheit wurde der RC Lens für die zweite Liga zugelassen. Das neue Stadion des Vereins wurde 1936 nach Félix Bollaert umbenannt, dem Vorsitzenden der örtlichen Minengesellschaft.
Der RC Lens beendete die Spielzeit 1988/89 mit dem letzten Platz in der Meisterschaft. Am 21. August 1988 verließ Jean Honvault, Präsident des Klubs, den Verein. An seine Stelle trat drei Tage später Gervais Martel. Lens gewann 1998 seinen wichtigsten Titel: Französischer Meister in der Ligue 1. In der darauffolgenden Spielzeit kam mit dem Ligapokal der zweite Titel hinzu. Nach einem goldenen Jahrzehnt, das durch die Teilnahme an mehreren europäischen Wettbewerben gekennzeichnet war, musste der RC Lens zwei Mal den schweren Gang in die 2. Liga auf sich nehmen (2007 und 2011). 2013 wurde der Klub an Hafiz Mammadov verkauft, einen aserbaidschanischen Großunternehmer.
Fußballspieler
• Stefan Dembicki (1913–): "Stanis" erzielte 16 Treffer bei einem Spiel gegen Auby-Asturies und zwei im Pokalfinale 1948
• Maryan Wisniewski (1937–): Spielte 1955 im Alter von 18 Jahren als Rechtsaußen in der französischen Nationalmannschaft, wurde mit dieser Dritter bei der FIFA-WM 1958
• Didier Six (1954–): Nationalspieler (Linksaußen); erzielte beim legendären Sieg gegen SS Lazio (6:0) im UEFA-Pokal drei Tore
• Ahmed Oudjani (1937–98): Algerischer Fußballspieler, Torschützenkönig der Ligue 1 1963/64 (30 Treffer)
• Éric Sikora (1968–): Absolvierte die meisten Spiele in der Geschichte des RC Lens: 589 zwischen 1985 und 2004
Schon gewusst?
Beim Spiel gegen Olympique de Marseille am 15. Februar 1992 verzeichnete das Stadion einen Besucherrekord: 48 912 Zuschauer (bei 34 000 Einwohnern).
SONSTIGE SPORTARTEN
Als das Museum Louvre-Lens eröffnet wurde, hatten die beiden Sportenthusiasten Jean-François Caron, Bürgermeister von Loos-en-Gohelle, und Philippe Lamblin, Präsident der Ligue d’Athlétisme Nord-Pas-de-Calais, die Idee, zwei "Lebensräume" zu verknüpfen: Die Metropolregionen Lens und Lille. Aus dieser Idee wurde ein internationaler Marathonlauf zwischen Lille und Lens geboren.
Der Route du Louvre ist in erster Linie ein Symbol für das Zusammenwachsen der beiden Gebiete. Und natürlich eine einzigartige Gelegenheit, das vielfältige sportliche Erbe mit dem Gesellschaftlichen zu verbinden.
LINKS FÜR LENS
Lens Agglo, offizielle Seite der Gastgeberstadt: www.lensvillehote.fr
Öffentliche Verkehrsmittel in Lens: www.communaupole-lenslievin.fr/index.php?alias=transport_tadao
Stadt Lens: www.villedelens.fr/en.html
Website der Metropolregion: www.communaupole-lenslievin.fr/
Fremdenverkehrsbüro: www.tourism-lenslievin.co.uk/
Offizielle Website des RC Lens: www.rclens.fr
Louvre-Lens: www.louvrelens.fr/en/home
Facebook-Seite der Stadt: www.facebook.com/mairiedelens