Stadtführer Lille Métropole
Dienstag, 5. August 2014
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Region: Nord-Pas-de-Calais
Bevölkerung: 230 000
Botschafter der Gastgeberstadt: Vahid Halilhodžić (ehemaliger Trainer von LOSC Lille), Mat Bastard (Sänger)
Lille mit seinen eingemeindeten Orten Hellemmes und Lomme ist die größte Stadt im Norden Frankreichs. Sie ist zudem Präfektur des Departements Nord und Hauptstadt der Region Nord-Pas-de-Calais. Lille trägt den Beinamen "Hauptstadt von Flandern" und gehört neben Roubaix, Tourcoing und Villeneuve d'Ascq zu den Kernstädten des Gemeindeverbunds Lille Métropole Communauté Urbaine, dem 85 Gemeinden angehören und der etwas mehr als 1,2 Millionen Einwohner zählt.
Zusammen mit den benachbarten belgischen Städten bildet Lille eine Eurometropole mit 1,9 Millionen Einwohnern im Zentrum der Euroregion Lille-Flandern. Aufgrund ihrer günstigen geografischen Lage ist Lille ein wichtiges Tor zu Europa. Die Stadt ist kaum 200 Kilometer von den drei europäischen Hauptstädten Paris, Brüssel und London entfernt.
Lille blickt auf eine über tausendjährige Geschichte zurück. Eindrucksvolle Bauwerke wie die Zitadelle und die Kathedrale Notre-Dame de la Treille zeugen von den historischen Einflüssen im Laufe der Geschichte. In Lille findet jedes Jahr am ersten Wochenende im September die Braderie statt, der größte Trödelmarkt in Europa mit rund zwei Millionen Besuchern.
GESCHICHTE
Der altfranzösische Name L'Isle (französisch-westflämisch Rysel) leitet sich von der ursprünglichen Lage der Stadt auf einer Sumpfinsel im Tal der Deûle ab, wo sie gegründet wurde. Vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution erlebte Lille als Garnisonsstadt eine wechselvolle Geschichte.
Bekannt als meistbelagerte Stadt Frankreichs gehörte sie nacheinander zur Grafschaft Flandern, zum Königreich Frankreich, zum Haus Burgund, zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und zu den Spanischen Niederlanden, bevor sie am Ende des Spanischen Erbfolgekriegs wieder an Frankreich fiel. Seit ihrer Entstehung war Lille eine Handelsstadt und vom 16. Jahrhundert an auch gewerbetreibend. Die industrielle Revolution formte aus ihr eine große Industriestadt.
Die Umstellung der Wirtschaft auf Dienstleistungen führte zu einem Wandel des Stadtbilds. Wichtige Stationen auf dem Weg zur Neugestaltung markieren der Bau des Geschäftsviertels Euralille (1988), der Anschluss an den TGV (1993) und den Eurostar (1994), die Entwicklung zum Universitätsstandort (100 000 Studierende) sowie die Einstufung als Stadt der Kunst und Geschichte (2004) und als Kulturhauptstadt Europas als Folge des Kulturprojekts Lille 2004.
PERSÖNLICHKEITEN
• Louis Faidherbe (1818–89) - General und Gouverneur des Senegal
• Charles de Gaulle (1890–1970) - Chef der Provisorischen Regierung der Französischen Republik vom 3. Juni 1944 bis 20. Januar 1946, dann 18. Präsident der Republik von 1959 bis 1969
• Louis Pasteur (1822–95) - Professor für Chemie, gründete das Institut Pasteur in Lille
• Philippe Noiret (1930–2006) - Französischer Schauspieler und zweifacher César-Preisträger
• Alain Decaux (*1925) - Französischer Schriftsteller, Historiker, Fernseh- und Rundfunkmoderator
SEHENSWERTES UND AKTIVITÄTEN
• Palais des Beaux-Arts: Eines der größten Kunstmuseen in Frankreich. Es wurde in den 1990er-Jahren renoviert und auf eine Ausstellungsfläche von 12 000 m² erweitert. Gezeigt wird dort insbesondere eine umfangreiche Sammlung von Gemälden aus dem 15. Jahrhundert bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Das Museum beherbergt auch eine Kabinettausstellung von Zeichnungen, eine Skulpturengalerie, eine Keramiksammlung, ein Dutzend Reliefpläne von befestigten Städten im Norden Frankreichs und in Belgien sowie eine Münzsammlung.
• Hospice Comtesse: Das Hospice Comptesse in der Rue de la Monnaie in der Altstadt Vieux-Lille beherbergt ebenfalls ein Museum, das dem Leben in Flandern vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution gewidmet ist. Ausgestellt sind dort eine Gemäldesammlung, hauptsächlich von flämischen Künstlern, und zahlreiche Möbelstücke und Gegenstände aus der damaligen Zeit (Keramikobjekte, Goldschmiedekunst, Wandteppiche usw.).
• Musée des Canonniers: Das Kanoniermuseum ist in einem alten Kloster in der Rue des Canonniers untergebracht und erzählt die Militärgeschichte der Stadt und insbesondere ihrer zahlreichen Belagerungen. In dem Museum werden neben militärhistorischen Objekten auch Zeugnisse aus dem täglichen Leben der Kanoniere aus Lille gezeigt.
• Muséum d’Histoire Naturelle de Lille: Das 1816 gegründete Naturkundemuseum beherbergt vier große Sammlungen: Zoologie, Geologie, Industrie und Ethnografie. Darüber hinaus werden jedes Jahr im Schnitt zwei temporäre Ausstellungen präsentiert.
• Das Geburtshaus von Charles de Gaulle in der Rue Princesse wurde 1983 zu einem Museum umgebaut. Es ist in zwei Bereiche unterteilt, die durch einen Garteninnenhof miteinander verbunden sind: die Wohnräume der Familie, die Einblicke in das Leben zur Zeit der Geburt von Charles de Gaulle gewährt, und die „Geschichtsfabrik“, die in der alten Tüllfabrik seines Großvaters mütterlicherseits untergebracht und als Kulturzentrum fungiert.
VERKEHR
Anbindung
Lille liegt an sechs Autobahnen: An der A1 nach Paris (225 km); der A22 nach Gent (73 km), Antwerpen (124 km) und Amsterdam (287 km); der A23 nach Valenciennes (56 km); der A25 nach Dünkirchen (71 km), Calais und dem Eurotunnel (110km); der A26 nach Calais (112 km), Reims (201 km) und Lyon (690 km); und der A27 nach Brüssel (123 km).
Der internationale Flughafen Lille-Lesquin ist eine Viertelstunde vom Stadtzentrum entfernt. Von hier werden mehr als 70 internationale Ziele angeflogen. Er ist auch der drittgrößte Frachtflughafen in Frankreich. Als Tor zu Europa ist Lille ein wichtiger Knotenpunkt im Schienenverkehr: Paris ist mit dem TGV in einer Stunde erreichbar (30 Verbindungen pro Tag); London in einer Stunde und 20 Minuten mit dem Eurostar; Brüssel in 38 Minuten mit dem Thalys. Lille verfügt über zwei Bahnhöfe: Lille Europe und Lille Flandre, die nur 200 Meter entfernt liegen.
Durch Lille fließt die Deûle, die den Hafen an ein rund 700 km langes Wasserstraßennetz anbindet. Der Hafen ist der drittgrößte Binnenhafen Frankreichs und für den internationalen multimodalen Transport ausgelegt (Wasser, Schiene, Straße).
Entfernungen zu den anderen Austragungsstädten der UEFA EURO 2016
Lens – 40 km
Saint-Denis – 215 km
Paris – 225 km
Lyon – 690 km
Saint-Etienne – 750 km
Bordeaux – 805 km
Toulouse – 895 km
Marseille – 1000 km
Nizza – 1170 km
Distanzen zwischen den Stadtzentren, über die Autobahn wenn möglich
Quelle: mappy – viamichelin
Entfernung vom Stade Pierre-Mauroy zum...
Stadtzentrum: 7 km
Flughafen: 9 km
Unterwegs in der Stadt und Umgebung
Lille verfügt über die längste automatische Metro der Welt: 45 km auf zwei Linien (60 Stationen). Es gibt zudem zwei Straßenbahnlinien, die Lille mit Tourcoing und Roubaix verbinden (35 Stationen). Zusätzlich hat Lille 68 städtische Buslinien, davon 8 grenzüberschreitend nach Belgien. Der Einheitstarif beträgt 1,30 Euro pro Strecke (Umsteigen erlaubt). Parkplätze gibt es am Champ de Mars, Porte de Valenciennes und Norexpo. Mit dem Shuttlebus La Citadine kommt man von dort ins Stadtzentrum. Der Shuttleservice (Montag bis Samstag von 7 bis 20 Uhr) ist im Parkticket inbegriffen, er verkehrt alle 10 bis 13 Minuten.
FUSSBALL
LOSC Lille (Lille Olympique Sporting Club) ist am 23. September 1944 aus der Fusion der beiden Ortsvereine Olympique Lillois und Sporting Club Fivois entstanden. Absolut dominierend war Lille nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit zwei Meistertiteln und drei Pokalsiegen (Coupe de France).
1964/65 geriet OSC Lille infolge einer finanziellen und sportlichen Krise in einen Strudel. Der unvermeidliche Abstieg erfolgte zwei Jahre später. Der Klub verzichtete auf das Berufssportlertum und stieg in den Amateurbereich ab. Somit war Lille zum ersten Mal seit 1932 nicht mehr im Profibereich vertreten. Der Verein machte beim Championnat de France Amateur (französische Fußballmeisterschaft für Amateurmannschaften) einen Neustart und wurde in der Spielzeit 1970/71 Amateurmeister der Gruppe Nord.
Ende der 1990er-Jahre wurde Vahid Halilhodžić als Trainer engagiert, um das sinkende Schiff zu retten. Zusammen mit Präsident Bernard Lecomte und den Aufstiegshelden vom letzten Meisterschaftstag, dem 20. Mai 2000, wird "der Retter" von 16 000 Menschen jubelnd im Stadion Grimonprez-Jooris empfangen.
2002/03 übernahm Claude Puel das Traineramt, an der Seite des neuen Präsidenten Michel Seydoux. Der Verein wurde komplett umstrukturiert und erhielt ein neues Sport- und Ausbildungszentrum (Domaine de Luchin). Rund zehn Jahre später konnten die Früchte des Projekts Grand Stade Lille Métropole geerntet werden. Im Mai 2011 gelang der Elf von Rudi Garcia, dem Nachfolger von Claude Puel, das Double aus französischer Meisterschaft und dem Sieg im Coupe de France.
Im August 2012 wurde schließlich das Grand Stade eröffnet, das ein Jahr später in Stade Pierre-Mauroy umbenannt wurde. Seit der Spielzeit 2013/14 trainiert René Girard die Mannschaft.
Fußballspieler
• Jean Baratte: Absolvierte 32 Spiele für die französische Nationalmannschaft, davon zwölf als Kapitän; er ist bis heute der Lille-Spieler mit den meisten Nominierungen für die Equipe Tricolore
• Jean Vincent: Nationalspieler bei der Weltmeisterschaft 1954, später führt er den FC Nantes als Trainer zu zwei Meisterschaften und war 1982 Nationalcoach von Kamerun
• Mathieu Debuchy: Nationalspieler, der bei der WM in Brasilien Stammspieler war; vor seinem Wechsel nach England spielte er zehn Jahre für LOSC
• Yohan Cabaye: Stammt aus der Talentschmiede des LOSC; wechselte nach Newcastle und unterschrieb dann einen Vertrag bei Paris Saint-Germain, auch er war bei der WM in Brasilien dabei
• Eden Hazard: Einer der Stars der belgischen Nationalmannschaft, er wurde in Lille ausgebildet
Schon gewusst?
Lille hält den Rekord der höchsten Zuschauerzahl bei einem Meisterschaftsspiel: 78 056 Zuschauer erlebten die Begegnung zwischen Lille und Olympique Lyon im Stade de France live mit.
SONSTIGE SPORTARTEN
Lille hat eine hervorragende Sportinfrastruktur und erfüllt damit alle Voraussetzungen einer Sportstadt. Einer der Spitzenvereine ist LMR (Lille Métropole Rugby), der vor einigen Jahren in die zweithöchste Spielklasse (Pro D2) aufstieg. Der Basketballklub Lille MBC spielt Pro B in Frankreich. Auch der Feldhockeyklub ist sehr erfolgreich: Lille Métropole Hockey Club zählt seit seiner Gründung im Jahr 1924 durchgehend zum nationalen Spitzenfeld. Auch bei nationalen Meisterschaften im Tennis, in der Leichtathletik und im Gewichtheben ist Lille fest etabliert.
LINKS FÜR LILLE
Stadt Lille: www.lille.fr
Lille Métropole, Gastgeberstadt der UEFA EURO 2016: http://www.lillemetropole.fr/uefaeuro2016
Fremdenverkehrsbüro Lille: http://www.lilletourism.com
Metropolregion Lille: www.lillemetropole.fr
Fußballklub Lille: http://www.losc.fr/en/english
Unterwegs in der Metropolregion: http://uk.transpole.fr/
Touristeninformationen über Lille: www.Lille.TripAdvisor.fr/hotels