Spanien zerlegt Italien und gewinnt auch die UEFA EURO 2012
Sonntag, 1. Juli 2012
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Spanien - Italien 4:0
Tore von David Silva, Jordi Alba, Fernando Torres und Juan Mata sorgten gegen lange in Unterzahl spielende Italiener für den dritten Titel in Folge.
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Spanien ist mit dem verdienten 4:0-Sieg im Finale der UEFA EURO 2012 gegen Italien in Kyiw etwas Einzigartiges geglückt. Noch nie hatte bislang ein UEFA-Europameister seinen Titel verteidigt, noch nie gewann eine Mannschaft dreimal in Folge einen großen Titel. Nach dem Triumph bei der UEFA EURO 2008 und dem Sieg bei der FIFA-WM 2010 folgte nun der herbeigesehnte dritte Streich.
Das Spiel war zur Halbzeit schon fast entschieden nach Treffern von David Silva (14.) und Jordi Alba (41.), wobei die jeweilige Entstehung allein das Eintrittsgeld wert war. Und nachdem sich Thiago Motta verletzt und Italien bereits dreimal gewechselt hatte, musste Italien fast eine halbe Stunde in Unterzahl spielen. So fielen kurz vor Schluss noch Tore der eingewechselten Fernando Torres (84.) und Juan Mata (88.).
Beide Teams traten in der gleichen Aufstellung an wie vor genau drei Wochen beim 1:1 in der Gruppenphase in Gdansk. Im Vergleich zum Halbfinalsieg gegen Portugal nahm Vicente del Bosque jedoch eine Änderung vor. Er ließ wieder ohne echte Spitze spielen, für Álvaro Negredo stand erneut Cesc Fàbregas in der Startformation, der beim Remis zum Auftakt für den Ausgleich gesorgt hatte.
Italiens Trainer Cesare Prandelli änderte sein Team nach dem Sieg gegen Deutschland ebenfalls auf einer Position. Verteidiger Federico Balzaretti musste wieder zurück auf die Bank und machte Platz für den zuletzt angeschlagenen Ignazio Abate.
Der Titelverteidiger erwischte den besseren Start und hielt die Italiener zunächst weitgehend in deren Hälfte. Und auch die ersten Möglichkeiten gehörten La Roja. Nach einem Freistoß von Sergio Ramos über die Latte, kam dieser nach Ecke von Xavi Hernández dem Ziel mit dem Kopf etwas näher, ehe Xavi nach Doppelpass mit Fàbregas aus 16 Metern nur knapp den Kasten verfehlte.
Mitten im Herzen der Azzurri aber landete der Kopfball von Silva nach nicht einmal einer Viertelstunde, dem eine Traumkombination vorausging. Andrés Iniesta bediente mit einem genialen Steilpass Fàbregas, der die Kugel von der Torauslinie auf Silva flankte. Bei dessen Kopfstoß hatte Schlussmann Gianluigi Buffon keine Chance. Erstmals bei diesem Turnier lagen die Italiener zurück. Und Spanien hatte seit 2006 kein Spiel mehr verloren, in dem sie geführt hatten.
Dieses Tor schien ein Wachsignal für Italien gewesen zu sein, denn die nächsten Minuten gehörten ihnen. Ein Freistoß von Andrea Pirlo wurde mit Mühe von Iker Casillas entschärft (18.), es folgte eine Serie von Eckbällen, die einen Hauch von Gefahr brachten, aber kein zählbares Ergebnis. Auch Fernschüsse von Antonio Cassano und Mario Balotelli führten nicht zum Erfolg.
Den hatte Spanien gepachtet. Fünf Minuten vor der Pause der nächste tolle Angriff von La Roja, wobei der tödliche Pass von Xavi auf den mitgelaufenen Alba den Fans im Olympiastadion das Wasser im Munde zusammen laufen ließ. Der 23-jährige Abwehrspieler schoss aus zwölf Metern in seinem 11. Länderspiel seinen ersten Treffer und brachte Spanien fast uneinholbar in Führung.
Doch Italien hatte sich noch nicht aufgegeben, drehte zu Beginn des zweiten Abschnitts auf und wäre fast durch den eingewechselten Antonio Di Natale per Kopf zum Anschluss gekommen. Doch nur Sekunden später zeigte Fàbregas seine Klasse, als er Buffon beinahe bezwungen hätte, doch der legendäre Torhüter der Italiener konnte Schlimmeres und damit die endgültige Entscheidung verhindern.
Und wenig später hatte abermals Di Natale die Möglichkeit zum Anschluss, konnte aber zweimal "San Iker", der seinen 100. Sieg im Trikot der spanischen Nationalmannschaft feierte, nicht überwinden.
Ganz bitter wurde es in der 62. Minute, als Motta, der erst vier Minuten zuvor gekommen war, vom Platz getragen wurde. Weil Prandelli sein Auswechselkontingent bereits erschöpft hatte, musste Italien das Finale mit einem Mann weniger zu Ende spielen. Dass dies nicht gut gehen konnte, lag auf der Hand.
Während Italien immer müder wurde, drängte Spanien auf weitere Treffer, die kurz vor Schluss auch noch fallen sollten. Wieder bereitete Xavi vor, spielte den Ball zwischen zwei Verteidigern hindurch auf Torres, der sich die Chance nicht entgehen ließ – sein drittes Turniertor. Und dann legte Torres wenig später auch noch für Mata auf, der den Schlusspunkt unter ein denkwürdiges Finale setzte.
Als der Schlusspfiff ertönte, kannte die Freude bei den Spaniern keine Grenzen mehr. Sie haben jetzt nicht nur drei Titel in Folge gewonnen, sondern sind mit dem bisherigen Rekordeuropameister Deutschland mit dem dritten kontinentalen Triumph gleichgezogen. Noch zwei Rekorde stellte Spanien auf mit dem höchsten Finalsieg aller Zeiten und nur einem Gegentor im gesamten Turnier. Und Torres wurde mit drei Treffern und einer Vorlage vor Mario Gomez Torschützenkönig.
Aufstellungen
Spanien: Casillas (K); Jordi Alba, Ramos, Piqué, Arbeloa; Xabi Alonso, Busquets, Xavi; Iniesta (87. Mata), Fàbregas (75. Torres), David Silva (59. Pedro)
Bank: Valdes, Reina, Raúl Albiol, Javi Martínez, Juanfran, Negredo, Llorente, Navas, Cazorla
Trainer: Vicente del Bosque
Italien: Buffon (K); Chiellini (21. Balzaretti), Bonucci, Barzagli, Abate; De Rossi, Pirlo, Montolivo (57. Motta), Marchisio; Cassano (46. Di Natale), Balotelli
Bank: Sirigu, De Sanctis, Ogbonna, Giaccherini, Borini, Giovinco, Maggio, Diamanti, Nocerino
Trainer: Cesare Prandelli
Schiedsrichter: Pedro Proença (Portugal)
Man of the Match: Andrés Iniesta (Spanien)