Unterschiedliche Ausgänge für EURO-Gastgeber
Freitag, 11. März 2016
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Heimvorteil kann in jedem Turnier von großem Nutzen sein, aber bei UEFA-Europameisterschaften hat es sich nicht übermäßig positiv ausgewirkt. UEFA.com nimmt erfolgreiche Gastgeber unter die Lupe.
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Polen und die Ukraine haben bei der UEFA EURO 2012 zwar Heimvorteil, doch geschichtlich gesehen ist dies keine Garantie für ein gutes Turnier. Seit der Einführung des Wettbewerbs im Jahre 1960 haben Gastgeber von UEFA-Europameisterschaften ganz unterschiedliche Erfahrungen hinter sich und nur drei Nationen konnten vor heimischem Publikum den Titel holen. Portugal hatte 2004 eine gute Chance, diesem Trend zu trotzen, unterlag aber im Endspiel von Lissabon dem Überraschungsteam aus Griechenland. Die Bilanz von Gastgebern bei FIFA-Weltmeisterschaften ist auch nicht gerade berauschend und nur sechs von 19 Nationen konnten den Heimvorteil zum Titelgewinn nutzen. UEFA.com blickt auf die drei Turniere mit siegreichen Gastgebern zurück.
UEFA-Europameisterschaft 1964 - Spanien
Vier Jahre zuvor hatte die UdSSR in Frankreich triumphiert und griff nach der Titelverteidigung, doch 80 000 Fans im Santiago Bernabéu waren Zeuge, wie Spanien den Pokal im eigenen Land behielt. Die Elf von José Villalonga feierte dank der lautstarken Unterstützung der Anhänger und dem Treffer von Marcelino in der 84. Minute ihren ersten großen Titel. Das ganze Land wurde dadurch in einen kollektiven Jubel versetzt und für Mittelfeldspieler Luis Suárez war diese Begeisterung von außen mitentscheidend: "Andere spanische Nationalmannschaften, in denen ich gespielt habe, waren viel besser als die von 1964, aber wir haben nie etwas erreicht. Wir hatten viel Unterstützung vom spanischen Volk. Die Fans haben sich mit uns identifiziert, vielleicht weil wir eine junge, hungrige Mannschaft waren. Es hat uns viel geholfen und Ruhe ins Team gebracht, denn sie haben uns den Druck genommen."
UEFA-Europameisterschaft 1968 – Italien
Titelverteidiger Spanien schied gegen England im Viertelfinale aus und damit stand für Italien die Tür offen, im eigenen Land zu triumphieren. Allerdings war eine Menge Glück involviert, denn das Halbfinale in Neapel gegen die UdSSR musste durch einen Münzwurf entschieden werden. Der damalige Torwart Dino Zoff erinnert sich gut: "Es war etwas Besonderes für mich, weil ich damals für den SSC Napoli gespielt habe. Die Atmosphäre war unglaublich, das Stadion war total ausverkauft." Im Endspiel traf die Azzurri auf ein starkes Jugoslawien und hatte es Angelo Domenghini zu verdanken, dass man ein Wiederholungsspiel erreichte. Die Mannschaft von Ferruccio Valcareggi setzte sich dabei durch und wurde zur ersten Nation, die sowohl FIFA-Weltmeisterschaft, als auch UEFA-Europameisterschaft gewinnen konnte.
UEFA-Europameisterschaft 1984 – Frankreich
Zwanzig Jahre nachdem Spanien als erstes Team vor eigenem Publikum Europameister wurde, konnte Frankreich des Kunststück wiederholen. Kapitän Michel Platini war der Star von Les Bleus und erzielte im Endspiel gegen Spanien im Pariser Prinzenpark seinen neunten Treffer der Endrunde. "Es war der erste offizielle Titel, den Frankreich in einer Mannschaftssportart gewinnen konnte, also war es für den französischen Fußball und den französischen Sport allgemein ein großartiger Moment", erinnert sich der ehemalige Mittelfeldspieler von AS Nancy-Lorraine, AS Saint-Étienne und Juventus. "Frankreich hat ein sehr gutes Turnier gespielt. Wir waren besser als alle anderen Mannschaften und haben dies auf dem Platz umgesetzt."
Ergebnisse der Gastgeber
1960: Frankreich (Vierter)
1964: Spanien (Sieger)
1968: Italien (Sieger)
1972: Belgien (Dritter)
1976: Jugoslawien (Vierter)
1980: Belgien (Finale)
1988: Bundesrepublik Deutschland (Halbfinale)
1992: Schweden (Halbfinale)
1996: England (Halbfinale)
2000: Belgien (Vorrunde), Niederlande (Halbfinale)
2004: Portugal (Finale)
2008: Österreich (Vorrunde), Schweiz (Vorrunde)
2012: Polen (Vorrunde), Ukraine (Vorrunde)