1996: Fußball kehrt ins Mutterland zurück
Montag, 5. Dezember 2011
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Nach dem Sieg im Elfmeterschießen gegen Gastgeber England machte Oliver Bierhoff im Finale das Golden Goal gegen die Tschechen.
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Gibt es einen passenderen Austragungsort für die bisher größte Endrunde einer Fußball-Europameisterschaft als die Wiege des Fußballs in Europa? 16 Mannschaften, doppelt so viele wie bei der letzten Europameisterschaft, wurden in vier Gruppen mit je vier Mannschaften eingeteilt. Doch nicht das Mutterland des Fußballs selbst, sondern der alte Rivale Deutschland sollte am Ende die Trophäe in Händen halten.
Das Turnier hätte kaum einen besseren Schauplatz finden können, in renovierten englischen Stadien und mit einer noch größeren öffentlichen Begeisterung. Ein perfekter Rahmen, auch wenn manche befürchteten, dass Schlüsselspieler wie Paul Gascoigne und Alan Shearer ihren Zenith bereits überschritten hätten. Doch Englands Trainer Terry Venables wurde für sein Vertrauen in Shearer, der 21 Monate torlos blieb, sofort belohnt.
Shearer traf sowohl beim 1:1 gegen die Schweiz als auch beim 2:0-Erfolg gegen Schottland, wo auch Gascoigne einen Treffer beisteuerte. Und es sollte noch besser kommen: Beim tollen 4:1-Sieg gegen die Niederlande erzielten Shearer und Teddy Sheringham jeweils zwei Treffer. Die Niederlande sicherte sich dank des Ehrentreffers von Patrick Kluivert dennoch einen Platz im Viertelfinale auf Kosten der Schotten.
Weniger Glück hatten Italien und Titelverteidiger Dänemark, die beide vorzeitig das Aus ereilte, noch bevor die Golden-Goal-Regel in der K.-o.-Runde das erste Mal griff. Die Tschechen setzte sich dank eines Treffers der Entdeckung Karel Poborský gegen Portugal durch, Matthias Sammer erzielte den Siegtreffer für Deutschland gegen Kroatien. England und Frankreich benötigten zum Weiterkommen das Elfmeterschießen, nachdem es gegen Spanien beziehungsweise die Niederlande 0:0 gestanden hatte.
Frankreich musste sich anschließend nach 120 torlosen Minuten gegen die Tschechen 20 Jahre nach Antonín Panenka im Elfmeterschießen geschlagen geben, und wieder stand nur das deutsche Team dem großen Triumph im Weg. Shearer hatte im Halbfinale England gegen Deutschland in Führung gebracht, doch Stefan Kuntz mit seinem Tor eine schnelle Antwort gefunden. Gascoigne hatte in der Verlängerung den Siegtreffer auf dem Fuß, im Elfmeterschießen reihte sich dann Gareth Southgate in die lange Liste englischer Fehlschützen bei Elfmeterschießen ein.
76 000 Zuschauer strömten dennoch ins Wembley-Stadion, um Deutschland in ihrem fünften kontinentalen Finale zu verfolgen. Zuletzt hatte man 1992 überraschend gegen Dänemark verloren. Und auch diesmal sah es nicht gut aus, als Patrik Berger einen Elfmeter für die Tschechen verwandelte. Deutschland blieb jedoch unbeeindruckt und Berti Vogts wechselte Oliver Bierhoff ein, der per Kopf den Ausgleich erzielte. Vier Minuten waren in der Verlängerung gespielt, da brach Bierhoff die Herzen der Tschechen. Sein Schuss mag nicht der härteste gewesen sein, doch er fand den Weg vorbei an Tschechiens Petr Kouba - das erste Golden Goal des Wettbewerbs entschied das Finale. Mit einem Schlag gehörte das Spiel und das Turnier den Deutschen.