1992: Nachzügler Dänemark stiehlt allen die Show
Montag, 5. Dezember 2011
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Dänemark hatte nur zwei Wochen Zeit zur Vorbereitung auf die EM, dennoch landete Richard Møller-Nielsens Truppe den großen Coup.
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Der Juni 1992 mag nicht der beste Monat gewesen sein, um Küchen zu renovieren, aber für Fußball-Romantiker auf der ganzen Welt ist er mit Erinnerungen beladen. Nachdem Dänemark die Qualifikation verpasst hatte, rückte das Team in letzter Minute für Jugoslawien ins Turnier - und bedankte sich für die Durchkreuzung der Sommerpläne mit dem unerwarteten EM-Sieg.
"Ich wollte eine neue Küche einbauen, aber dann mussten wir in Schweden spielen", so Dänemarks Trainer Richard Møller-Nielsen nach dem Triumph. "Die Küche ist jetzt fertig, ich habe es in professionelle Hände gegeben." Nur zwei Wochen Zeit hatte das dänische Team, um sich auf die Europameisterschaft vorzubereiten, nachdem Jugoslawien wegen der Balkan-Krise von der Turnierteilnahme ausgeschlossen wurde.
Ein weiterer Nachteil der Dänen war, dass sich der brilliante Spielmacher Michael Laudrup gegen eine Teilnahme entschied, das 0:0 zum Auftakt gegen England war also keine Überraschung. Gegen Gastgeber Schweden um die aufstrebenden jungen Angreifer Tomas Brolin und Martin Dahlin setzte es eine 0:1-Niederlage, doch im letzten Spiel der Gruppe 1 feierte das Team einen überraschenden 2:1-Sieg gegen Michel Platinis Frankreich. Dies bescherte den Dänen einen Platz im Halbfinale, als Gruppenzweiter hinter Schweden.
Die Veränderungen in Europa waren auch in Gruppe 2 zu spüren, wo Deutschland erstmals als eine Nation antrat und die ehemalige UdSSR als Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Am Ende setzte sich Titelverteidiger Niederlande durch, der mit einem aufregenden jungen Stürmer namens Dennis Bergkamp gegen die GUS gewann und dann auch dem Gruppenzweiten Deutschland beim 3:1 keine Chance ließ.
Auch im Halbfinale traf Bergkamp für sein Team, doch Henrik Larsen erzielte zwei Treffer für Dänemark. Frank Rijkaards später Ausgleich brachte das Spiel in die Verlängerung. Dort fielen keine Treffer, so dass das Elfmeterschießen entscheiden musste. Dänemarks Torhüter Peter Schmeichel avancierte dabei zum Helden, als er Marco van Bastens flach in die linke Ecke geschossenen Elfmeter entschärfte und die Dänen ins Finale katapultierte.
Damit war die Truppe von Møller-Nielsen aber noch nicht am Ende, im Finale in Göteborg ging es danach gegen Deutschland. Die DFB-Elf hatte das andere Halbfinale durch zwei Treffer von Karlheinz Riedle mit 3:2 gegen Gastgeber Schweden gewonnen. Im Endspiel ging Dänemark nach 18 Minuten durch einen Treffer von Mittelfeldspieler John Jensen in Führung - eine Rarität, doch es war kein gewöhnliches Turnier. Kim Vilfort machte mit seinem Treffer das Märchen perfekt. Die Deutschen warfen zwar noch einmal alles nach vorne, doch Schmeichel hielt, was zu halten war.